Erdbeben der Stärke 3,6 zwischen Syke und Bassum rüttelt Region ...

25 Mär 2024
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Stand: 25.03.2024, 19:03 Uhr

Von: Robin Taskin

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Die Erdgasbohrungen Klosterseelte Z7 und Z6 werden seit Februar für die Absperrung vorbereitet (vergleichbar mit dem Bild). Das Erdbeben hat in diesem Bereich stattgefunden, allerdings wird dort zur Zeit kein Gas gefördert, betont Exxon Mobil. Einen Zusammenhang schließt das Unternehmen aber nicht aus.

Die Erdgasbohrungen Klosterseelte Z7 und Z6 werden seit Februar für die Absperrung vorbereitet (vergleichbar mit dem Bild). Das Erdbeben hat in diesem Bereich stattgefunden, allerdings wird dort zur Zeit kein Gas gefördert, betont Exxon Mobil. Einen Zusammenhang schließt das Unternehmen aber nicht aus. © Exxon Mobil

Plötzlich wackelt der Boden: Ein Erdbeben der Stärke 3,6 hat am Montagmittag vielerorts für Aufsehen gesorgt. Das Epizentrum lag zwischen Syke und Bassum.

Landkreis – Ein Erdbeben hat am Montagmittag im Landkreis Diepholz und über dessen Grenzen hinaus für Aufsehen gesorgt. Nach Angaben des Landesamtes für Bergbau, Energie und Geologie (LBEG) befand sich das Epizentrum zwischen den Städten Syke und Bassum unterhalb eines Erdgasfeldes. Mit einer Stärke von 3,6 auf der Richterskala gilt das Beben in Niedersachsen als eines der stärksten der vergangenen Jahrzehnte.

Erdbeben zwischen Syke und Bassum: Zeugen berichten von „wackelnden Häusern“

Um 12.07 Uhr begann der Boden plötzlich für mehrere Sekunden zu wackeln. Zeugenberichten zufolge war das Beben besonders in Bassum und Syke zu spüren. Einige berichteten in den sozialen Medien von einem lauten Knall und „wackelnden Häusern“. Auch in benachbarten Kommunen sowie in Bremen und im Landkreis Verden hätten Menschen die Schwingungen bemerkt.

Als möglichen Ursache vermuten die Verantwortlichen des LBEG die Erdgasförderung des Energieunternehmens Exxon Mobil auf dem Feld Klosterseelte-Kirchseelte-Ortholz zwischen Syke und Bassum. Dort hatte sich 2014 schon mal ein Erdbeben ereignet.

Durch Gasförderung kommt es unter der Erdoberfläche zu Spannungen und sogenannten Schwächezonen. Dies kann zu Erdbeben führen.

Energieunternehmen schließt Zusammenhang zwischen Gasfeld und Beben nicht aus

Exxon Mobil bestätigt auf Nachfrage der Kreiszeitung, dass das „seismische Ereignis“ auf besagtem Feld stattgefunden hat. Allerdings werde dort zur Zeit kein Erdgas gefördert. Trotzdem schließt das Unternehmen einen möglichen Zusammenhang zwischen Erdgasfeld und Beben nicht aus. Betroffene sollen sich bei Exxon Mobil per E-Mail melden, hieß es in der Stellungnahme.

Laut der Deutschen Presse Agentur (DPA) entstanden an einigen Gebäuden im Umkreis leichte Schäden. Das LBEG wird deshalb in absehbarer Zeit einen sogenannten Einwirkungsbereich festlegen. „Das Unternehmen muss dort für die Schäden aufkommen“, sagte LBEG-Sprecher Eike Bruns.

Richterskala

Die Richterskala, auch Magnitudenskala genannt, gibt die Stärke von Erdbeben an. In der Nähe des Epizentrums sind Erdbeben teilweise bereits ab einer Magnitude von 2,5 spüren. Ab Magnitude drei werden Beben verbreitet verspürt. Erdbeben mit Magnituden zwischen vier und fünf können in einem Umkreis von 100 bis 200 Kilometern wahrgenommen werden. Ab Magnitude fünf sind es unter Umständen mehrere Hundert Kilometer.

Quelle: ETH Zürich

Innerhalb des Einwirkungsbereichs gilt die Umkehr der Beweislast. Das bedeutet, dass Geschädigte nicht beweisen müssen, dass die jeweiligen Schäden durch das Erdbeben entstanden sind, sondern das Unternehmen in der Pflicht ist, dies zu widerlegen. Verletzte gab es nach Auskunft des Polizeisprechers Thomas Gissing ebenso wenig wie erdbebenbedingte Einsätze der Beamten.

Das Erdbeben hat seinen Ursprung in fünf Kilometern Tiefe

Lotte Krawczyk, Professorin für Geophysik vom Deutschen Geo-Forschungs-Zentrum (GFZ), erklärte schon vor dem Bekanntwerden der beschädigten Gebäude, dass ein Beben der Stärke 3,6 durchaus Schäden an der Infrastruktur verursachen kann.

Messungen des GFZ machten den Ursprung des wankenden Bodens in rund fünf Kilometern Tiefe ausfindig. „Je flacher das Beben unter der Erdoberfläche stattfindet, desto mehr merkt man es“, so die Geophysikerin.

Dass es durch Erdgasförderungen zu leichten Beben kommt, sei nicht unüblich. Meist liegt die Intensität der Schwingungen aber unter der menschlichen Wahrnehmungsschwelle, erklärt ein Sprecher der GFZ.

Das jüngste Erdbeben in der Region ereignete sich im Dezember vergangenen Jahres in Harpstedt. Mit einer Magnitude von 2,4 seien auch leichte Erschütterungen in Bassum und Twistringen wahrgenommen worden. Damals vermuteten Experten ebenfalls einen Zusammenhang mit der Erdgasförderung.

Erdbebenschäden melden

Wer nach dem Erdbeben Schäden an seinem Eigentum feststellt, wird gebeten, per E-Mail Kontakt zu Exxon Mobil aufzunehmen: pressestelle.hannover@ exxonmobil.com.

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