Historisches Polizeifoto von Trump: Für 20 Minuten im Gefängnis

26 Aug 2023

Stand: 25.08.2023 08:49 Uhr

Das hat es noch nicht gegeben: Ein Ex-Präsident der USA muss ins Gefängnis und sich dort wie ein Schwerverbrecher für ein Polizeifoto ablichten lassen. Am Ende war Donald Trump wieder ein freier Mann - zumindest vorerst.

Donald Trump - Figure 1
Foto tagesschau.de

Es war eine Inszenierung wie für einen Staatsbesuch: Zwar nicht mit der Air Force One, aber mit seiner privaten Boeing mit der gigantischen Aufschrift "Trump" landete der Ex-Präsident kurz nach 19 Uhr Ortszeit in Atlanta, schritt die Treppe herunter und winkte in die Kameras der Kabelsender, die das Geschehen live übertrugen.

In einer Kolonne mit einem halben Dutzend Panzerlimousinen ging es dann zum Fulton County Jail. Dort hatten rund 100 seiner Fans hinter der Sicherheitsabsperrung stundenlang auf die Ankunft ihres Idols gewartet. Sharon kam sogar schon am Vorabend, schlief im Auto und brachte sich im Morgengrauen in Position: "Wir wollen, dass Donald Trump uns hier sieht und weiß, dass wir ihm beistehen."

Das Verfahren sei doch rein politisch motiviert, so Mike Goldberg, der extra 1000 Kilometer aus Indiana angereist war: "Trump führt in den Umfragen. Deshalb wollen sie ihn ins Gefängnis stecken. Damit er nicht gewinnen kann!"

Keine Leibesvisitation für Trump

Die erkennungsdienstliche Behandlung des Ex-Präsidenten fand dann unter Ausschluss der Öffentlichkeit statt und dauerte nur rund 20 Minuten. Das Fulton County Jail ist berüchtigt: Überbelegung, Gewalt und schlechte Hygiene. Aber Trump werde davon wohl abgeschirmt, so der ehemalige Staatsanwalt Michael Moore vorab bei CNN: "Die Gänge werden leer sein, er wird in einen sicheren Raum gebracht. Der Geheimdienst hatte Wochen, um das vorzubereiten. Sie werden buchstäblich eine Sicherheitsblase um ihn bilden."

"mug shot"

Im englischsprachigen Raum werden Fotos, die die Polizei im Zuge der erkennungsdienstlichen Behandlung von einem Tatverdächtigen macht, als "mug shot" bezeichnet. Der Begriff setzt sich aus dem umgangssprachlichen Begriff "mug" für "Gesicht, Visage" und dem Wort "shot" für "Schnappschuss" zusammen. Die Fotos helfen Behörden und Zeugen bei der Identifikation eines Täters und dienen gegebenenfalls auch als Fahndungsfotos. In deutschsprachigen Medien wird dieser Begriff häufig mit "Polizeifoto" übersetzt.

Das sogenannte "Booking", so viel wie "Einbuchten", gehört zum Ablauf jedes Strafverfahrens in Georgia. Anders als andere Angeklagte musste Trump keine Leibesvisitation über sich ergehen lassen. Aber das Polizeifoto, das ihm bei den anderen Verfahren in Washington, New York und Florida erspart geblieben war, wurde doch genommen und kurz darauf veröffentlicht: Mit zusammengezogenen Augenbrauen und verkniffenem Mund stiert der Ex-Präsident scheinbar aufgebracht in die Kamera.

Nachdem er das Gefängnis wieder verlies, veröffentlichte Trump selbst das Foto auf X, ehemals Twitter. Dazu schrieb er untereinander die Worte "Wahleinmischung" und "niemals aufgeben!".

200.000 US-Dollar Kaution für Trump

"Das wird das berühmteste Polizeifoto der Geschichte", erklärte Trumps Schwiegertochter Lara im Sender Newsmax. Man versuche ihn damit bloßzustellen. Aber das Gegenteil werde passieren: "Dieses Foto wird auf Postern und T-Shirts erscheinen. Und auf Flaggen, die jene Leute hissen, die unser Land lieben."

Als Teil seiner Kautionsauflagen musste Trump einerseits eine Bürgschaft von 200.000 US-Dollar bereitstellen. Und sich außerdem verpflichten, weder Mitangeklagte noch Zeugen zu bedrohen oder unter Druck zu setzen. In seinem kurzen Statement vor dem Rückflug aus Atlanta wiederholte der Ex-Präsident trotzdem die Lüge von der verlorenen Wahl. Er habe nichts falsch gemacht - und jedes Recht, eine Wahl zu hinterfragen, die er für unehrlich halte.

Prozessbeginn noch nicht terminiert

Im September soll die offizielle Anklage-Erhebung folgen. Aber wann der eigentlich Prozess beginnt, wird noch verhandelt. Die zuständige Staatanwältin Fani Willis hat vor Gericht den 23. Oktober beantragt. Trumps Anwälte fordern einen Termin lange nach der nächsten Präsidentschaftswahl.

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