Zverev siegt bei French Open: „Bin gekommen, um zu bleiben“

Zverev French Open

Alexander Zverev klopfte sich auf die Brust und schrie seine Freude laut heraus. Nach dem großen Befreiungsschlag bei den French Open gegen US-Topspieler Frances Tiafoe war dem Olympiasieger die Erleichterung deutlich anzumerken. Exakt ein Jahr nach der schweren Knöchelverletzung an selber Stelle hat Zverev sein Trauma endgültig überwunden und steht nach einer starken Leistung im Achtelfinale von Paris – Daniel Altmaier dagegen ist raus.

„Ich bin so glücklich, diese harten Matches hier wieder zu erleben. Ich bin gekommen, um zu bleiben“, sagte Zverev, der beim 3:6, 7:6 (7:3), 6:1, 7:6 (7:5) gegen Tiafoe auch spielerisch überzeugte und zum sechsten Mal in Folge die Runde der besten 16 in Roland Garros erreichte.

Dort trifft er am Montag nicht wie erhofft auf seinen Landsmann Altmaier, sondern auf den Bulgaren Grigor Dimitrow, der Altmaier glatt in drei Sätzen schlug. Zverev dagegen verwandelte auf dem Court Philippe Chatrier nach fast vier Stunden seinen ersten Matchball und ließ sich von den Fans feiern. „Ich fand das Niveau von Satz zwei bis vier sehr gut“, lobte Boris Becker am Eurosport-Mikrofon.

„Vielleicht kann ich dieses Jahr dort weitermachen, wo ich letztes Jahr aufgehört habe“, hatte Zverev vor der Partie angesprochen auf seinen brisanten Jahrestag gesagt. Vor 365 Tagen befand sich Zverev im Halbfinale gegen Sandplatzkönig Rafael Nadal mit seinem Gegner auf Augenhöhe und auf dem Höhepunkt seiner spielerischen Fähigkeiten – und knickte folgenschwer um. Es folgten sieben Monate Reha und eine lange Formkrise im Anschluss.

Ausrutscher löste unschöne Erinnerungen aus

Von dieser war zu Beginn nichts mehr zu sehen. Zverev bewegte sich gut, setzte den Gegner mit seinem aggressiven Spiel unter Druck und schnupperte mehrfach an einem Break.

Das aber holte sich schließlich Tiafoe, der eine kurze Schwächephase Zverevs gnadenlos bestrafte und die Unsicherheit zurück ins Spiel seines Kontrahenten brachte. Mit einem Doppelfehler beendete Zverev schließlich den Satz zu seinen Ungunsten.

Anschließend aber stabilisierte er sich wieder und krallte sich den wichtigen zweiten Durchgang im Tiebreak. Eine Schrecksekunde Anfang des dritten Satzes, als er wegrutschte und bei den Zuschauern unschöne Erinnerungen auslöste, überstand Zverev ebenso wie das frühe Break Tiafoes. Im restlichen dritten Satz zeigte er sich von seiner besten Seite und erinnerte zum ersten Mal seit Langem wieder an den Topspieler früherer Tage.

Der zuletzt häufig zu passiv agierende Zverev, der diesmal aber erfrischend oft am Netz auftauchte und dort immer wieder punktete, gewann zwischenzeitlich sechs Spiele in Folge. Gegen Ende der Partie wurde es dann noch einmal eng, aber Zverev behielt die Nerven.

Gegen Dimitrow geht Zverev nun als Favorit ins Match, auch die möglichen Anschlussaufgaben scheinen in dieser Form durchaus machbar.

Altmaier steckte die Müdigkeit in den Knochen

Altmaier hatte zuvor beim 4:6, 3:6, 1:6 gegen Dimitrow keine Chance gehabt. Nach seinem hochemotionalen Fünfeinhalb-Stunden-Krimi gegen Jannik Sinner in der Runde zuvor fehlten dem Kempener merklich die Kräfte, um den zweiten Achtelfinaleinzug nach 2020 klarzumachen.

Es sei emotional und körperlich schwierig gewesen, das vorige Match zu verarbeiten. „Am Ende ist man auch nur ein Mensch und kann draus lernen. Wenn das dann hoffentlich Woche für Woche Realität wird, gegen diese Topjungs zu spielen, wird das hoffentlich natürlich sein“, sagte Altmaier und bewertete sein Turnier und die Arbeit der vergangenen Wochen „sehr positiv“: „Es gibt noch sehr viele Baustellen, aber wir haben schon schöne Momente gehabt.“

Altmaier hatte von Beginn an gehemmt gewirkt, die Müdigkeit schien ihm nach seinem Marathonmatch gegen Jannik Sinner zwei Tage zuvor noch in den Knochen zu stecken. Dimitrow durfte nach einem späten Break über den ersten Satzgewinn jubeln, die bulgarischen Fans auf der Tribüne taten es ihm gleich. Altmaiers Gegner dominierte das Match auch im Anschluss. Altmaier hatte vor allem mit seinem Aufschlag große Probleme – nach dem nächsten frühen Break warf er frustriert seinen Schläger in die Luft.

Auch das Pariser Publikum, dessen Herzen Altmaier mit seinem unbändigen Kampfgeist am Donnerstag erobert hatte, konnte ihn nicht zu einem Erfolg antreiben. Dimitrow hatte auf die Ideen Altmaiers, der gegen Ende der Partie vollends auseinander fiel, fast immer die richtige Antwort parat. Problemlos qualifizierte sich der ehemalige Wimbledon-Halbfinalist für sein erst zweites Paris-Achtelfinale.

Mehr lesen
Ähnliche Nachrichten
Die beliebtesten Nachrichten der Woche