Trauerstaatsakt: Emmanuel Macron würdigt Wolfgang Schäuble als ...

22 Jan 2024
Wolfgang Schäuble

Der Bundestag hat mit einem Staatsakt des Ende Dezember verstorbenen CDU-Politikers Wolfgang Schäuble gedacht. "Deutschland hat einen Staatsmann verloren, Europa hat eine Säule verloren, Frankreich hat einen Freund verloren", sagte Frankreichs Präsident Emmanuel Macron in einer zum Großteil auf Deutsch gehaltenen Rede. Schäubles Wunsch, einen Franzosen im Bundestag sprechen zu lassen, sage viel über sein Vertrauen in Frankreich und Deutschland aus.

Der CDU-Politiker habe sich durch "sein Pflichtbewusstsein und seine unermüdliche Leidenschaft" ausgezeichnet, sagte Macron weiter. "Er wurde nicht immer verstanden, manchmal auch in Frankreich nicht", räumte er ein. Schäuble habe die Interessen Deutschlands verteidigt, aber dabei immer gewusst, "dass in Europa niemand danach streben sollte, an der Spitze zu stehen".

Bundestagspräsidentin Bärbel Bas würdigte die Leistungen ihres Vorgängers. Schäuble habe Historisches vollbracht, sagte die SPD-Politikerin. "Denken wir nur an seine Leistung als Architekt der deutschen Einheit." Wolfgang Schäuble sei der vollendete Staatsdiener gewesen. Immer habe für ihn gegolten: "Erst das Amt, dann die Person." Zum Schluss sei Schäuble eine Instanz geworden, sagte Bas, "über Parteigrenzen hinweg".

"Immer fair" und "immer bereit, seinem Gegenüber respektvoll zuzuhören"

CDU-Chef Friedrich Merz würdigte Schäuble als "begnadeten Redner" und "leidenschaftlichen Parlamentarier". "Er konnte in der Sache sehr hart sein, und das hat ihm – zum Beispiel in der Finanzkrise – nicht nur neue Freunde eingetragen", sagte Merz. 

Doch Schäubles Umgang sei immer fair gewesen und er immer bereit, seinem Gegenüber respektvoll zuzuhören. "Nicht aufgeben und die Begeisterung für den Sport" seien zudem sein ganzes Leben lang prägende Eigenschaften Schäubles gewesen, sagte Merz.

Merkel nennt Schäuble "Anker von Stabilität"

Altkanzlerin Angela Merkel (CDU) bezeichnete ihren ehemaligen Innen- und Finanzminister vor dem Staatsakt als "Anker von Stabilität, von Ruhe und intellektuellem Scharfsinn". Bei Konflikten habe sie an Schäuble geschätzt, "dass er nach vorne geschaut" und sich für Politik und Land eingesetzt habe.

Im Anschluss an den Staatsakt lud Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier zu einem Trauerempfang ebenfalls im Reichstagsgebäude ein.

"Ein Antipopulist im Dienst unseres Gemeinwesens"

Vor der Veranstaltung im Bundestag fand ein öffentlicher Gedenkgottesdienst im Berliner Dom statt. Dort würdigten ihn Vertreter der Kirchen und Religionen als überzeugten Christen. "Er war ein Antipopulist und ein Mensch, der sich ganz und gar, mit all seiner Kraft, Leidenschaft und Hingabe in den Dienst unseres Gemeinwesens und unserer Demokratie gestellt hat", sagte die amtierende Ratsvorsitzende der evangelischen Kirche in Deutschland, Bischöfin Kirsten Fehrs.

Schäuble war am 26. Dezember im Alter von 81 Jahren gestorben. Er wurde Anfang Januar in seiner Heimatstadt Offenburg beigesetzt. Seit 1972 gehörte der CDU-Politiker dem Bundestag an. Er hatte in seiner beruflichen Laufbahn unterschiedliche Ämter inne: So war er Unionsfraktionschef, mehrmals Bundesminister und von 2017 bis 2021 Bundestagspräsident.

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