Bewegende Trauerfeier für Wolfgang Schäuble

5 Jan 2024
Abschied von Wolfgang Schäuble "Du hast Großes geleistet"

Stand: 05.01.2024 15:57 Uhr

Mit einem Trauergottesdienst haben Familie und Wegbegleiter Abschied von dem verstorbenen CDU-Politiker Schäuble genommen. An der Trauerfeier in seiner Heimatstadt Offenburg nahmen rund 400 Gäste teil.

Ein würdevoller Abschied für den großen Staatsmann Wolfgang Schäuble: In einer Trauerfeier in Offenburg ist dem langjährigen CDU-Bundespolitiker die letzte Ehre erwiesen worden. Im Trauergottesdienst in der Evangelischen Stadtkirche wurde Schäuble als "leidenschaftlicher Europäer", "großer Sohn unseres Landes" und als "Gesamtkunstwerk" gewürdigt. Im Anschluss daran zog ein Trauerzug durch die Innenstadt. Wolfgang Schäuble wurde im Beisein von Familie, hohen Amtsträgern und politischen Weggefährten auf dem Waldbachfriedhof beigesetzt.

Die "SWR-Extra"-Sendung zur Trauerfeier von Wolfgang Schäuble zum Nachschauen:

zum Nachschauen:

Trauergottesdienst mit Familie und Politprominenz

Wie geplant hat der Trauergottesdienst um 11 Uhr in der Evangelischen Stadtkirche, Schäubles Heimatgemeinde, begonnen. Der Sarg des Verstorbenen war vor dem Altar aufgebahrt. Davor war ein riesiges Herz mit roten Rosen und der Aufschrift "Deine Ingeborg" zu sehen, der letzte Gruß seiner Ehefrau.

An der Feier nahmen rund 400 Gäste teil. In den ersten Reihen in der Kirche saß die Familie von Wolfgang Schäuble. Neben ihnen nahmen prominente Politiker Platz, zum Beispiel der CDU-Bundesvorsitzende Friedrich Merz, der mit Wolfgang Schäuble befreundet war. Unter den Trauergästen waren auch Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD), der Präsident des Bundesverfassungsgerichts, Stephan Harbarth, der frühere CDU-Chef Armin Laschet, der baden-württembergische Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne), sein Vorgänger Günther Oettinger (CDU), Landesinnenminister Thomas Strobl (CDU), CDU-Landeschef Manuel Hagel und der frühere luxemburgische Regierungschef Jean-Claude Juncker.

Sechs Bundespolizisten haben vor Beginn des Trauergottesdienstes Totenwache gehalten.

Heike Springhart, die Bischöfin der Evangelischen Landeskirche in Baden, leitete den Trauergottesdienst. Sie zeichnete Schäubles Leben nach und zitierte ihn: "Wer Angst vor dem Sterben hat, darf nicht geboren werden." Schäuble habe immer gezeigt, was möglich sei - auch nach dem Attentat.

Merz, Kretschmann, Hagel und Strobl halten bewegende Trauerreden

Als erster Redner trat Baden-Württembergs Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne) ans Rednerpult. Kretschmann hob die demokratische Vorbildrolle von Wolfgang Schäuble hervor. Das Land verliere eine große politische Persönlichkeit. Die Menschen der Ortenau hätten Schäuble seit 50 Jahren immer wieder ins Parlament gewählt - eine Wertschätzung und Besonderheit, so Kretschmann. Zum Abschluss hob der Ministerpräsident noch einmal hervor, dass Schäuble ein Baden-Württemberger durch und durch gewesen sei.

Zu den Trauerrednern gehörte auch der CDU-Bundesvorsitzende Friedrich Merz. Der Partei- und Fraktionschef würdigte das Leben und Wirken seines langjährigen Freundes. "Ohne ihn stände ich heute nicht hier", sagte Merz. Schäuble habe "Generationen von Abgeordneten unserer Fraktion eine Prägung mitgegeben, auch mir ganz persönlich", so Merz. Er beendete seine Rede mit: "Wolfgang, du hast Großes geleistet und es ist gut geworden."

Ohne ihn stände ich heute nicht hier. Wir sind über die letzten Jahre wirkliche Freunde geworden. CDU-Bundesvorsitzender Friedrich Merz

Als vorletzter Redner sprach der Vorsitzende der CDU in Baden-Württemberg, Manuel Hagel. Wolfgang Schäuble habe die Kontroverse geliebt, aber nicht das Klatschen. Auch nach Reden sei es ihm sichtbar unbehaglich gewesen, wenn die Menschen applaudierten. Schäubles unglaubliche Disziplin habe ihn sein ganzes Leben lang geführt.

Christine Strobl ist die älteste Tochter von Wolfgang Schäuble. Sie nannte ihn ein "Gesamtkunstwerk".

Zum Abschluss trat Wolfgang Schäubles älteste Tochter, Christine Strobl, nach vorne. Sie sprach in ihrer gefühlvollen Rede von "ihrem Papa", dessen Rollstuhl nie eine Rolle spielen sollte. Von vielen Erkrankungen und gesundheitlichen Problemen habe die Öffentlichkeit deshalb nie erfahren. Diese Weihnachten habe Schäuble sich noch einmal für seine Familie "aufgerafft". Bei aller Anstrengung, die ihm das letzte Weihnachtsfest gekostet habe, habe er auf allen Bildern glücklich ausgesehen.

Papa, du warst ein Gesamtkunstwerk. Christine Strobl, älteste Tochter von Wolfgang Schäuble

"Ihr Papa" sei ein "Gesamtkunstwerk" gewesen und ein Vorbild, wie man keinen Druck auf seine Kinder aufbaute und sich selbst nicht so wichtig nehme. Strobl beendete ihre Ansprache mit: "So, Papilein, jetzt ist alles erledigt, wir lassen dich jetzt gehen, dankbar für die gemeinsame Zeit."

Militärische Ehren und Trauerzug zum Waldbachfriedhof

Soldaten des Bundeswehr-Wachbataillons nahmen nach dem Gottesdienst in einer Ehrenformation Aufstellung. Das Heeresmusikkorps Koblenz spielte mehrere Musikstücke, darunter die deutsche Nationalhymne und den Trauermarsch aus dem Oratorium "Saul" von Georg Friedrich Händel. Danach bewegte sich der Trauerzug mit dem Sarg in Richtung des örtlichen Waldbachfriedhofs. Hunderte Anteilnehmende säumten die Straßen. Die Beerdigung war öffentlich - das hatte sich Schäuble ausdrücklich gewünscht.  

Auf dem Waldbachfriedhof von Offenburg begann gegen 14 Uhr die Beerdigung von Wolfgang Schäuble. Die Anteilnahme war groß.

Neben den Trauergästen aus der Stadtkirche versammelten sich zahlreiche Offenburgerinnen und Offenburger auf dem Waldbachfriedhof. Schätzungsweise über 500 Menschen warteten in einer Traube vor Schäubles Grab, um Blumen niederzulegen. Die Familie Schäuble nahm die Beileidsbekundungen entgegen.

Sendungshinweis

Zur Beisetzung von Wolfgang Schäuble sendet der SWR im TV eine 10-minütige Zusammenfassung "Gedenken an Wolfgang Schäuble - Trauerfeier in Offenburg" am Freitag, 5. Januar, um 22 Uhr.

Rund zwei Wochen später Trauerstaatsakt in Berlin

Eine weitere große Ehrung wird es in rund zwei Wochen in Berlin geben. Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier hat einen Trauerstaatsakt für Wolfgang Schäuble angeordnet. Dieser wird vom Bundestag am 22. Januar im Plenarsaal des Reichstagsgebäudes ausgerichtet.

Zum Trauerstaatsakt werden hunderte Ehrengäste aus dem In- und Ausland erwartet, darunter auch die Altkanzlerin Angela Merkel (CDU) und Frankreichs Präsident Emmanuel Macron.

Wolfgang Schäuble war am zweiten Weihnachtstag im Alter von 81 Jahren gestorben. Der Badener hatte wichtige politische Ämter inne: Er war Minister, CDU-Chef, Fraktionsvorsitzender und Präsident des Deutschen Bundestages. Niemand gehörte dem Parlament länger an als er - insgesamt 51 Jahre.

Sendung am Fr., 5.1.2024 14:00 Uhr, SWR4 am Nachmittag, SWR4

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Südwestrundfunk

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