Podcastserie »Putins Aufstieg« – Folge 4: Sankt Wladimir gegen ...
Der Westen hätte früh merken können, wie Wladimir Putin denkt. Er hat es ja häufig genug laut und deutlich selbst gesagt. Zum Beispiel auf dem Waldai-Forum im September 2013:
»Wir sehen, wie viele euroatlantische Staaten ihre eigenen Wurzeln, moralische Grundlagen und jede traditionelle Identität verneinen. Kinderreiche Familien gelten ebenso viel wie gleichgeschlechtliche Partnerschaften. Diese Politik setzt den Glauben an Gott mit dem an Satan gleich.«
Nur einen Monat später kürt ihn das Magazin »Forbes« zur mächtigsten Person der Welt, vor Barack Obama.
»Spätestens 2012, 2013 wird alles sichtbar. Putin ruft zur Suche nach einer neuen nationalen Idee auf«, erklärt der langjährige SPIEGEL-Korrespondent Christian Neef in der vierten Folge der Podcastserie »Putins Aufstieg«. »Er verbündet sich mit der orthodoxen Kirche, die nun auch genau das sagt, was er erwartet: Kirill, der Patriarch, spricht davon, dass Putins Präsidentschaft ein Wunder Gottes sei, also von Gott gewollt. Dem Land drohe Gefahr, vom westlichen liberalen System, das nicht zur orthodoxen Kultur passe.«
Die Entwicklung von damals erklärt, warum Wladimir Putin heute komplett in seinem selbst konstruierten Weltbild gefangen ist .
Im Herbst 2013 sorgt Putin dafür, dass der damalige ukrainische Präsident Wiktor Janukowytsch das Abkommen mit der EU doch nicht unterzeichnet – und löst damit die Proteste in Kiew aus, die vor allem auf dem zentralen Maidan-Platz stattfinden. Sie werden als »Euromaidan« bekannt.
Janukowytschs Sicherheitskräfte versuchen, die Demonstrationen brutal zu unterdrücken. Dutzende Menschen sterben bei den folgenden Kämpfen auf dem Maidan zwischen dem 18. und 20. Februar 2014. Janukowytsch setzt sich wenige Tage später heimlich nach Russland ab. Und Putin sagt: Der Westen hat das alles initiiert, um die Regierung zu stürzen und ukrainische Faschisten an die Macht zu bringen.
»Am 16. März 2014 wählen wir entweder ... oder ...« – Plakat vor der Abstimmung zur Annexion der Krim, fotografiert in Sewastopol am 13. März 2014
Foto: Viktor Drachev / AFP»Aber es geht ihm um mehr. Und er merkt vor allem an der Reaktion des Westens: Er wird nicht wirklich gebremst«, sagt Russlandexperte Christian Neef. »Unter dem Vorwand, die Russen auf der Krim verteidigen zu müssen, kann er offenbar schon fertige Pläne aus der Schublade ziehen und im Handstreich die Krim annektieren. Und sieht: Auch da ist die Reaktion des Westens nur lau.«
Im Vorfeld des russischen Referendums, dass die Eroberung der Krim legitimieren soll, sieht man auf Wahlplakaten die Umrisse der Halbinsel zweimal: links mit Stacheldraht und Hakenkreuz auf schwarzem Grund. Rechts in den leuchtenden Farben der russischen Flagge vor hellblauem Hintergrund. Darauf der Schriftzug »Am 16. März 2014 wählen wir entweder ... oder ...«.
In der vierten Folge der Podcastserie »Putins Aufstieg« berichtet Christian Neef über Putins Wandel zum imperialistischen Machthaber, der die totale Kontrolle über Russland und die Ukraine anstrebt, mit allen Mitteln. Und der den Westen für alles verantwortlich macht, was ihm missfällt. Er erklärt, wie sich Putin mehr und mehr in seinem Traum von einem großrussischen Reich einrichtet und seine Ideologie mit seinen eigenen Narrativen rechtfertigt. Und er zeigt auf, warum Wladimir Putin Russland für die kommenden Jahrzehnte geformt hat.
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