Lauf: Metzger Weber findet erst in Vietnam geeignete Azubis ...

Die Handwerker- und Gastronomiebranche kämpft weiterhin mit Personalmangel und den damit verbundenen Filialschließungen, wie Manfred Weber, Betreiber der "Qualitätsmetzgerei Weber" in Lauf an der Pegnitz, gegenüber inFranken.de erklärt. Immer wieder versuche er, mit seinem Betrieb neue Azubis für sich zu gewinnen, jedoch ohne richtigen Erfolg in den letzten Jahren. 

Doch nun darf er mit Anh und Thao, zwei Vietnamesinnen, neue Fachkräfte im Betrieb begrüßen. Über eine Vermittlungsagentur zu ihm gekommen, erfreuen sich die beiden an ihrer neuen Ausbildungsstätte. Die beiden "verkörpern Freundlichkeit und Arbeitswillen und Lernfähigkeit", wie Weber weiter erklärt. Die ganze Geschichte, wie es dazu gekommen ist und wie es momentan läuft, erläutert er und gibt Zukunftsausblicke seines Handwerks. 

Über den Fleischerverband Bayern, bei dem Weber Obmann für Mittelfranken ist, kam er auf die Vermittlungsagentur. "Diese vermittelt ausschließlich vietnamesische Lehrlinge", erklärt er. Durch den Personalmangel musste Weber darauf zurückgreifen. Thao ist demzufolge seit April in Lauf, Anh seit Mai. Drei Jahre dauert die Ausbildung beim Metzgermeister. Dieser ist begeistert von den beiden. "Ob in der Werkstatt, in der Produktion oder an der Theke, sie sind sehr wissbegierig, interessiert und vor allem talentiert." Das merkt Weber schon beim Arbeisbeginn. "Die beiden kommen frühmorgens immer mit einem Lächeln zur Arbeit, da macht das Ganze schon viel mehr Spaß."

Anh stehe aufgrund ihrer besseren Deutschkenntnisse häufig an der Theke und übt das neue Vokabular direkt im Kundenkontakt. Thao dagegen ist eher hinter der Thekenkulisse tätig. Alles kennenzulernen, sei dabei ein ordentliches Stück Arbeit für die Vietnamesinnen. Dreimal die Woche finde ein Sprachkurs statt, extra auf die tägliche Arbeit in der Metzgerei abgerichtet. "Hochdeutsch verstehen die beiden immer besser. Beim Fränkisch hakt es noch ein wenig", lacht Weber. Dennoch seien sie im Gespräch "besser als so mancher Deutscher", erklärt er weiter. Auch das Wurst- und Fleischangebot mussten sie erst einmal lernen. "Am Anfang wussten sie nicht einmal, was eine Gelbwurst ist. Jetzt kennen sie schon unsere Waren."

Insgesamt fühlen sich Anh und Thao "sehr wohl" und erkunden zusammen mit der Metzgerei die Umgebung. "Natürlich helfen wir ihnen bei Banksachen und Versicherungen, gehen auch mal mit ihnen essen, um alles kennenzulernen", so Weber weiter. Freunde und Familie haben die beiden in der Heimat zurückgelassen, um Auszubildende in der Metzgerei zu werden. "Davor muss man Respekt haben." Zusammen wohnen die beiden 19-Jährigen in einer Zweizimmer-Wohnung im Haus. "Das wollten sie extra so, sie möchten sich gegenseitig helfen." 

Insgesamt 25 Personen beschäftigt Weber im Moment in der Produktion, Catering und an der Theke. Doch das Durchschnittsalter legt in den letzten 15 Jahren dramatisch zu. Er gibt auch seiner Generation die Schuld. "Wir haben immer gesagt, die Kinder sollen studieren", gibt er zu bedenken. Das sei im Nachhinein betrachtet ein großer Fehler gewesen. 

"Es will leider keiner mehr machen. Eigentlich brauchen wir an der Theke Verkäufer zwischen 20 und 40 Jahren, damit das ein bisschen schneller gehen kann", erklärt er. Ihm zufolge sei es "total schade, dass es im Handwerk und auch in der Gastronomie zu wenig Nachwuchs" gebe. Doch mit Anh und Thao habe er erst einmal ein glückliches Händchen bewiesen. 

Eine fränkische Familienmetzgerei musste nach 75 Jahren endgültig ihre Türen schließen, die Betreiber geben die Gründe bekannt. Weitere Nachrichten aus dem Umkreis Nürnberg gibt es in unserem Lokalressort.