Auftakt bei Radsport-Klassiker: Zwillinge sorgen für Premiere bei ...

Tour de France

Da fuhren sie die letzten Meter, 350 noch. Und dann trennten sich die Zwillingsbrüder. Der eine, Adam Yates, fuhr dem anderen, Simon Yates, noch davon und gewann diese erste Etappe der diesjährigen Tour de France. Der fünf Minuten Ältere, der für das Team UAE als erster Helfer von Tadej Pogacar fährt, einen der beiden großen Favoriten der 110. Frankreich-Rundfahrt, sorgte zusammen mit seinem Bruder für eine Premiere. Noch nie hatte ein Brüderpaar bei der Tour die Plätze eins und zwei belegt.

Der Brite Adam Yates, 30 Jahre alt, geht also in Gelb in die zweite Runde, die zweite Etappe, die an diesem Sonntag über 208 Kilometer von Vitoria-Gasteiz nach San Sebastian führt. Auch für Pogacar sprangen trotz zwölf Sekunden Rückstands am Ende noch ein paar Sekunden heraus. Er sprintete aus einer kleinen Verfolgergruppe auf Platz drei, ließ dabei auch Wout van Aert locker hinter sich, der versuchte, sich statt ihm aufs Podest zu schwingen, um seinen Kapitän, den dänischen Vorjahressieger Jonas Vingegaard auf Kurs zu halten.

Vingegaard kam schließlich auf Platz neun ins Ziel, erst einmal zeitgleich mit Pogacar, aber weil der Slowene für Platz drei die Bonussekunden gutgeschrieben bekam, konnte er im Ziel die Arme hochreißen und Platz drei bejubeln. Vier Sekunden, die er nun vor seinem großen Rivalen Vingegaard liegt, sind ein Hauch von Nichts, aber Pogacar hatte schon zuvor angekündigt, dass er im Kampf um den Sieg bei dieser Tour jede einzelne Sekunde mitnehmen würde, die sich ihm biete, womöglich machten genau sie am Ende den Unterschied.

Diese erste Etappe war kein alles überragender Triumph für Pogacar und sein Team. Aber sie war ein Statement, das Vingegaards im vergangenen Jahr dominierenden Team Jumbo-Visma ein paar Denksport-Hausaufgaben verpasste. Es hatte diesmal nicht die Kontrolle über die Etappe, als es ernst wurde auf den letzten Kilometern und verlor deshalb den Etappensieg und auch einige Sekunden auf Pogacar. Vingegaard und seine Teamstrategen mussten erkennen, dass Adam Yates, der vom Team Ineos Grenadiers zu Pogacar gewechselt war, eine entscheidende Rolle spielen kann.

Dass Yates diese Etappe gewann, machte klar, dass das Team UAE wie geplant nun tatsächlich mit einer Doppelspitze fahren kann und Pogacar nicht mehr nur den Alleinunterhalter spielen muss. Dabei ist weiterhin klar, dass Pogacar der Chef ist. Yates hatte sich sieben Kilometer vor dem Ziel über Funk grünes Licht geben lassen für sein brüderliches Duett und er hatte freie Fahrt bekommen. „Es ist großartig, diese Erfahrung mit meinem Bruder zu teilen“, sagte er im Ziel. „Ich freue mich riesig, aber ich will mit den Füßen auf dem Boden bleiben. Ich bin für Tadej hier, er ist der Boss.“

Pogacar selbst, der nach einer langwierigen Verletzung, erst vor anderthalb Wochen wieder ins Renngeschehen eingestiegen war, hatte auf dieser ersten Etappe einen starken Eindruck hinterlassen. Die Etappe war schwer und von den Streckenplanern darauf ausgerichtet, auf den letzten dreißig Kilometern mit zwei kurzen, aber schmerzhaft steilen Anstiegen die Besten vom Rest zu trennen.

Dabei zeigte sich Vingegaard zögerlicher als sein Konkurrent, der am Côte de Pike elf Kilometer vor dem Ziel an der steilsten Stelle angriff und ein Loch riss auch zu Vingegaard, es dann aber gut sein ließ und die Karte Yates spielte. Dass mit ihm zu rechnen ist, zeigte Pogacar dann noch einmal mit einem explosiven Antritt auf den letzten Metern, die ihm jene vier Sekunden einbrachten, auf die er spekuliert hatte. Die erste Runde, so viel lässt sich sagen, ging nach Punkten an Pogacar und sein Team.

Jai Hindley, der Kapitän des deutschen Teams Bora-hansgrohe, belegte Platz sieben. Sein erster Helfer Emanuel Buchmann kam in einer größeren Gruppe mit 33 Sekunden ins Ziel. Darauf lässt sich aufbauen. Für einen Fahrer, der in der Gesamtwertung in die Top 10 hätte fahren können, ist die Tour bereits beendet. Enric Mas (Team Movistar) musste die Rundfahrt nach einem Sturz in einer Abfahrt 25 Kilometer vor dem Ziel mit einer Schulterverletzung aufgeben.

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