Wie die Zukunft von Thüringer Bibliotheken gesichert werden soll
Vom neuesten Buch eines Youtubers über Smartphone-Treffs für Rentner zu Leseförderung und Kulturveranstaltungen – Thüringens Bibliotheken sind seit 2015 stark zu Orten gesellschaftlichen Zusammenhalts geworden. Sie spielen eine entscheidende Rolle in der Bildungs- und Kulturinfrastruktur des Freistaates, sagte Kulturstaatssekretärin Tina Beer bei der Vorstellung des aktuellen Bibliotheksentwicklungsplans (BEP) am Mittwoch in Marksuhl.
Wenn wir uns den ländlichen Raum anschauen, sind Bibliotheken häufig ein ganz wichtiger Anker. Es gibt vielleicht manchmal keine Kneipe mehr, aber eben eine Bibliothek, in der man sich treffen kann.
Dabei gehe es auch um Chancengleichheit: "Wenn wir uns den ländlichen Raum anschauen, sind Bibliotheken häufig ein ganz wichtiger Anker. Es gibt vielleicht manchmal keine Kneipe mehr, aber eben eine Bibliothek, in der man sich treffen kann", betonte Beer im Gespräch mit MDR KULTUR.
In die Zukunft von Thüringer Bibliotheken investierenInsgesamt gibt es im Freistaat den Angaben nach 243 Bibliotheksstandorte. Rund 1,75 Millionen Thüringerinnen und Thüringer hätten damit in ihrem nahen Umfeld Zugang zu einer öffentlichen Bibliothek. Für fast 17 Prozent der Bevölkerung sind die Einrichtungen dagegen zu weit entfernt, um sie im Alltag zu erreichen. Eine Aufgabe laut BEP ist es deshalb, landesweit nutzbare digitale Angebote weiter auszubauen und dass Kommunen untereinander stärker zusammenarbeiten.
Bei dem aktuellen Bibliotheksentwicklungsplan handelt es sich um eine Fortschreibung des 2015 veröffentlichten Strukturpapiers. Seitdem hätten sich die Anforderungen an Bibliotheken stark gewandelt. "Es hat sich schon viel getan: der demografische Wandel, die Migrationsbewegungen in alle Richtungen, die Abwanderung aus ländlichen Kommunen, der Zuwachs in den Städten – das sind Dinge, die sich in der Bibliotheksarbeit nun wiederfinden", sagt die Vorsitzende des Thüringer Bibliotheksverbandes Milena Pfafferott. Sie hat am BEP mitgearbeitet. "Der Plan sagt eindeutig, dass Bibliotheken Geld kosten, aber dass es eine Investition in die Zukunft ist", so Pfafferott.
Engagement und Ideenreichtum der Bibliothekarinnen und Bibliothekare machen dabei den Erfolg der öffentlichen Einrichtungen aus. In der Gemeinde Gerstungen nutzen fast 90 Prozent der Grundschülerinnen und –schüler die Bibliothek, sagt Leiterin Andrea Jäger: "Das Rezept ist tatsächlich, dass man auf die Nutzer zugeht. Die Kinder erreichen wir so gut, weil wir in die Schulen gehen." So fahre man beispielsweise regelmäßig dienstags eine Bücher- und Medienkiste in die Schule des Nachbarorts. Die Kinder können vorab ihre Wünsche äußern und im Onlinekatalog stöbern. "Somit erreichen wir auch Kinder, bei denen das Elternhaus nicht so dahintersteht", so Jäger.