GA-Krimikritik: Der Tatort aus Bremen Schon wieder Wald

Bonn · Wieder Wald - wie zuletzt im Polizeiruf -, nur diesmal besser. Der neue Bremer Tatort ist sehenswert, was vor allem am Spiel der Beteiligten liegt. Wenn’s so weitergeht, darf man sich künftig sogar aufs Bremer Team freuen, findet GA-Krimikritiker Daniel Schauff.

Der Fund einer Leiche führt die Bremer Ermittlerinnen Liv Moormann (Jasna Fritzi Bauer, links) und Linda Selb (Luise Wolfram) im „Tatort: Angst im Dunkeln" in den Wald.

Foto: obs/Claudia Konerding

Waldwochen im Sonntagskrimi – in der vergangenen Woche wars das Oderland, jetzt der Bremer Stadtrand. Am Letzteren läuft es sich zumindest mit Blick auf die Krimis und deren Zuschauer deutlich besser durchs Geäst. Das liegt schon daran, dass die Mitlaufenden, in Bremen sind es drei Nachbarinnen und Alibifreundinnen (Pegah Ferydoni, Sophie Lutz und Inez Bjørk David) ziemlich großartig spielen. Ganz besonders Sophie Lutz als überengagierte Nachbarsfreundin Viola Klemm macht ihren Job so hervorragend, dass man gleich mitschieben will, als Neuwitwer Klaus Seifert (Henning Baum) sie aus der Terrassentür hinaus ins Freie schiebt.

Apropos Henning Baum: Gaststarauftritte im Tatort sind gefährlich – weil sie oft dazu führen, dass die Augen am Star hängenbleiben, ganz unabhängig davon, wie wichtig seine Rolle ist. In Bremen passiert das glücklicherweise nicht. Das liegt einerseits an Baum selbst, der sich zurückzuhalten weiß. Andererseits tappt aber auch die Regie (Leah Striker) nicht in die Falle, ihn in den Vordergrund zu stellen. Bravo.

Bravo auch ins Drehbuchschreiberkämmerlein (Kirsten Peters). Dort hat man es endlich geschafft, die beiden Ermittlerinnen Moormann (Jasna Fritzi Bauer) und Selb (Luise Wolfram) zu einem funktionierenden Duo zu schreiben. Diesmal – und das fehlte in Bremen leider seit dem Start des neuen Teams – schafft es der Humor, der im Zusammenspiel der beiden unweigerlich entsteht, auch bis ins Fernsehzimmer der Zuschauer. Wenn’s so bleibt, machen die beiden großen Spaß.

Die Stringenz geht zwischendurch ein wenig verloren

So viel, dass auch die etwas lieblosen letzten 20 Minuten des Bremer Osterkrimis überstehbar werden. Plötzlich wird wild gewürfelt, sodass man als Zuschauer selbst Gefahr läuft, nicht mehr aus dem Wald zu finden, und sich arg anstrengen muss, die verschiedenen Täter nun einzusortieren. Die Erzählung über die Nachbarschaftskinder (Lucy Gartner, Joel Akgün, Carl Bagnar und Marie Becker) hätte man sich vielleicht ganz sparen können. Dann wäre es im Bremer Wald noch stringenter geworden. Aber gut.

Unterm Strich steht ein sehenswerter Tatort, was mit Blick auf die bisherigen Bremer Fälle eine deutliche Steigerung ist. Und die Hoffnung, dass sich das Bremer Team auf genau diesem Pfad weiter einrüttelt.