Erdbeben in Taiwan: Ist die globale Produktion in Gefahr?

Chipindustrie Erdbeben in Taiwan: Ist die globale Chipproduktion in Gefahr?

Taiwan - Figure 1
Foto Capital - Wirtschaft ist Gesellschaft

Taiwan: Das Beben verursachte enorme Schäden an Gebäuden

© VCG / IMAGO

Das Erdbeben in Taiwan hat Sachschäden in Millionenhöhe verursacht, mehrere Menschen starben. Auch die auf der ostasiatischen Insel ansässige Chipindustrie spürt die Auswirkungen. Wie ist die Lage bei TSMC und anderen Herstellern?

Die Bilder aus der Stadt Hualien im Osten Taiwans wirken gespenstisch: Ein mehrstöckiges Wohnhaus neigt sich bedrohlich zur Straße hin, es scheint, als könnte es jederzeit kippen. Ein schweres Erdbeben hat in der Nacht auf Mittwoch an vielen Orten der ostasiatischen Insel enorme Schäden hinterlassen.

Die Rettungsarbeiten in Taiwan laufen seitdem auf Hochtouren. Stunden nach dem Beben liegt die Zahl der Toten bei mindestens neun, es gibt mindestens 960 Verletzte. Mit einer Stärke von 7,2 bebte die Erde so stark wie seit mindestens 25 Jahren nicht mehr in dem ostasiatischen Land.

Neben dem großen Leid der Menschen verursachte die Naturkatastrophe auch Sachschäden in Millionenhöhe. Wohnhäuser, Geschäfte, unzählige andere Gebäude wurden beschädigt. Die Auswirkungen sind unter anderem auch bei den in Taiwan ansässigen Herstellern von Mikrochips zu spüren.

Taiwan - Figure 2
Foto Capital - Wirtschaft ist Gesellschaft
Chiphersteller TSMC evakuiert Fabriken

Der weltweit zweitgrößte Chiphersteller TSMC sah sich gezwungen, seine Mitarbeiter aus den besonders betroffenen Gebieten in Sicherheit zu bringen. United Microelectronics Corporation, ein kleinerer Konkurrent, hielt seine lokale Produktion sogar an, wie Bloomberg berichtete.

Die Sicherheitssysteme von TSMC arbeiteten im grünen Bereich, teilte das Unternehmen der Nachrichtenagentur mit. Um die Sicherheit ihres Personals zu gewährleisten, seien einige Fabriken evakuiert worden. Man bestätige die Auswirkungen des Bebens. Zum Umfang möglicher Schäden äußerte sich das Unternehmen nicht.

Wan-Hsin Liu, Senior Researcherin am Kiel Institut für Weltwirtschaft, ordnet die Situation gegenüber Capital ein: „Das Erdbeben war zwar groß, das Zentrum des Bebens lag aber auf der Ostseite Taiwans. Die Unternehmen der Chipindustrie sind hingegen auf der Westseite der Insel angesiedelt.“

Große Firmen wie TSMC seien sich der Tatsache bewusst, dass es oft Erdbeben in Taiwan gibt. Deshalb werde schon beim Bau der Fabriken sehr darauf geachtet, dass sie möglichst erdbebensicher sind. „Das gilt im Besonderen für den Hersteller TSMC, der eine entscheidend wichtige Rolle in der globale Chipindustrie spielt.“

Taiwan - Figure 3
Foto Capital - Wirtschaft ist Gesellschaft
Nachbeben entscheidend für Höhe der Schäden

Liu schätzt die Auswirkungen vor Ort daher als eher klein ein – auch wenn die Unternehmen ihren Betrieb vorübergehend stilllegen mussten. „Allerdings gab und gibt es nach dem großen Erdbeben weiterhin zahlreiche Nachbeben“, so die Expertin. „Wie schnell die Operation der Chipindustrie in Taiwan wieder zurück zur Normalität kehren kann, hängt stark davon ab, wie groß und wie häufig die Nachbeben in den nächsten Tagen sein werden.“

Gäbe es größere Nachbeben für eine längere Zeit, würden die Auswirkungen für die Unternehmen und auch für die lokale und globale Chipindustrie größer und spürbarer sein. „Nach meinen Kenntnissen sind die Chipunternehmen in Taiwan selbst auch noch dabei, den genauen Umfang der Auswirkungen des Erdbebens einzuschätzen“, so Liu.

Es ist offiziell: Mikrochip-Gigant TSMC hat sich für den Standort Sachsen entschieden. 2027 soll die Produktion beginnen. Die Finanzierung ist geklärt, aber im "Silicon Saxony" schaut man noch ängstlich auf den neuen Nachbarn

Das letzte schwere Erdbeben in Taiwan ereignete sich der taiwanischen Wetterbehörde zufolge 1999. Damals kamen 2400 Menschen ums Leben. 50.000 Gebäude wurden zerstört oder schwer beschädigt. Es hatte eine Stärke von 7,6.

mit dpa

#Themen Taiwan Chipindustrie Chiphersteller Asien
Mehr lesen
Ähnliche Nachrichten