Neuerung bei Nachrichtensendung: Tagesschau streicht Anrede ...
Seit dem 21. November startet die 20-Uhr-Ausgabe der Tagesschau ohne direkte Ansprache der Zuschauenden. Aufgefallen ist das eine Woche lang nur wenigen.
29.11.2024, 22.20 Uhr
Tagesschau-Studio mit Constantin Schreiber
Foto:ARD / dpa
Die Tagesschau hat ein langjähriges Ritual geändert. »Guten Abend, meine Damen und Herren, ich begrüße Sie zur Tagesschau«, hieß es bis zum 21. November immer zu Beginn der Sendung. Doch inzwischen verzichtet die tägliche ARD-Nachrichtensendung auf die explizite Begrüßung der Zuschauenden.
Und aufgefallen ist die Änderung nur den wenigsten. Jedenfalls gab es keinen großen Aufschrei, keine Social-Media-Kampagne, keinen Shitstorm. Erst ein neurechtes Medienportal und dann die »Bild« versuchen aus dem Verzicht auf die direkte Ansprache einen Skandal zu stricken. »Woke-Wahnsinn?«, fragt die Boulevardzeitung und dramatisiert einen Vorgang, den NDR-Vertreter im gleichen Text ganz nüchtern beschreiben.
»Die Veränderung basiert unter anderem auf einer qualitativen Zuschauerbefragung und entspricht dem Wunsch nach einer authentischen und zugänglichen Ansprache«, heißt es demnach in einem NDR-Statement. Zuschauer (sic) hätten es sich so gewünscht und »Damen und Herren« für altmodisch befunden. Weiter heißt es: »Die Tagesschau orientiert sich bei den Sprechertexten zunehmend am gesprochenen Wort statt an formeller Schriftsprache.« Dies solle nun auch für die Begrüßung gelten.
Seit wann die Tagesschau mit dem »Guten Abend, meine Damen und Herren« begann, ist übrigens unklar. Und Traditionalisten müssen nun ganz stark sein: Es gab auch eine Zeit davor. Die laut tagesschau.de »einzig erhaltenen Tagesschau-Sendung aus dem Jahr 1960« beginnt Sprecher Karl-Heinz Köpcke so : »Guten Abend.«
In den sozialen Netzwerken gibt es gemischtes Feedback. Der Sprecher der 20-Uhr-Ausgabe von Freitag, Constantin Schreiber, fragt seine Follower auf X konkret, wie es ihnen gefällt. Manchen fehlt die Ansprache, andere finden sie so überflüssig wie das »Fräulein«, und rechte Trolle drohen damit, keinen Rundfunkbeitrag mehr zu zahlen, wie das eben so ist auf Elon Musks Netzwerk.