SPD: Wie Klimaschutz in Bergisch Gladbach konkret werden kann
In ein „World Café“ hat die SPD Bürgerinnen und Bürger eingeladen, um anhand von sechs Fragestellungen zu diskutieren, wie man dem Klimawandel hier vor Ort begegnen kann. In den lebhaften Debatten ging es um das Verhalten der Menschen, um den ÖPNV und den Fußverkehr, soziale Auswirkungen, Information und Transparenz – und zum Schluss auch um Notwehr vs. Nötigung.
Wir veröffentlichen eine Mitteilung der SPD Bergisch Gladbach
Welche Maßnahmen können wir als Bürgerinnen und Bürger ergreifen, um dem Klimawandel in Bergisch Gladbach zu begegnen – lautete das Thema des World-Cafés, zu dem der Ortsverein der SPD Bergisch Gladbach ins Theas-Theater eingeladen hatte. Zahlreiche Bürgerinnen und Bürgern kamen, um über die lokale Komponente des Klimaschutzes zu sprechen. Bewusst hatte die SPD ein Veranstaltungsformat, indem sich Kurz-Vorträge und Mitmach-Aktionen abwechselten, gewählt, um nicht über die Bürger:innen zu sprechen, sondern mit ihnen.
Schon bevor es mit der eigentlichen Veranstaltung losging, hieß es für die Teilnehmenden den Stift zu zücken und in einer ersten Fragerunde zu ein paar kurzen Fragen ihre Meinung zu äußern. Gefragt z.B., was hier auf der lokalen Ebene passieren müsste, damit sie alarmiert sind bzgl. des Klimawandels, lautete die überwiegende Antwort „Ich bin schon alarmiert!“.
Und für die ganz überwiegende Anzahl der Teilnehmen war klar, dass es eine staatliche Aufklärungspflicht geben muss, damit Bürger:innen eine mündige Entscheidungen treffen können und jede:r Zugang zu relevanten Informationen hat. Zugang zu Informationen, wie z.B. Fördermöglichkeiten, darf nicht vom sozioökonomischen Status abhängen.
Volker SchiekVolker Schiek, der Ortsvereinsvorsitzende der SPD Bergisch Gladbach, eröffnete dann offiziell die Veranstaltung, bevor Christine Leveling, klimaschutzpolitische Sprecherin der SPD-Fraktion im Rat der Stadt Bergisch Gladbach, die Besucher:innen auf einen Parforceritt durch 278 Seiten des Entwurfes des Integrierten Klimaschutzkonzeptes der Stadt Bergisch Gladbach nahm.
Zuvor wurde aber mittels Aufstellung noch zwei Fragen beantwortet: „Wenn Sie 100 Punkte verteilen könnten, wie würden Sie für sich die Verantwortung aufteilen, wer für die Bekämpfung des Klimawandels die Verantwortung trägt: Globale Ebene, kommunale Ebene oder persönlich?“ Hier plädierten die Teilnehmenden für eine Verteilung auf alle drei Ebenen. Auf die zweite Frage: „Vegetarische Ernährung an Schulen – Einschränkung der Freiheit oder gesunder Beitrag zum Klimaschutz?“ war die überwiegende Anzahl der Teilnehmenden der Ansicht, dass die vegetarische Ernährung an Schulen ein gesunder Beitrag zum Klimaschutz ist.
Mit dem Entwurf für das Integrierte Klimaschutzkonzept der Stadt Bergisch liefern die Klimaschutzmanagerinnen eine gründliche Bestandsaufnahme, spüren Verbesserungspotenziale auf, entwickeln eine Strategie und listen jede Menge konkreter Maßnahmen auf. Jetzt geht der Entwurf in die Beratung der Ausschüsse – wir haben schon einmal einen Blick hinein geworfen. Dabei fällt auf: den größten Teil der Einsparungen müssen die privaten Haushalte liefern.
Im zweiten Teil des Abends verteilten sich die Teilnehmenden dann auf fünf Kleingruppen, moderiert von weiteren Fraktionsmitglieder, und erarbeiteten konkrete Lösungsansätze.
Andreas EbertDie Gruppe von Andreas Ebert ging der Frage nach „Wie kann die Stadt Bergisch Gladbach dabei unterstützen, dass die Bürger:innen ihr Verhalten ändern, um das Klimaschutzziel zu erreichen?“ Betont wurde in den Antworten, dass der Stadt eine Vorbildfunktion zukomme. Auch müsse die Stadt den Bürger:innen und Bürgern notwendige Informationen zur Verfügung stellen und entsprechende Austauschforen schaffen. Wichtig sei es, den Wandel nicht als Bürde, sondern positiv zu framen. Das Verschenken von Wassersparköpfen in Zeiten der Dürre wurde beispielhaft als eine positive Maßnahme genannt.
Berit WinkelsBerit Winkels erörterte mit ihrer Gruppe die Frage „Wie kann der öffentliche Personennahverkehr (öPNV) umweltfreundlicher, intelligenter und bedarfsgerechter gestaltet werden, damit mehr Bürger:innen ihn nutzen?“ Das Angebot von on-demand-Services, wie z.B. Ruftaxis könnte eine Lösung sein. Auch sei es wichtig, bei der Antriebsenergie weg vom Diesel hin zu erneuerbaren Energien zu kommen. Auch eine intelligente Verkehrssteuerung, die den öPNV favorisiert, könnte zur Attraktivitätssteigerung beitragen. Bzgl. der Ausstattung der Busse wurde gefordert, diese z.B. durch den Einsatz von Klimaanlagen im Sommer attraktiver für die Nutzer:innen zu machen. Auch wurde der öPNV als Daseinsvorsorge gesehen und müsste deutlich preiswerter oder gar kostenlos angeboten werden. Der Bund habe hier die Pflicht, die Kommunen zu unterstützen.
Sabine Mohr„Wie kann der Fußverkehr attraktiver werden?“ lautete die Frage, die Sabine Mohr mit ihrer Gruppe diskutierte. Verkehrsberuhigung in einer attraktiven Innenstadt wird als größter Hebel gesehen. Das Auto werde zunehmend als Störfaktor empfunden. Keiner will in einem Straßencafé sitzen, wenn die Autos an einem Vorbeibrettern. Fußgängerampeln müssten schneller umschalten, oder noch besser, es müssten mehr Zebrastreifen her, dann hätten die Fußgänger:innen eh die Vorfahrt.
Eltern sollen Vorbild für ihre Kinder sein und häufiger mal das Auto stehen lassen, damit es schon in jungen Jahren „normal“ ist, zu Fuß zu gehen. Auch müsste drauf geachtet werden, dass lose Pflastersteine schnell ersetzt werden, so dass keine Stolperfallen entstehen. Insgesamt könne die Aufenthaltsqualität durch mehr Sitzgruppen und Begrünung gesteigert werden. Auch sei es wichtig, die lokalen Geschäfte vor Ort zu unterstützen, denn diese tragen zu einer vielseitigen Stadt bei.
Volker Schiek fragte seine Gruppe „Ein nachhaltiges umweltfreundliches Leben muss für jeden zugänglich sein. Wie können die Auswirkungen der Veränderung dabei sozial gerecht auf alle Schultern verteilt werden? Und wer bestimmt das, wie das verteilt wird? Und wie wird mit denen umgegangen, die plötzlich schlechter gestellt sind?“
Eine einkommensabhängige Ergänzungsabgabe wurde als Lösung gesehen und Mut zur Umverteilung und ein gerechteres Steuersystem gefordert. Bestimmt werden könne dies nur durch den Staat, von dem gefordert wird, positiver zu kommunizieren: Das Narrativ muss weg vom Weltuntergangsszenario, in dem alle nur verlieren, hin zu der Botschaft „durch nachhaltiges Handeln gibt es viel zu gewinnen“.
Auch wurde die Forderung aufgestellt, dass nachhaltige Produkte preisgünstiger sein müssen, als nicht-nachhaltige Produkte, damit jede:r sich ein nachhaltiges Leben leisten kann. Wer aber durch sein Konsumverhalten, die Zukunft aller kaputt macht, der soll auch zur Kasse gebeten werden.
Corvin KochanDie Gruppe um Corvin Kochan ging der Fragestellung nach „Wie kann die Politik dafür sorgen, dass umfassende Informationen und Transparenz zu Beratung und Förderung von umweltfreundlichem Verhalten die Bürger:innen erreicht?“ Klimaschutz, so war man sich einig, muss vor Ort gelebt werden. Hier sei die Unterstützung der Kommune gefragt. In den Stadtteilen müsste es dezentrale und niederschwellige Möglichkeiten geben, sich zu informieren und auszutauschen, am Besten auch durch Best Practice-Beispiele aus der Nachbarschaft. Anlauf- und Förderstelle müsste die Stadt sein, die möglichst niederschwellige Angebote organisieren soll.
Bevor Volker Schiek die Veranstaltung schloss, gab es noch zwei Aufstellungsfragen. Für die eine Hälfte der Teilnehmenden lautete die Antwort auf die Frage „Ist es Nötigung oder Notwehr, was die Klimaaktivist:innen mit ihren Straßenblockaden machen?“ Nötigung und für die andere Hälfte Notwehr. Einvernehmlich verneinten aber die Teilnehmenden die Frage: „Ist es gleichgültig, ob die Deutschen weniger fliegen, wenn die Superreichen Weltraumtrips unternehmen“.
Aus den Reihen der Teilnehmenden wurde die SPD gebeten, doch ein Forum zu schaffen, in dem weitere Ideen eingebracht werden können. Dies versprach der Vorsitzende und verwies auf die noch geplanten weiteren Veranstaltungen, für die die heutige Veranstaltung die Auftaktveranstaltung war. Die Zeit verflog schnell und manch eine Diskussion wurde in privaten Gesprächen nach Veranstaltungsende in den umliegenden Gaststätten noch vertieft.
Lade…
Something went wrong. Please refresh the page and/or try again.