„Panik“ in Russlands Wirtschaft: Rubel stürzt unerwartet ab

14 Stunden vor
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Stand: 28.11.2024, 07:25 Uhr

Von: Amy Walker

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Unruhe in Russland? Der Rubel hat in wenigen Tagen einen stärkeren Absturz erlebt als prognostiziert. Dies wird die Teuerungsrate weiter erhöhen.

Rubel - Figure 1
Foto Frankfurter Rundschau

Moskau – Für Machthaber Wladimir Putin sieht es gerade nicht besonders rosig aus. Der Krieg in der Ukraine dauert nun schon seit mehr als 1000 Tage, viel länger, als er jemals erwartet hat. Noch dazu pumpt er Unmengen an Geld und Soldaten in den Krieg und hat die russische Wirtschaft damit nahezu vollständig zu einer Kriegswirtschaft umgestaltet. Ohne den Krieg hat Russlands Wirtschaft kaum noch ein Standbein, schließlich belasten die internationalen Sanktionen den Handel.

Russlands Wirtschaft in der Krise: Rubel stürzt massiv ab

Seit einiger Zeit verliert dadurch auch die russische Währung immer zu an Wert. In den vergangenen Monaten – konkret seit August – hat sich der Wertverlust aber nochmal deutlich verschärft. Seit Anfang August hat der Rubel fast ein Viertel seines Wertes verloren. Der Kurs brach seither im Vergleich zum US-Dollar und dem chinesischen Yuan um mehr als 24 Prozent ein.

Dem Datenanbieter LSEG zufolge mussten am Mittwoch (27. November) 106,40 Rubel für einen Dollar bezahlt werden - 0,86 Prozent mehr als am Vortag. Weniger Wert war der Rubel zuletzt im März 2022, dem ersten Monat nach Beginn des russischen Einmarschs in die Ukraine. Im Vergleich zum Yuan fiel er um 0,51 Prozent auf 14,74 und damit ebenfalls auf den niedrigsten Stand seit mehr als zweieinhalb Jahren.

Der starke Rückgang kommt für Ökonomen überraschend. Sie hatten Anfang November in einer Reuters-Umfrage erwartet, dass die russische Währung die 100er-Marke zum Dollar verteidigen würde. „Der Markt wartet auf die Reaktion der Finanzbehörden auf die Abwertung des Rubel“ erklärten die Analysten vom Broker BCS. Ihrer Ansicht nach ähnelten die Devisenkäufe „einer Panik in einem Umfeld der Unsicherheit“.

Inflation wird durch schwachen Rubel angeheizt: Sanktionen belasten russische Wirtschaft

Die schwächelnde Landeswährung dürfte die Inflation in Russland anheizen. Denn Importe werden dadurch teurer. Die Zentralbank schätzt, dass eine Rubel-Abwertung um zehn Prozent die Inflationsrate um 0,5 Prozentpunkte erhöht. „Für die Zentralbank stellt dies eine Herausforderung im Kampf gegen steigende Preise dar“, sagte der Ökonom Jewgeni Kogan. Die Währungshüter versuchen gegenzuhalten, indem sie ihren Leitzins auf 21 Prozent heraufgesetzt haben - den höchsten Stand seit 2003. Die hohe Inflation führt dazu, dass die Bürgerinnen und Bürger in Russland weniger Geld in der Tasche haben. Eine hohe Inflation führt zu einer Verarmung der Bevölkerung, wenn bei den Löhnen nicht gegengesteuert wird – was bei einer schnell steigenden Inflation aber schwierig ist.

Einige Analysten sagen nun voraus, dass der Rubel noch vor Jahresende auf einen Wert von 115 bis 120 zum Dollar abrutschen könnte. Um das zu verhindern, könnten etwa die Exporteure dazu gezwungen werden, mehr Devisen zu verkaufen.

Moskau-Machthaber: der russische Autokrat Wladimir Putin. © IMAGO / ZUMA Press Wire

Der jüngste Kursverfall des Rubel wurde durch die neuen Sanktionen gegen den russischen Finanzsektor verstärkt. Das führt Analysten zufolge zu Unterbrechungen von Zahlungen für den Außenhandel - insbesondere für Öl und Gas. Die meisten russischen Großbanken - darunter jetzt auch die Gazprombank - sind mittlerweile von US-Sanktionen betroffen und können daher keine Banktransaktionen in Dollar ausführen. Die einzige verbliebene Möglichkeit für sie, mit Devisen zu handeln, ist die Einfuhr großer Mengen an Dollar-Bargeld.

Inflation hängt mit hohen Ausgaben für den Ukraine-Krieg zusammen

Finanzminister Anton Siluanow erkennt in der Rubel-Schwäche einen Vorteil. „Ich sage nicht, ob der Wechselkurs gut oder schlecht ist“, sagte er am Dienstag auf einer Finanzkonferenz in Moskau. „Ich sage nur, dass der Wechselkurs heute für Exporteure sehr, sehr günstig ist.“ Zudem hilft das der russischen Regierung dabei, mehr staatliche Einnahmen aus Energiesteuern und Exportzöllen zu erzielen.

„Der Hauptgrund für eine so deutliche Abschwächung ist unserer Meinung nach, dass diese erwünscht ist“, sagte Analyst Nikolai Dudschenko vom Finanzhaus Finam. „Der Wechselkurs ist sehr förderlich für den Ausgleich des Haushalts.“

Die hartnäckige Inflation hängt offenbar stark mit den hohen Staatsausgaben für den Ukraine-Krieg zusammen. Für das Jahr 2025 hat Putin nur für die Bereiche nationale Verteidigung und Innere Sicherheit 17 Billionen Rubel eingeplant, diese Ausgaben machen etwa 40 Prozent der gesamten Staatsausgaben aus. „Zusätzliche staatliche Ausgaben und die damit verbundene Ausweitung des Haushaltsdefizits im Jahr 2024 haben inflationsfördernde Wirkung“, zitierte die AFP die Zentralbank. Für den Fall, dass die Inflationsrate nicht wieder sinke, müsse sie den Leitzins weiter anheben. (wal mit Reuters)

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