Krise der Kriegswirtschaft: Russischer Rubel verliert weiter an Wert

2 Stunden vor
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Der russische Rubel hat seit Anfang August fast ein Viertel seines Wertes verloren. Nach Angaben des Datenanbieters LSEG mussten am Mittwoch 106,40 Rubel für einen Dollar bezahlt werden, 0,86 Prozent mehr als am Vortag. Gegenüber dem US-Dollar und dem chinesischen Yuan ist der Kurs seither um mehr als 24 Prozent eingebrochen, zum Euro ist ein Rubel weniger als einen Cent wert. Zuletzt war der Rubel im März 2022, dem ersten Monat nach Beginn der russischen Invasion in der Ukraine, weniger wert.

Der starke Rückgang kam für Ökonomen überraschend. In einer Umfrage der Agentur Reuters hatten sie erwartet, dass die russische Währung die Marke von 100 zum Dollar verteidigen würde. »Der Markt wartet auf die Reaktion der Finanzbehörden auf die Abwertung des Rubels«, erklärten die Analysten des Brokers BCS. Die Devisenkäufe ähnelten »einer Panik in einem Umfeld der Unsicherheit«.

Die schwächere Landeswährung dürfte die Inflation in Russland anheizen. Denn Importe werden teurer. Die Zentralbank schätzt, dass eine Abwertung des Rubels um zehn Prozent die Inflationsrate um 0,5 Prozentpunkte erhöht. »Für die Zentralbank ist das eine Herausforderung im Kampf gegen steigende Preise«, sagt der Ökonom Jewgeni Kogan. Die Währungshüter versuchen gegenzusteuern, indem sie den Leitzins auf 21 Prozent angehoben haben – den höchsten Stand seit 2003.

Experten schließen gewollte Abschwächung nicht aus

Einige Analysten sagen nun voraus, dass der Rubel noch in diesem Jahr auf 115 bis 120 zum Dollar abrutschen könnte. Um dies zu verhindern, könnten unter anderem Exporteure gezwungen sein, mehr Devisen zu verkaufen.

Der jüngste Verfall des Rubels wurde durch neue Sanktionen gegen den russischen Finanzsektor verstärkt. Analysten zufolge führt dies zu Zahlungsunterbrechungen im Außenhandel, insbesondere im Öl- und Gassektor. Die meisten russischen Großbanken – darunter nun auch die Gazprombank – sind inzwischen von den US-Sanktionen betroffen und können daher keine Banktransaktionen in Dollar mehr durchführen. Die einzige Möglichkeit, mit Devisen zu handeln, besteht darin, große Mengen Dollar-Bargeld zu importieren.

Finanzminister Anton Siluanow sieht in der Rubelschwäche einen Vorteil. »Ich sage nicht, ob der Wechselkurs gut oder schlecht ist«, sagte er am Dienstag auf einer Finanzkonferenz in Moskau. »Ich sage nur, dass der Wechselkurs heute für Exporteure sehr, sehr günstig ist.« Zudem hilft das der russischen Regierung dabei, mehr staatliche Einnahmen aus Energiesteuern und Exportzöllen zu erzielen. »Der Hauptgrund für eine so deutliche Abschwächung ist unserer Meinung nach, dass diese erwünscht ist«, sagte Analyst Nikolai Dudschenko vom Finanzhaus Finam. »Der Wechselkurs ist sehr förderlich für den Ausgleich des Haushalts.«

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