Handball: Dopingverdacht gegen Nikola Portner vom SC Magdeburg

Plötzlich Methamphetamin im Körper: Der Schweizer Weltklasse-Handballer Nikola Portner steht unter Dopingverdacht

Nikola Portner - Figure 1
Foto Neue Zürcher Zeitung - NZZ

Er ist Captain des Schweizer Nationalteams und hat zweimal die Champions League gewonnen. Nun wurde Portner vom Bundesligisten Magdeburg wegen eines Dopingverfahrens suspendiert. Der Fall wirkt nebulös.

Nikola Portner nimmt vorerst weder am Spiel- noch am Trainingsbetrieb des SC Magdeburg teil.

Klaus Trotter / Imago

Nikola Portner hätte am Wochenende nach dem nächsten Titel greifen sollen. Portner, 30 Jahre alt, ist einer der besten Handballgoalies der Welt und steht beim Champions-League-Sieger Magdeburg unter Vertrag. Am Samstag und Sonntag spielt der SC Magdeburg am Final-4-Turnier in Köln um den deutschen Cup-Sieg – ohne Portner.

Am Mittwochabend kommunizierte Portners Klub, dass der Goalie vorerst vom Trainings- und Spielbetrieb suspendiert sei. Grund dafür ist eine positive Dopingprobe nach einem Spiel. Gemäss der ARD gab Portner diese am 24. März nach dem Sieg Magdeburgs gegen den Bergischen HC ab. Der SC Magdeburg schrieb: «Uns sind bisher sehr wenige Details zum Vorwurf und Verfahrensstand bekannt.» Der Verein unterstütze Portner bei der Aufklärung der Angelegenheit. Die Substanz, die bei Portner gefunden worden war, blieb zunächst ungenannt.

Eine Sprecherin der deutschen Nationalen Antidopingagentur (Nada) sagte am Donnerstag auf Anfrage der NZZ, bei Portner seien Spuren von Methamphetamin nachgewiesen worden. Zur fraglichen Substanz äusserten sich weder Portner oder der SC Magdeburg noch der Schweizer Handballverband oder die deutsche Handball-Bundesliga.

Die Nada-Sprecherin sagte weiter, es werde nun ein Ergebnismanagement-Verfahren eingeleitet. Dabei würden die Vorwürfe abgeklärt und geprüft, wie die Substanz in Portners Körper gelangt sei. Weitere Angaben machte sie mit Hinweis auf das laufende Verfahren nicht.

Gemäss einem Sprecher der Handball-Bundesliga hat Portner das Recht, innerhalb von sieben Tagen Widerspruch gegen die Anschuldigungen einzulegen und eine Öffnung der B-Probe zu beantragen. Dies geschehe im Beisein des Spielers, sagte der Sprecher.

Als Droge ist Methamphetamin unter dem Namen Crystal Meth bekannt

Methamphetamin, als Droge bekannt unter dem Namen Crystal Meth, wirkt stimulierend und schmerzstillend. Die deutsche Wehrmacht setzte die Substanz im Zweiten Weltkrieg ein, um Angstgefühl und Erschöpfung der Soldaten zu lindern. Deshalb bekam Methamphetamin Übernamen wie Panzerschokolade oder Fliegermarzipan.

In der Medizin wird die Substanz vor allem bei der Behandlung von ADHS oder starkem Übergewicht eingesetzt. In der Schweiz sei Methamphetamin jedoch wegen starker Nebenwirkungen und der Gefahr von Abhängigkeit schon länger nicht mehr als Arzneimittel registriert, schreibt das Fachportal «Pharma-Wiki». In den USA seien allerdings Präparate verfügbar.

Methamphetamin ist chemisch eng verwandt mit Amphetamin, das auch als Speed bekannt ist. Beides sind synthetische Substanzen, die meist geschluckt oder geschnupft, teilweise aber auch geraucht werden. Amphetamine werden besonders in der Partyszene konsumiert, aber auch zur Leistungssteigerung – etwa im Berufs- oder Studienalltag – und als Schlankmacher verwendet.

Schock in der Schweizer Handballszene

Portner, für den die Unschuldsvermutung gilt, äusserte sich am Donnerstagabend auf Instagram zu den Vorwürfen. Er schrieb: «Diese Information hat mich zutiefst schockiert. Ich werde alles daransetzen, um darzulegen, dass ich keine Anti-Doping-Bestimmungen verletzt habe und immer im Sinne der Werte des Sports gehandelt habe und auch künftig handeln werde.»

Portner ist nicht nur beim Bundesliga-Spitzenklub Magdeburg, sondern auch in der Schweizer Nationalmannschaft unbestrittener Stammgoalie. Mit der Schweiz hat er an den Europameisterschaften 2020 und 2024 sowie an der WM 2021 teilgenommen. Ausserdem ist er der Captain des Nationalteams.

Die Schweizer Handballszene reagierte mit Unglauben auf die Meldung. Die NZZ hat mit mehreren Exponenten gesprochen, die sich nur hinter vorgehaltener Hand äussern möchten. Für alle ist unvorstellbar, dass Portner Crystal Meth als Droge konsumiert oder sie zur Leistungssteigerung eingenommen hat. Portner gilt als Musterprofi, der nicht nur im Nationalteam, sondern auch in Magdeburg wegen seiner zugänglichen Art und starker Leistungen zum Publikumsliebling geworden ist. Auch weiss man von ihm, dass er auf Alkohol verzichtet. Wie könnte das Methamphetamin also in seinen Körper gelangt sein?

Martial Saugy war früher Leiter des Antidoping-Labors in Lausanne. Heute arbeitet er als Experte für verschiedene Verbände und Institutionen. Er wird beispielsweise immer wieder vom internationalen Sportschiedsgericht (TAS) als unabhängiger Experte beigezogen und arbeitet auch für die Welt-Antidopingagentur (Wada).

Saugy sind nur wenige Dopingvergehen mit Methamphetamin bekannt. Er sagt, bei positiven Proben stelle sich oft heraus, dass diese in der Freizeit in den Körper gelangt und nicht vor einem Wettkampf zur Leistungssteigerung eingenommen worden seien.

Saugy äussert sich nicht zum konkreten Fall von Portner. Er geht bei einer positiven Probe auf Methamphetamin aber davon aus, dass nicht kontaminierte Nahrungsergänzungsmittel Grund für den positiven Dopingtest sind, sondern eher eine Party, an der Personen diese Droge konsumierten. Es ist möglich, dass Portner die Substanz in diesem Umfeld unabsichtlich zu sich genommen hat. Darauf könnte die im Urin gemessene Konzentration einen Hinweis geben. Diese ist bisher aber nicht bekanntgeworden.

Ob wissentlich eingenommen oder nicht: Portners Fall ist komplex und verworren. Es dürfte deshalb länger dauern, bis das Verfahren abgeschlossen sein wird. Sollte er schuldig gesprochen werden, droht Portner eine Sperre von zwei Jahren.

Mitarbeit: Alan Niederer, Remo Geisser

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