Bagnaia-Highsider schockt MotoGP-Kollegen, geht aber glimpflich aus

(Motorsport-Total.com) - Es war neben dem Massencrash in Kurve 1 die Schrecksekunde beim Grand Prix von Katalonien in Barcelona: Francesco Bagnaia wird in Führung liegend ausgangs der ersten Links per Highsider von seiner Ducati geworfen und von Brad Binder, der nicht mehr ausweichen kann, am Bein getroffen.

MotoGP - Figure 1
Foto Motorsport-Total.com

© Motorsport Images

Brad Binder (Mitte) touchierte erst Bagnaia Bike und traf dann den Italiener Zoom

Bagnaia bewegt sich, ist bei Bewusstsein, bleibt aber zunächst auf der Strecke liegen. Er wird vor Ort erstversorgt und mit einem Krankenwagen ins Medical Centre gebracht. Zu weiteren Untersuchung geht es anschließend in die Klinik.

Ersten Information zufolge hatte der WM-Leader Glück im Unglück. MotoGP-Arzt Doktor Angel Charte berichtet gegenüber DAZN Spanien: "'Pecco' ist in Ordnung. Er wurde von einem Motorrad im Bereich der Oberschenkel und Schienbeine überfahren. Wir haben eine Röntgenaufnahme gemacht und dabei eine kleine Verletzung festgestellt, von der wir nicht wissen, ob sie aktuell oder alt ist."

Eine Computertomografie soll Aufschluss darüber bringen. Schwerwiegend habe sich Bagnaia aber nicht verletzt. "Im Bereich von Schädel, Brust und Bauch wurden keine Auffälligkeiten festgestellt. Pecco war bei Bewusstsein, orientiert und es gab keine anderen Probleme", gibt Charte eine erste Entwarnung.

Allerdings klage Bagnaia über Schmerzen im Steißbein, verrät Ducatis Sportdirektor Paolo Ciabatti im Gespräch mit Sky Italia. "Ich denke, das kommt vom Highsider."

Update 18:40 Uhr: Ducati gibt via X (ehemals Twitter) bekannt, dass Bagnaia zwar mehrere Prellungen erlitten habe, aber weitere medizinische Untersuchungen keine Frakturen ergeben hätten. Er fliege noch am Abend mit dem Team nach Italien.

Binder: "Der schlimmste Albtraum eines jeden Fahrers"

Binder, der nach Abbruch des Rennens am Restart teilnahm, aber mit technischem Defekt ausfiel, gesteht: "Es ist schwierig, einfach weiterzumachen. Das Gute war, dass ich sah, wie er sich bewegte. Ich wusste, dass ich 'nur' sein Bein erwischt hatte."

"Aber letzten Endes ist es der schlimmste Albtraum eines jeden Fahrers. Jemanden dort zu sehen, ist schon beängstigend, aber ihn mit dem Motorrad zu treffen, ist das Schlimmste. Ich bin einfach nur froh, dass er den Umständen entsprechend okay ist. Ich war bei ihm im Medical Centre. Und als ich dort hineinkam, hatte ich nicht erwartet, ihn so gechillt zu sehen. Gott sei dank geht es ihm gut", so Binder.

Fotostrecke: Barcelona: Massencrash in Kurve 1 und fataler Highsider von Bagnaia

Sein Bike fing bei dem Zusammenstoß direkt an zu qualmen. "Ich glaube, etwas von seinem Motorrad hatte sich in meinem Kühler verfangen, noch bevor ich ihn traf", erklärt der KTM-Pilot. "Ich konnte rein gar nicht sehen, denn ich hatte Miguel (Oliveira; Anm. d. R.) und Maverick (Vinales) vor mir."

"Das erste, was ich sah, war sein Motorrad hier und ihn dort. Ich versuchte noch, ihm auszuweichen, aber irgendetwas hat mein Motorrad gestreift und dann traf ich seine Füße oder sein Bein", rekapituliert Binder die Kollision mit Bagnaia.

MotoGP-Kollegen nach erster Entwarnung erleichtert

Vinales, der im Moment von Bagnaias Highsider an dritter Stelle lag, sagt: "Es war wirklich angsteinflößend. Man versucht natürlich, ihm auszuweichen, und denkt sich gleichzeitig, woah, er war mitten auf der Strecke. Ich machte mir also Sorgen."

"Als ich an die Box kam, sah ich ein paar Marshalls, die deutlich machten, dass er okay sei. Das beruhigte mich ein bisschen. Aber es war beängstigend. Zum Glück ist er okay."

Nach den Vorfällen kurz nach dem Start wieder auf die Strecke zu gehen, fiel auch Luca Marini von VR46-Ducati schwer. "Gerade, weil ja auch Pecco betroffen war, mit dem ich, mit dem wir eine enge Freundschaft haben. Sein Unfall hat mich geschockt, als ich die Wiederholung im TV sah. Aber zum Glück geht es ihm gut und er hat sich nicht ernsthaft verletzt", zeigt sich der Italiener erleichtert.

Fotos: MotoGP: Grand Prix von Katalonien (Barcelona), Grand Prix

"Aber letztendlich sind wir alle professionelle Rennfahrer und haben die mentale Stärke, unter diesen Umständen einen Neustart zu machen. Das passiert uns in unseren Karrieren immer wieder. Glücklicherweise lief beim zweiten Start alles glatt."

Über die Ursache für Bagnaias Crash grübelt Marini jedoch: "Es war schon seltsam. Keine Ahnung, was da passiert ist. Vielleicht hat er den Reifen in der Aufwärmrunde nicht richtig auf Temperatur gebracht. Aber Pecco ist klug und ein erfahrener Pilot, insofern könnte es auch etwas anderes gewesen sein."

Honda-Pilot Marc Marquez mutmaßt, auf mögliche Ursachen abgesprochen: "Ich weiß nicht, was passiert ist. Aber heute im Warm-up habe ich mit meinem Bike lange gebraucht, um den Medium-Hinterreifen auf der linken Flanke aufzuwärmen. Das könnte also ein Grund sein. Und wenn du sehr viel Vertrauen in dein Motorrad hast und immer schnell bist in den Rennen, können solche Fehler passieren."

Laut Ciabatti kann sich Bagnaia selbst den Highsider nicht erklären. "Er glaubt nicht, dass er etwas Ungewöhnliches getan hat, also müssen wir die Ursache des Sturzes untersuchen. Da wir die Gründe noch nicht kennen, wollen wir uns dazu nicht äußern."

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