Sieg über Borussia Dortmund: Schluss mit dem Nebengeräusch bei ...

Um die Leistung des FSV Mainz 05 an diesem zehnten Bundesligaspieltag zu verdeutlichen, genügte eigentlich der Hinweis darauf, welchen Akteur der Rheinhessen man nicht hervorheben konnte: Robin Zentner. Der Torwart, der in den vergangenen Wochen mit seinen Paraden so manchen Punktgewinn erst möglich gemacht hatte, wurde beim 3:1-Sieg gegen Borussia Dortmund nicht gefordert. Dreimal nahm er bei Torschüssen die Hände zu Hilfe, keiner brachte ihn in die Bredouille, zweimal lief er Bälle außerhalb seines Strafraums ab. Lediglich einen Foulelfmeter von Serhou Guirassy zum 1:1 musste er passieren lassen.

Mainz 05 - Figure 1
Foto FAZ - Frankfurter Allgemeine Zeitung

Alles andere erledigten seine Vorderleute. Mit aufmerksamer Defensivarbeit in der ersten halben Stunde, mit dominantem Spiel nach der Roten Karte gegen BVB-Innenverteidiger Emre Can, der Jae-sung Lee mit gestrecktem Bein und offener Sohle auf Sprunggelenkhöhe rüde gefoult hatte. Und mit Einbahnstraßenfußball nach dem Seitenwechsel, den lediglich ein im Ansatz gefährlicher Konter über Donyell Malen und später ein Drehschuss von Nico Schlotterbeck übers Tor in der Schlussphase unterbrachen.

„Das war herrlich, im gesamten Paket überragend“, schwärmte 05-Sportdirektor Niko Bungert hinterher. „Das war eine Topleistung gegen einen Champions-League-Teilnehmer, dessen erste Elf trotz Ausfällen hochkarätig besetzt war.“ Zwar versuchte der Dortmunder Trainer Nuri Sahin, die Niederlage unter anderem mit dem Platzverweis zu erklären – doch schon bei Gleichzahl war seiner Mannschaft nach vorne nichts gelungen, während Jonathan Burkardt eine gute Chance zum scheinbar sicheren 1:0 vergab.

Fundamentale Unterschiede

„An einem Toptag kann ich zwei oder drei Tore schießen“, räumte der Stürmer später ein, und der Ball, den er nach Zuspiel von Nadiem Amiri in der 18. Minute auf dem Fuß hatte, war sicherlich einfacher im Netz unterzubringen als jener, den er in der Nachspielzeit der ersten Halbzeit ins Tor schoss. „Aber wir haben uns auch durch vergebene Chancen und den schnellen Ausgleich nicht von unserem Weg abbringen lassen“, lobte Bungert.

Dieser Weg beinhaltete ein Überzahlspiel, das sich fundamental von dem gegen Werder Bremen am zweiten Spieltag unterschied. Damals waren die Mainzer mit einem Mann mehr schlicht überfordert und liefen in einen Konter, der zur 1:2-Niederlage führte. „Heute waren wir mit dem Ball besser“, sagte Trainer Bo Henriksen. „Wir haben die richtigen Entscheidungen getroffen und nicht durch die Mitte, sondern über außen gespielt und sind klug in die Halbräume gekommen.“

Auf diese Weise fielen denn auch alle drei Tore: Das 1:0 köpfte Jae-sung Lee nach Flanke von Linksverteidiger Phillipp Mwene und abermaliger Hereingabe von dessen rechtem Pendant Anthony Caci. Das 2:1 bereitete Danny da Costa, bei seinem erst zweiten Saisoneinsatz abermals als Innenverteidiger in der Anfangself, mit einem fulminanten Antritt auf dem rechten Flügel vor.

Viel zu lachen: Jonathan Burkardt (links) und Lee Jae-sungReuters

Die leicht aufsetzende Hereingabe verwertete Burkardt am ersten Pfosten direkt. „Ich wusste, dass Torwart Alexander Meyer meistens früh runtergeht, deshalb habe ich den Ball hoch reingemacht“, kommentierte er seinen sechsten Saisontreffer – den ersten in der heimischen Arena seit April.

Das 3:1 zehn Minuten nach dem Seitenwechsel nahm seinen Ausgang im Zentrum. Von der Mittellinie aus schickte Kaishu Sano den links gestarteten Mwene, der in den Sechzehnmeterraum dribbelte und trotz deutlicher BVB-Überzahl Paul Nebel fand.

Dessen Schuss fälschte Nico Schlotterbeck zum ersten Bundesligator des Zweiundzwanzigjährigen ab. „Was für ein Spieler“, sagte Henriksen über den Halbstürmer, der sich seinen Stammplatz über zahlreiche Kurzeinsätze erkämpft hat. „Er wird besser und besser und besser, auch im Training. Er läuft in jedem Spiel 13 Kilometer. Und dass er jetzt auch Tore macht, ist wichtig für uns.“

Dass der von Mitspielern und Fans gefeierte Nebel später auf die Westtribüne durfte, um die „Humba“ anzustimmen, lag allerdings nicht nur an seiner Performance und dem Treffer – sondern letztlich am Mainzer Sieg. Dem ersten Saisonerfolg vor heimischem Publikum.

„Ich hatte vor dem Anstoß ein kurzes Gespräch mit Nuri Sahin“, erzählte Sportdirektor Bungert. „Das Thema“ – hier die heimschwachen Mainzer, dort die auswärts noch schwächeren Dortmunder – „nervt uns beide. Es hat uns nicht belastet, aber war ein nerviges Nebengeräusch.“ Die 05er sind es jetzt los, den Borussen wird es auch nach der Länderspielpause noch in den Ohren klingen.

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