Mainz 05 hadert mit Standardschwäche in Fußball-Bundesliga
Standardsituationen hatten sich in der vorigen Saison zu einer Spezialität des FSV Mainz 05 entwickelt. 25 Tore resultierten aus ruhenden Bällen, zehn davon in der Rückrunde. Nicht zuletzt dank Winterzugang Nadiem Amiri, „einem der besten Standardschützen der Liga“, wie Trainer Bo Henriksen sagt. Umso unbefriedigender fällt die Ausbeute im Verlauf der bisherigen Spielzeit aus: Amiri drosch zum Auftakt gegen Union Berlin einen direkten Freistoß ins Tor, eine Woche später verwandelte er gegen den VfB Stuttgart einen Foulelfmeter. Mehr war es nicht.
Dabei herrschte an Gelegenheiten kein Mangel. „Wir hatten bis jetzt 34 Ecken, das ist der sechstbeste Wert aller Mannschaften“, sagt Henriken. Daraus keinen Treffer erzielt zu haben, ist, so kann man den Dänen interpretieren: Verschwendung. Jedenfalls wenn man einen Mann in seinen Reihen hat, der die Bälle so scharf, so gefährlich vors Tor schlagen kann, wie den Spielmacher auf der Sechserposition.
Handelt es sich bei dieser Quote um einen unglücklichen Zufall? „Vielleicht“, sagt Henriksen, verortet das Problem jedoch eher in den Köpfen seiner Spieler. „Es geht um den mentalen Fokus, darum, jeden Ball gewinnen zu wollen.“ Auch die zweiten und dritten Bälle nach abgewehrten Standards. Das Thema war dem Dänen wichtig genug, um eine der beiden angekündigten öffentlichen Trainingseinheiten unter der Woche kurzfristig zu einer nicht öffentlichen zu erklären.
Unbefriedigende Bilanzen auf beiden Seiten
Ob’s gefruchtet hat, wird sich am Freitagabend (20.30 Uhr im F.A.Z.-Liveticker zur Fußball-Bundesliga und bei DAZN) zeigen, wenn die Mainzer gegen Borussia Mönchengladbach versuchen werden, erstmals in dieser Saison ein Heimspiel zu gewinnen. Im fünften Anlauf. Aus den ersten vier Partien in der Arena am Europakreisel blieb lediglich der Zähler vom 1:1 gegen Union hängen.
Der Gegner kämpft im Übrigen ebenfalls gegen eine unbefriedigende Statistik an: Die Gladbacher haben seit zweieinhalb Jahren keine zwei Spiele in Serie gewonnen. Von dieser „Bilanz des Grauens“ profitierte Mainz 05 dreimal. In der vorvergangenen Saison schlugen sie die Borussia nach deren 3:2 gegen den FC Bayern mit 4:0. Und in der zurückliegenden Runde folgten auf Gladbacher Siege gegen den VfL Bochum ein 2:2 und ein 1:1. Am vorigen Wochenende bezwang die Elf vom Niederrhein den 1.FC Heidenheim 3:2.
Freilich sind Statistiken nur begrenzt belastbar. Das wissen sie am Bruchweg spätestens seit dem siebten Spieltag, an dem sie ihrer Rolle als Leipziger Angstgegner nicht gerecht werden konnten. Weil sie zwar eine ordentliche Leistung boten, aber mit dem unerwartet stark defensiv ausgerichteten RB-Ansatz nicht klarkamen. Abermals eine solche Performance aufs Feld zu bringen, aber mit dem Ball etwas mutiger zu agieren und öfter in die Tiefe zu starten, wünscht sich Henriksen. „Wenn wir das 1:0 machen, müssen wir aufs 2:0 gehen.“
Acht Punkte aus sieben Spielen sind für die Mainzer in Ordnung, die Heimbilanz ist es nicht, was in krassem Gegensatz zur Zeit zwischen Henriksens Amtsantritt Mitte Februar und dem Saisonende Mitte Mai steht. Damals bauten sie die Arena zu einer Festung aus, gewannen dort fünfmal und spielten zweimal Unentschieden. „Die Schwierigkeiten hatten wir auswärts.“ Erst am letzten Spieltag gelang in Wolfsburg ein Sieg in der Fremde, „nach fast 14 Monaten“, erinnert Henriksen. So lange werden seine Profis und er gewiss nicht warten wollen, bis sie das eigene Publikum mal wieder an einem Erfolgserlebnis teilhaben lassen.
Dominik Kohr dürfte gegen Gladbach nach abgesessener Gelbsperre wieder mitwirken, droht aber wegen Rippenschmerzen auszufallen. Phillipp Mwene laboriert an einer Erkältung. Als Ersatzkandidat für beide Stammkräfte kommt Danny da Costa infrage, der gegen RB Leipzig in der Innenverteidigung einen überzeugenden Part gespielt hatte.