KTM stellt Insolvenzantrag

12 Stunden vor
KTM

Die Krise beim angeschlagenen österreichischen Motorradbauer KTM spitzt sich zu. Am 29. November will das Unternehmen einen Insolvenzantrag stellen.

Es ist ein hoher dreistelliger Millionenbetrag, der dem im oberösterreichischen Mattighofen ansässigen Motorradhersteller KTM fehlt. Das Management sieht derzeit keine Möglichkeit einer kurzfristigen Zwischenfinanzierung, so dass nur noch der Gang zum Gericht bleibt.

Sanierungsverfahren mit Eigenverwaltung

Die KTM-Eignerin Pierer Mobility Group, zu deren Umsatz KTM den Löwenanteil von mehr als 95 Prozent beisteuert, will am 29. November 2024 einen Antrag auf ein gerichtliches Sanierungsverfahren mit Eigenverwaltung stellen.

Diese Variante des Insolvenzverfahrens hat für das insolvente Unternehmen den Vorteil, dass die Sanierung durch das bisherige Management und nicht durch einen externen Insolvenzverwalter erfolgt. Allerdings sieht das gerichtliche Verfahren die Aufsicht durch einen Sanierungsverwalter vor.

Absatzflaute und massive Überkapazitäten

Die Krise bei KTM schwelt bereits seit Anfang dieses Jahres. Eine geringer als erwartet ausgefallene Nachfrage hat zu massiven Überkapazitäten geführt, in deren Folge sich riesige Lagerbestände bildeten. Als Reaktion hat KTM bereits in mehreren Wellen etwa 700 Arbeitsplätze abgebaut und die Produktion gedrosselt, zuletzt wurde das Management der Pierer Mobility Group drastisch geschrumpft.

Mateschitz-Einstieg dementiert

Die Maßnahmen konnten den Liquiditätsengpass jedoch nicht beheben. Woher die fehlenden Millionen kommen sollen, ist nach wie vor unklar. Der Großaktionär und strategische Partner Bajaj aus Indien, mit dem seit längerer Zeit Gespräche geführt wurden, soll ein größeres Engagement abgelehnt haben. Zur Diskussion stand auch eine Finanzspritze aus dem Privatvermögen von KTM-Patriarch Stefan Pierer. Einen Einstieg des Red-Bull-Erben und Milliardärs Mark Mateschitz im großen Stil wurde seitens der Pierer Mobility Group unlängst dementiert.

Einigung mit Gläubigern entscheidend

Sollte das Gericht dem Antrag zustimmen, ist KTM auf die Kooperationsbereitschaft der Gläubiger angewiesen. »Ziel des Verfahrens ist es, innerhalb von 90 Tagen mit den Gläubigern einen Sanierungsplan zu vereinbaren. Durch eine Redimensionierung der Gruppe soll nicht nur der Bestand der KTM-Gruppe nachhaltig gesichert, sondern auch die Basis geschaffen werden, erstarkt aus dem Verfahren zu kommen«, schreibt die Pierer Mobility AG in ihrer Ad hoc-Mitteilung vom 26. November.

Ein mögliches Szenario, KTM wieder auf eine gesunde Basis zu stellen, wäre angesichts der drückenden Schuldenlast von 1,47 Milliarden Euro die Umwandlung von Schulden in Eigenkapital. Das heißt, die Gläubiger würden Aktien für ihre Außenstände erhalten und damit zu Miteigentümern.

Sollten die Gläubiger sich nicht auf den Sanierungsplan einlassen und ihre Forderungen fällig stellen, droht KTM die Zahlungsunfähigkeit und damit der Konkurs.

Schmerzhafte Einschnitte für die KTM-Mitarbeiter

Harte Zeiten kommen auf die rund 4.700 Beschäftigten bei KTM zu. Weitere 300 Arbeitsplätze sollen gestrichen werden. Wer bleiben darf, muss sich auf einen zweimonatigen Produktionsstopp von Weihnachten bis Ende Februar einstellen – verbunden mit einer 20-prozentigen Gehaltseinbuße.

Vertriebsorganisation nicht betroffen

Für KTM-Kunden von besonderer Relevanz ist die Tatsache, dass sich das Sanierungsverfahren nur auf die KTM AG sowie deren Tochtergesellschaften KTM Components GmbH und KTM F&E GmbH erstreckt. Die Vertriebsorganisationen sind nicht von der Insolvenz betroffen. Garantieleistungen und Service sind damit bis auf Weiteres sichergestellt.

Weitere Informationen

Foto: Mitterbauer H.

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