Zwei „Verantwortliche“ von Knaus Tabbert inhaftiert
Die Geschäftsräume des Campingwagenherstellers Knaus Tabbert sind am Mittwoch staatsanwaltschaftlich durchsucht worden. Dies bestätigte das Unternehmen in einer „Insiderinformation“ entsprechend den Börsenregeln. Wie die Staatsanwaltschaft Landshut und das Polizeipräsidium Niederbayern mitteilten, seien zwei Tatverdächtige dem Ermittlungsrichter beim Amtsgericht Landshut vorgeführt und wegen des dringenden Tatverdachts anschließend in verschiedene bayerische Justizvollzugsanstalten eingeliefert worden.
Es handele sich dabei um „zwei Verantwortliche“ des Unternehmens. Der dritte Tatverdächtige sei Verantwortlicher einer im Saarland ansässigen Investment GmbH. Alle drei stehen unter dem Verdacht, Bestechungsgelder von einzelnen Zulieferern des Unternehmens angenommen zu haben. Das Geld soll anschließend anteilsmäßig an die drei tatverdächtigen Männer aufgeteilt worden sein. Sie sollen dafür Zulieferer bei Auftragserteilungen bevorzugt haben.
165 Einsatzkräfte der Polizei seien im Einsatz gewesen, nicht nur in Wohn- und Geschäftsräumen im Landkreis Freyung-Grafenau, wo Knaus Tabbert in Jandelsbrunn seinen Hauptsitz hat, sondern auch in fünf weiteren Bundesländern und der Schweiz. Zuletzt war Knaus Tabbert nur von den langjährigen Vorständen Werner Vaterl und Gerd Adamietzki geführt worden. Der langjährige Vorstandsvorsitzende Wolfgang Speck war Ende Oktober plötzlich ausgeschieden. Der Aktienkurs fiel am Mittwoch um weitere bis zu 14 Prozent.
Der Großaktionär will es nun selbst richten
Damit setzt sich die Reihe unerfreulicher Nachrichten aus Jandelsbrunn fort. Erst waren im Sommer die Werksferien verlängert worden, dann wurden im Oktober Produktionskürzungen mitgeteilt. Es folgte der plötzliche Abgang von Speck Ende Oktober, anschließend wurde die Produktion von Wohnwagen und Wohnmobilen an den Hauptstandorten in Jandelsbrunn und in Ungarn komplett eingestellt.
Dass die Bestechlichkeit im geschäftlichen Verkehr in besonders schwerem Fall aktuell noch aktive Führungspersonen von Knaus Tabbert betreffe, wie der Oberstaatsanwalt bestätigte, setzt die Führungskrise fort. Der Posten des Finanzvorstands war seit dem Frühjahr unbesetzt. Nach dem Speck-Abgang führten die beiden verbliebenen Vorstände Vaterl und Adamietzki das Unternehmen zu zweit. Vergangene Woche teilte das Unternehmen dann mit, dass der niederländische Großaktionär Wim de Pundert die Sache nun selbst in die Hand nimmt und aus dem Aufsichtsrat auf den Vorstandsvorsitz wechselt und auch den Posten des Finanzvorstands übernimmt. Er brachte aus seiner Investmentgesellschaft HTP Investments mit Radim Ševčík zudem einen Finanzfachmann mit, „der direkt an den neuen CFO“ berichtet.
Ob der neuen Führung nun Unregelmäßigkeiten zu Lasten des Unternehmens aufgefallen sind, die zu der groß angelegten Aktion der Staatsanwaltschaft führten, bleibt offen. Dem Aktienkurs versetzte es einen weiteren Schlag, der nach den verschiedenen Ad-Hoc-Mitteilungen mit reduzierten Gewinnzielen und dem Produktionsstopp wegen übervoller Lager schon von 47 auf 13 Euro gefallen war. Am Mittwoch sank er im Tief auf 11 Euro.