Kevin Kühnert: Dieses permanente Müssen

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Kevin Kühnert - Figure 1
Foto ZEIT ONLINE

Kevin Kühnert ist das größte politische SPD-Talent seiner Generation. Nun fällt er erst mal aus. Die Lücke, die er in seine Partei reißt, wird schwer zu schließen sein.

Aktualisiert am 7. Oktober 2024, 22:54 Uhr

Die wahre Größe der Kühnert-Lücke wird sich erst in der Zukunft zeigen. © Florian Gaertner/​Photothek/​Getty Images

"Jeder von uns muss und wird in dieser Kampagne über sich hinauswachsen." So lautete die zentrale Botschaft, die Kevin Kühnert mit Blick auf die Bundestagswahl jüngst in einem Spiegel-Interview verkündete. Liest man diesen Satz noch einmal im Wissen um Kühnerts Rücktritt als SPD-Generalsekretär und seinen einstweiligen Abschied aus der Politik, so wird klar, wie das zentrale Wort in diesem Satz lautet. Es ist nicht "jeder", nicht "Kampagne" und auch nicht "über sich hinauswachsen". Der zentrale Begriff lautet "muss".

In der Politik muss man pausenlos müssen, und als Generalsekretär muss man noch ein bisschen mehr: Man muss jederzeit sprechfähig und permanent erreichbar sein, Kampagnen organisieren, Wahlen gewinnen; man muss Erwartungen erfüllen, Druck aushalten, die Parteibasis bespielen. Man muss attackieren, einstecken, sich beschimpfen lassen; man muss Mitarbeiter in der Parteizentrale führen, seinen Wahlkreis unterhalten, Generalist und Spezialist zugleich sein. Und man muss sich andauernd in den Dienst von anderen Stellen, seinen Parteichefs, dem Kanzler – und zugleich das Profil der eigenen Partei schärfen. Man muss bei Lanz, Maischberger und Illner jede zweite Woche seine Partei, seinen Kanzler, seine Regierung und auch sich selbst erklären, obwohl man diese Erklärungen selbst schon nicht mehr hören kann. 

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