Klingel-Pleite: Ex-Trigema-Chef Grupp greift Pforzheimer ...
Klare Worte bei „Hart aber fair“
Lautstarke Ansage von Wolfgang Grupp in der ARD: Warum der Ex-Trigema-Chef stinksauer ist auf die langjährigen Eigentümer des insolventen Klingel-Versands in Pforzheim.
Wolfgang Grupp, der Ex-Trigema-Eigentümer aus Burladingen, hat sich am Montag in der ARD eindeutig zur Verantwortung von Unternehmern geäußert und ein Negativbeispiel aus Pforzheim benannt. Foto: Bernd Weißbrod picture alliance/dpa
Wolfgang Grupp ist zwar als Trigema-Chef in Rente gegangen. Als Talkshowgast gibt der 82-jährige Burladinger aber immer noch Vollgas. Einer Pforzheimer Unternehmerfamilie dürften am Montagabend die Ohren geklingelt haben.
Von der Energie des Unternehmers im Ruhestand konnten sich die Zuschauer der ARD-Runde „Hart aber fair“ überzeugen, wo Wolfgang Grupp Klartext sprach zum Thema unternehmerische Verantwortung und dabei frontal eine vermögende Pforzheimer Unternehmerfamilie angriff.
Langjähriger Textilunternehmer wird emotional„Können wir uns die Reichen noch leisten?“, hatte Moderator Louis Klamroth gefragt. Aber für Wolfgang Grupp war das die falsche Herangehensweise, wie er schnell und lautstark klarmachte.
Wir brauchen endlich mal wieder die Verantwortung und Haftung zurück!
Wolfgang Grupp Ex-Trigema-ChefReichtum sei kein Problem, so Grupp, wenn Unternehmer wie Reinhold Würth oder Martin Herrenknecht „Tausende von Arbeitsplätzen unterhalten“. Firmen, auf die ihre Mitarbeiter stolz seien. Solche Unternehmer hätten ihren Reichtum auch verdient.
Ein großes Problem sei aber, so kam Grupp schnell auf sein Leib- und Magen-Thema, dass viele Manager nicht mehr persönlich für geschäftliche Misserfolge haftbar seien. Er zahle als persönlich haftender Unternehmer die gleichen Steuern wie ein verantwortungsloser Manager, der nicht persönlich hafte.
Würth und Herrenknecht: Grupp nennt auch PositivbeispieleDer Textilunternehmer von der Schwäbischen Alb redete sich förmlich in Rage: „Wir brauchen endlich mal wieder die Verantwortung und Haftung zurück!“
Neben den Positivbeispielen Würth, Herrenknecht - und selbstverständlich Trigema - hatte Wolfgang Grupp auch einige Negativbeispiele auf Lager.
Das ehemalige Logistikzentrum der Firma Klingel in Pforzheim. Foto: Roland Wacker
Der Ex-Trigema-Chef zeigte etwa kein Verständnis dafür, dass die Politik es gestatte, dass der österreichische Immobilien-Mogul René Benko trotz „500 Millionen Staatshilfe“ mit seiner Signa-Unternehmensgruppe untergegangen sei, aber als Privatmann noch Millionär sei.
Gucken Sie diese Reichen doch an!
Wolfgang Grupp Ex-Trigema-ChefImmer lautstärker wurde der Textilunternehmer in der Sendung am Montagabend, als er auf spektakuläre Insolvenzen beim Versandhandel zu sprechen kam.
Grupp: „Gucken Sie diese Reichen doch an! Ich sage mal ein Quelle, ein Klingel! Großunternehmen, die Milliardenumsätze gemacht haben, gehen Pleite und die dürfen alles behalten und schieben den anderen die Zeche vor die Füße.“
An anderer Stelle wettert Grupp andeutungsreich über deutsche Unternehmer, die aus steuerlichen Gründen in der Schweiz Firmen eröffnen. „Ich würde mich schämen, wenn ich sagen würde: Aus Steuergründen habe ich das Unternehmen irgendwohin verlegt.“
Wie Grupp auf Pforzheimer Unternehmer schimpftOhne die Familie beim Namen genannt zu haben, war Eingeweihten klar, wen der empörte Wolfgang Grupp auch gemeint haben dürfte: die langjährigen Eigentümer der insolvent gegangenen Pforzheimer Klingel-Gruppe.
Das sind im Wesentlichen die Pforzheimer Brüder Joachim und Andreas Kohm, die in den vergangenen Jahren immer wieder unter die reichsten Baden-Württemberger gerechnet wurden.
Die offiziell als K-Mail-Order firmierende Versandhausgruppe Klingel hatte 2023 eine spektakuläre Insolvenz hingelegt, ausgerechnet im 100. Jahr ihres Bestehens.
Ihre Gesellschaft zur Führung des Versandhandels-Geschäftes saß lange Jahre in der Schweiz: Die K-Mail Order Verwaltungs GmbH mit Sitz in Horn im Kanton Thurgau. Minderheitsgesellschafter war ein Steuerberater mit Sitz in Sankt Gallen.
Die Marke Klingel gehört inzwischen zum ehemaligen K-Mail-Konkurrenten Bader-Versand, der ebenfalls in Pforzheim ansässig ist und der die Markenrechte erwarb.
Die verbliebene Firma K-Mail Order GmbH & Co. KG befindet sich laut Insolvenzverwalter derzeit in der Abwicklung. Hunderte Mitarbeiter suchen noch nach einem neuen Job.
Bei Wolfgang Grupp hätte es so etwas nicht gegeben, das machte der streitbare Trigema-Mann in „Hart aber fair“ mehr als deutlich. In seiner gesamten Unternehmerlaufbahn habe er nicht einen einzigen Mitarbeiter betriebsbedingt entlassen, sagte Grupp und erntete damit den wohl stärksten Applaus an diesem Abend im TV-Studio.
„Hart aber fair“ läuft in der Regel montags um 21 Uhr im Ersten. Moderator Louis Klamroth übernahm das Format Anfang 2023 von Frank Plasberg. Zum Streaming ist „Hart aber fair“, auch in der ARD-Mediathek verfügbar.