»ZDF Magazin Royale«: Böhmermann weist Kritik an umstrittener ...

11 Sep 2023

Jan Böhmermann hat die Unabhängigkeit seiner Sendung »ZDF Magazin Royale« betont und sich und seine Redaktion gegen angebliche Falschbehauptungen verteidigt. Der ZDF-Moderator äußerte sich im sozialen Netzwerk Mastodon , nachdem der ehemalige Präsident des Bundesamts für Cybersicherheit in der Informationstechnik (BSI), Arne Schönbohm, eine Forderung nach Geldentschädigung erhoben hatte.

Jan Böhmermann ZDF Magazin Royale - Figure 1
Foto DER SPIEGEL

Schönbohm verlor im Oktober 2022 seinen Job als BSI-Chef. Kurz zuvor war eine »ZDF Magazin Royale«-Sendung mit dem Titel »Wie eine russische Firma ungestört Deutschland hackt« ausgestrahlt worden. Darin hieß es, Schönbohm habe über einen Lobbyverein einer Firma nahegestanden, die eng mit dem russischen Geheimdienst verbunden sei. In der Show wurde Schönbohm mit Clownsnase gezeigt und von Böhmermann als Cyberclown verspottet.

Trotz Zweifeln nach der Ausstrahlung der Sendung entband Innenministerin Nancy Faeser (SPD) Schönbohm »mit sofortiger Wirkung« von seinen Aufgaben. Faeser begründete den Rauswurf damals mit einem »gestörten Vertrauensverhältnis«.

Ende August bestätigte das ZDF den Eingang eines Anwaltsschreibens im Auftrag von Arne Schönbohm, in dem die Abgabe einer Unterlassungsverpflichtungserklärung sowie eine Geldentschädigung in Höhe von 100.000 Euro gefordert würden.

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In seiner Stellungnahme auf Mastodon bezeichnet Böhmermann die scharfe Kritik in der Sendung am ehemaligen BSI-Chef als angemessen: »Es gab und gibt begründete Zweifel an Kompetenz und Urteilsvermögen von Herrn Schönbohm«, auch andere hätten diese Bedenken zuvor schon geäußert.

Jan Böhmermann ZDF Magazin Royale - Figure 2
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Es seien »KEINE ›falschen Vorwürfe‹ erhoben oder gar ›Unwahrheiten‹ oder ›Falschbehauptungen‹ verbreitet« worden, so jetzt Böhmermann. Die gesamte Sendung und die komplette Recherche inklusive aller Quellen stünden weiterhin online, sie seien »weder inhaltlich widerlegt worden noch juristisch angefochten noch presserechtlich zu beanstanden«.

Innenministerium? »Nicht unser Bier«

Der Berliner Medienrechtler Markus Hennig, von Schönbohm beauftragt, die Schmerzensgeldansprüche gegen den Sender geltend zu machen, hatte dem Magazin »Bunte« gesagt , das ZDF habe »durch das ›Magazin Royale‹ die Reputation und die tadellose Karriere eines verdienten Staatsdieners zerstört«.

»Was diese schräge Prinz-von-Hohenzollern-Litigation-PR bringen soll … weiß ich nich, Digga!?«, kommentiert nun Böhmermann die Forderung Schönbohms. Bundesbeamte wie Schönbohm müssten »kritische Berichterstattung hinnehmen, in der sie nicht so dargestellt werden, wie sie sich selbst gerne sähen«.

In seiner Stellungnahme weist Böhmermann vor allem die Vorstellung zurück, seine Sendung könne mit dem Bundesinnenministerium gemeinsam an der Absetzung Schönbohms gearbeitet haben: »Uns schäumend-schwurbelnd einen geheimen ›Komplott‹ mit dem WTF? Bundesinnenministerium zu unterstellen, ist ziemlich bösartiger Bullshit und natürlich komplett frei erfunden«, schreibt der Satiriker in der ihm eigenen Wortwahl. Was das Bundesinnenministerium mache, »ist nicht unser Bier«.

Dass Böhmermann in Schriftform und nicht nur mit spitzen Podcast-Bemerkungen auf Vorwürfe gegen seine Sendung reagiert, ist ungewöhnlich. Zum Abschluss seiner Mitteilung wird Böhmermann ein wenig pathetisch. Das »ZDF Magazin Royale« sei »bestimmt nicht immer nett, manchmal VIELLEICHT auch ein bisschen gemein, aber immer, immer, immer: frei, unabhängig und unbestechlich«.

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