Beispielloser Großangriff des Iran auf Israel

18 Tage vor
Iran
Krieg im Nahen Osten Beispielloser Großangriff des Iran auf Israel

Stand: 14.04.2024 06:41 Uhr

Trotz internationaler Warnungen hat der Iran seinen Erzfeind Israel mit mehr als 300 Kampfdrohnen und Raketen angegriffen. Die meisten konnten abgefangen werden. Bislang ist unklar, wie Israel reagieren wird.

Der Iran hat seine Drohung wahr gemacht und Israel in der Nacht mit Drohnen und Raketen angegriffen. In etlichen Orten wurde Luftalarm ausgelöst, darunter in Jerusalem und im Süden Israels. In der Folge waren auch Explosionen zu hören. Nach Angaben der israelischen Armee feuerte der Iran mehr als 300 Drohnen und Raketen ab. An verschiedenen Orten in Israel wurde Raketenalarm ausgelöst. Nach Angaben der Armee heulten die Warnsirenen unter anderem im Süden, am Toten Meer, im Großraum Jerusalem sowie im Norden des Landes.

Die "große Mehrheit" der Raketen und Drohnen sei abgefangen worden, sagte Armeesprecher Daniel Hagari. Israelische Kampfflugzeuge hätten mehr als zehn iranische Marschflugkörper außerhalb des israelischen Staatsgebiets abgefangen. Dutzende unbemannte Flugkörper seien ebenfalls außerhalb von Israel gestoppt worden.

Raketen auch aus dem Libanon und Jemen

Es war der erste direkte Angriff des Iran auf Israel. Neben den Drohnen seien Dutzende Boden-Boden-Raketen auf Israel abgefeuert worden. Nach ersten Behördenangaben wurde ein siebenjähriges Mädchen verletzt. Ein Militärstützpunkt sei leicht beschädigt worden.

Zeitgleich mit dem iranischen Angriff wurde Israel auch aus dem Libanon attackiert. Die Hisbollah-Miliz feuerte nach eigenen Angaben Raketen auf die israelisch besetzten Golanhöhen ab. Wie die Nachrichtenagentur AFP berichtet, schickte auch die jemenitische Huthi-Miliz Drohnen in Richtung Israel.

Irans Revolutionsgarden sprechen von "Strafe"

Später in der Nacht hob die Armee einen Appell an die Bevölkerung in gewissen Teilen des Landes auf, sich für eine Flucht in die Schutzräume bereit zu halten. Ob dies das Ende des Angriffs signalisiert, ist noch unklar.

Neben Israel schlossen auch Libanon, Jordanien und der Irak ihre Lufträume. Syrien aktivierte Luftabwehrsysteme um Damaskus und auf mehreren Militärbasen, vermutlich in Erwartung israelischer Gegenangriffe auf irantreue Kräfte. Auch in Ägypten wurde die Luftabwehr aktiviert.

Irans Revolutionsgarden sprachen von einer "Strafe" für Israel. Die Regierung in Teheran hatte Vergeltung für einen Israel zugeschriebenen Luftangriff auf seine Vertretung in Damaskus am 1. April angekündigt. Bei der Attacke wurde unter anderem ein hochrangiger Kommandeur der Revolutionsgarden getötet. Diplomatische Vertretungen sind nach internationalen Vereinbarungen von Angriffen ausgenommen. Das iranische Staatsfernsehen zitierte in der Nacht die Revolutionsgarden mit der Erklärung, die Operation "Wahres Versprechen" sei ein Teil der Strafe für "israelische Verbrechen".

Biden und Netanyahu telefonieren

Der Iran ist ein erklärter Unterstützer der islamistischen Palästinenserorganisation Hamas, deren Großangriff auf Israel am 7. Oktober den Krieg im Gazastreifen ausgelöst hatte. Teheran unterstützt zudem die Huthi-Miliz im Jemen sowie die schiitische Hisbollah im Libanon. Sowohl der Iran als auch die von der EU und den USA als Terrororganisation eingestufte Hamas haben die Vernichtung Israels als Ziel ausgegeben.

Nach dem Angriff berief Israels Premierminister Benjamin Netanyahu das Kriegskabinett ein. Anschließend telefonierte er mit Joe Biden, der zuvor eine Dringlichkeitssitzung mit seinem für Sicherheitsangelegenheiten zuständigen Team abgehalten hatte. Der US-Präsident sicherte Israel seine "unerschütterliche" Unterstützung zu. Nach israelischen Medienberichten ist mit einer "erheblichen Reaktion" Israels zu rechnen.

Israels Premierminister Benjamin Netanjahu (Mitte) während der Sitzung des Kriegskabinetts im Kirya in Tel Aviv.

Biden kündigte für heute ein Treffen der G7-Gruppe wirtschaftsstarker Demokratien an. Er werde die Staats- und Regierungschefs der G7 zusammenrufen, "um eine gemeinsame diplomatische Reaktion auf den dreisten Angriff des Iran zu koordinieren". 

Sondersitzung des UN-Sicherheitsrats geplant

Auch der UN-Sicherheitsrat plant eine Sondersitzung. Israels UN-Botschafter Gilad Erdan forderte das mächtigste UN-Gremium auf, den Iran "für diese schweren Verstöße zu verurteilen" und die iranischen Revolutionsgarden als Terrororganisation einzustufen. In einem Schreiben an den Vorsitzenden des UN-Sicherheitsrates bezeichnete Erdan den iranischen Angriff auf sein Land als "eklatante Verletzung der Souveränität Israels". Dieser Angriff sei "eine schwerwiegende und gefährliche Eskalation". Derzeit hat Malta turnusmäßig den Vorsitz im Sicherheitsrat inne.

UN-Generalsekretär António Guterres zeigte sich "zutiefst beunruhigt über die sehr reale Gefahr einer verheerenden Eskalation in der gesamten Region". 

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