Kommentar: Beim HSV geht es nun auch um Jonas Boldt

12 Feb 2024

Tim Walter ist nicht mehr Trainer des Hamburger SV, und in der Aufarbeitung dieser Personalie geht es weniger darum, ob der Schnitt richtig war, sondern vielmehr darum, ob er nicht zu spät erfolgt ist. Deshalb gehört auch das Wirken des Sportvorstandes auf den Prüfstand. Ein Kommentar von kicker-Redakteur Sebastian Wolff.

Sie arbeiteten beim HSV erfolgreich zusammen: Tim Walter (li.) und Jonas Boldt.

Sie arbeiteten beim HSV erfolgreich zusammen: Tim Walter (li.) und Jonas Boldt. imago images

Die Begründung von Jonas Boldt für die Freistellung von Tim Walter am Montagmorgen liest sich schlüssig: "Uns fehlt die volle Überzeugung, dass wir die nötige Balance und Stabilität in unserem Spiel in dieser Konstellation nachhaltig in den nächsten Wochen erreichen werden."

Dass es bei allen Verdiensten, die Walter fraglos hat, beinahe seit seinem ersten Spiel im Sommer 2021 immer wieder um das Thema Stabilität ging, wirft natürlich diese Fragen auf: Brauchte es wirklich zweieinhalb Jahre, um zu dieser Erkenntnis zu kommen? Und: Hätte nicht spätestens am Ende der großen vorweihnachtlichen Hinrunden-Analyse im vergangenen Dezember bereits das Ergebnis stehen müssen, dass Stabilität mit Walter nicht zu erzeugen ist?

Denn ungeachtet der Tatsache, dass man hinterher immer schlauer ist und Fehler nur derjenige machen kann, der auch Entscheidungen treffen muss, bleibt festzuhalten: Wirklich überraschend ist die Tatsache, dass der gebürtige Badener mit seiner Mannschaft trotz unmissverständlich erteiltem Auftrag keinen anderen Ansatz gewählt hat, nicht.

Noch wilder und ungeordneter als zuvor

Anlässe dafür hätte es in der Vergangenheit schließlich schon genug gegeben. Zum Beispiel vor rund einem Jahr, als durch die Dopingsperre gegen Mario Vuskovic ein entscheidender Garant für das Gelingen des vielzitierten "Walterballs" weggebrochen ist, der Trainer aber auch mit dem nicht dafür geeigneten Personal an seiner Idee festgehalten hat. Erstaunlich in den ersten Wochen dieses Jahres ist allenfalls gewesen, dass sich der HSV nun noch wilder und ungeordneter als zuvor präsentiert hat.

Dass Boldt seine Entscheidung, die er im Dezember gegen kritische Stimmen in den Gremien, durchgesetzt hat, nun nach nur vier Spielen korrigieren musste, ist auch eine Niederlage für ihn. Und diese rückt auch seine Person noch mehr in den Fokus. Denn: Für ihn ist es bereits der fünfte Anlauf Richtung Bundesliga. Und Walters Nachfolger wird der vierte Trainer, der unter seiner Führung angestellt wird. Scheitert der HSV nach dieser Personalrochade mit Verzögerung erneut am Aufstieg, ist auch der Sportvorstand gescheitert.

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