Nach antisemitischem Aufruf: SWR wirft Helen Fares als ...

Der Südwestrundfunk hat auf den Aufruf zum Israelboykott seiner Moderatorin Helen Fares reagiert. Sie werde das digitale Format „MixTalk“ nicht mehr moderieren, teilte der Sender am Montagabend mit. Man habe sie von ihren Moderationsaufgaben entbunden, nachdem sie „wiederholt auf ihrem privaten Social-Media-Account extreme politische Positionen geäußert hat“. Zuletzt habe sie auf eine App verwiesen, „mit der Waren identifiziert werden können, die auf einer Boykottliste stünden, um mit dem Kauf solcher Produkte die israelische Wirtschaft nicht zu unterstützen“. Schon zuvor habe sie zum Boykott israelischer Waren aufgerufen.

Michael Hanfeld

verantwortlicher Redakteur für Feuilleton Online und „Medien“.

Dem Sender sei es wichtig, festzustellen, „dass der in Rede stehende Post nicht im Kontext einer Beschäftigung für den SWR entstanden ist“. Man habe Helen Fares darauf hingewiesen, dass für „Moderatoren eines Debattenformats zum Schutz der Unabhängigkeit und Glaubwürdigkeit der Sendung eine Pflicht zur Neutralität gelte“. Diese Neutralität habe sie in ihren Social-Media-Aktivitäten vermissen lassen.

Der SWR habe „klare Regeln für den Umgang mit Äußerungen auf Social Media“. Auch wenn Journalisten selbstverständlich eine politische Meinung haben könnten, dürfe „die Unabhängigkeit des SWR und jeder einzelnen Mitarbeiterin und jedes einzelnen Mitarbeiters durch Social-Media-Aktivitäten nicht beeinträchtigt oder in Zweifel gezogen werden“. Diesen Grundsatz sehe der SWR „im konkreten Fall verletzt“.

Auf die antisemitischen Ausfälle von Helen Fares hatte der X-Account „ÖRR Antisemitismus Watch“ verwiesen. Der Präsident der Deutsch-Israelischen Gesellschaft und frühere Grünenpolitiker, Volker Beck, hatte der „Bild“-Zeitung gesagt: „Mit dem öffentlich-rechtlichen Auftrag halte ich so eine antisemitische Boykotthaltung für nicht vereinbar.“ Er habe den SWR-Intendanten Kai Gniffke angeschrieben.

Die baden-württembergischen CDU-Landtagsabgeordneten Christian Gehring und Guido Wolf baten den SWR-Chef ebenfalls um Aufklärung. Der Essener CDU-Bundestagsabgeordnete Matthias Hauer fragte: „Wie viele Antisemitismus-Vorfälle braucht es noch, bevor im ÖRR konsequent reagiert wird? ,Kauft nicht bei Juden’ 2.0 ist nie Aktivismus und darf es ,Nie Wieder’ geben!“

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