Auf den Spuren der Großen: Gakpo lässt Oranje träumen

6 Jul 2024

Die Niederlande wollen bei der Europameisterschaft noch weit kommen und endlich wieder einen Titel feiern. Dafür braucht es aber auch große Spieler. Einer, der dieses Attribut erfüllen könnte, ist Cody Gakpo.

Gakpo - Figure 1
Foto kicker

Cody Gakpo trumpft bei der Europameisterschaft groß auf. IMAGO/Sven Simon

42 Millionen Euro legte der FC Liverpool 2023 auf den Tisch, um Gakpo von der PSV Eindhoven loszueisen. Eine stolze Summe, die aber in der heutigen Zeit - gemessen an den oftmals aus der Premier League stammenden Transfers - durchaus noch moderat ausfiel.

Zumindest, wenn man bedenkt, dass Gakpo zu diesem Zeitpunkt 23 Jahre alt war und gerade bei der Weltmeisterschaft in Katar mit drei Treffern auf sich aufmerksam gemacht hatte.

Es folgte also der Wechsel aus seiner Heimatstadt Eindhoven, wo der 1,93 Meter große Flügelstürmer auch geboren wurde, nach England zu Jürgen Klopp. Dorthin wurde Gakpo mit dem Auftrag geholt, nach der Ära Mané/Salah/Firmino als gleichwertiger Ersatz zu dienen.

Die Suche nach der richtigen Position

Doch das gelang in seiner ersten Halbserie nur bedingt, immerhin sieben Treffer und drei Assists steuerte er in der Premier League noch bei, am Ende landeten die Reds aber letztlich auf einem enttäuschenden fünften Rang.

Und auch in der vergangenen Spielzeit wusste Gakpo nicht vollends zu überzeugen. Klopp setzte ihn in mehr als der Hälfte der Premier-League-Spiele auf die Bank und brachte den Niederländer dann oftmals als Mittelstürmer. Acht Tore und fünf Assists sind für einen Angreifer, dem Top-Qualität zugesagt wird, eigentlich zu wenig.

Seine Rolle bei den Reds hat Gakpo noch nicht wirklich gefunden - und auch bei der Nationalmannschaft hatte es vor der Europameisterschaft etwas gehakt: Die Niederlande feierten zwar in den fünf Partien vor der EM vier Siege und erzielte insgesamt 19 Tore - Gakpo aber traf nur einmal gegen den Fußball-Zwerg Gibraltar.

Gakpo - Figure 2
Foto kicker
Koeman: "Hoffe, dass die anderen auf sein Niveau kommen"

Nur wenige Wochen später stellt sich Bondscoach Ronald Koeman nun vor die Presse und lobt den mittlerweile 25-Jährigen in den Himmel: "Ich hoffe, dass die anderen auf sein Niveau kommen", so Koeman. Bei der EM blüht Gakpo als Linksaußen wieder auf, erzielte bereits drei Treffer und bereitete ein Tor vor - damit ist er zusammen mit Georgiens Georges Mikautadze und Spaniens Fabian Top-Scorer bei der EM und für die Buchmacher der Favorit auf den Titel des Torschützenkönigs.

Die Art und Weise der Treffer, etwa gegen Rumänien oder Österreich, weckt in den Niederlanden Erinnerungen an die Zeit von Arjen Robben, der Oranje 2010 etwa ins WM-Finale von Südafrika geführt hat. Mit Tempo von der Strafraumkante in die Mitte ziehen und eiskalt abschließen, das war Robbens Markenzeichen. Was dieser von rechts kommend in Perfektion beherrschte, zelebriert Gakpo bei dieser Europameisterschaft nun von der anderen Seite.

Bekannter Move aus der Bundesliga: Wie einst Arjen Robben zieht Cody Gakpo in die Mitte und trifft gegen Rumänien. IMAGO/Sven Simon

Gakpo: "Hier, um unsere eigenen Erinnerungen zu schaffen"

Damit nährt der Reds-Stürmer die Hoffnung auf den zweiten EM-Triumph nach 1988. Als Robben und seine Kollegen 2010 am WM-Triumph vorbeischlitterten, war Gakpo elf Jahre alt. "Daran habe ich viele Erinnerungen", schilderte der beim PSV Eindhoven ausgebildete Stürmer. Auch von den Europameisterschaften 2008 und 2012 habe er noch Bilder im Kopf, bei jenen Events aber enttäuschten die Niederländer. "Wir sind jetzt hier, um unsere eigenen Erinnerungen zu schaffen", kündigte er vor dem Viertelfinale gegen die Türkei am Samstag (21 Uhr) an.

Einige Puzzleteile fehlen noch, aber das wird schon.

Große Turniere benötigen große Spieler - und auf dem Weg dorthin scheint "Turnierspieler" Gakpo zu sein. Das sieht auch Virgil van Dijk, der sowohl bei den Reds als auch der Elftal der Kapitän des Angreifers ist, so: "Ich sehe ja täglich, wie viel Arbeit er reinsteckt. Er muss jetzt einfach weitermachen, immer besser werden und sich nicht von der Kritik ablenken lassen", sagte der Abwehrchef nach dem Rumänien-Spiel.

Das 3:0 war der bislang beste und dominanteste Auftritt der Niederländer bei dieser EM und eine zufriedenstellende Reaktion auf das 2:3 in der Gruppenphase gegen Österreich. "Wir werden besser", sagte Gakpo. "Einige Puzzleteile fehlen noch, aber das wird schon." Eines der wichtigsten Puzzleteile, das ist ohnehin Gakpo in Höchstform.

dos, DPA

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