CDU-Geheimtagung: Merz hat Angst vor „schmutzigem Wahlkampf ...

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CDU-Geheimtagung: Merz hat Angst vor „schmutzigem Wahlkampf“

Unter Anspannung: CDU-Chef Friedrich Merz (68), hier beim Parteitag Anfang Mai in Berlin

Friedrich Merz - Figure 1
Foto BILD
29.06.2024 - 19:40 Uhr

Jetzt wird es ernst in der CDU!

Am Sonntag lädt Parteichef Friedrich Merz (68) zum Geheimgipfel des Präsidiums – dem engsten Führungszirkel der Christdemokraten.

Nach BILD-Informationen auf der Tagesordnung ganz oben: die Analyse der gerade so gut gegangenen Europawahlen. Und die Frage, welche Schlüsse aus dem Ergebnis (30 Prozent) für die gefürchteten Ost-Wahlen und die Bundestagswahl im kommenden Jahr zu ziehen sind. Die Lage gilt als gefährlicher, als nach außen kommuniziert wird.

Tatsächlich hat Merz nach BILD-Informationen intern klargemacht, dass er für 2025 einen „schmutzigen Wahlkampf“ erwarte, „der aus dem Kanzleramt heraus geführt wird“.

Der 68-Jährige hat demnach Sorge vor einem mit härtesten Bandagen – und Angriffen unterhalb der Geschmacksgrenzen – geführten Wahlkampf der SPD.

Friedrich Merz - Figure 2
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Als Spinne im Netz haben Merz und sein Strategie-Team dabei SPD-Parteichef Lars Klingbeil (46) ausgemacht, der sich bereits auf Merz eingeschossen habe.

Erwartet wird demnach, dass die Genossen ALLES als Munition verwenden, was gegen Merz ausgegraben werden könnte. Dazu gehören die Vermögensverhältnisse des Sauerländers, seine fehlende Regierungserfahrung oder Privat-Flüge nach Sylt.

Der Geheim-Gipfel soll nun Strategien dagegen entwickeln. Doch die Sache hat einen – entscheidenden – Haken: Friedrich Merz ist noch gar nicht der Kanzlerkandidat der Union. Erst im Herbst (nach den Wahlen in Sachsen, Thüringen und Brandenburg) soll die Entscheidung fallen.

Charmanter Plauderer: Markus Söder in der ARD-Sendung „Inas Nacht“ bei Ina Müller

Friedrich Merz - Figure 3
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Führende Politiker von CDU und CSU sind überzeugt, dass CSU-Chef Markus Söder Merz das Feld nicht kampflos überlassen will. Sie interpretieren die kraftvollen TV-Auftritte des Bayern (Gesang bei „Inas Nacht“, Fußball-Talk mit „Markus Lanz“) als Werbung in eigener Sache.

Lockerer Auftritt: Friedrich Merz bei „Drei nach Neun“ (Radio Bremen)

Auch Merz drängt es nun ins Unterhaltungs-TV. Freitag war er bei „Drei nach Neun“. Auch dort wurde er mit Fragen nach Söder gequält. Merz klang geradezu beschwörend, als er antwortete, die CDU/CSU habe aus der vergeigten Wahl 2021 eines gelernt: „Dass wir nicht streiten dürfen.“

Medienpsychologe Prof. Jo Groebel sagt: „Merz gewinnt, wenn man ihn länger beim Argumentieren zuhören kann. Wenn er Zeit hat, seine politischen Thesen zu entwickeln. Wenn er aber emotional wird, wirkt er primär schnell beleidigt. Söder hat mehr Chuzpe und eine gewisse Unverfrorenheit. Er hat keine Scheu, Dinge frech in die Kamera zu sagen. Merz geht diese Lockerheit ab, die bei Söder dennoch – man mache sich nichts vor – extrem beherrscht und kalkuliert ist. Nur bleibt er dabei schlagfertig – er kann einen Saal so emotional bespielen.“

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Ex-CSU-Chef Horst Seehofer (74) spricht sich nun klar für Friedrich Merz als Unions-Kanzlerkandidaten aus.

„Wir sollten uns hüten, das Jahr 2021 zu wiederholen. Friedrich Merz macht seine Arbeit als Partei- und Fraktionsvorsitzender sehr gut. Er hat die CDU geordnet“, sagte der frühere Bundesinnenminister der „Augsburger Allgemeinen“.

Und nun? In Bayern sagen sie, Söder habe es im Kern verstanden, dass Merz als Vorsitzender der größeren Partei in der Pole-Position im Rennen um die K-Frage ist. Aber emotional „bis jetzt nicht“. Söder weiß: Merz könnte nach den unberechenbaren Ost-Wahlen noch in Schwierigkeiten geraten. Sollte die CDU teils hinter der AfD ins Ziel gehen, dürften die Debatten um die Zugpferd-Qualitäten des Sauerländers wieder losgehen.

Merz’ Nachteil ist dabei, dass er unter den mächtigen CDU-Landesfürsten, die ihn im Bundesvorstand zum Spitzenkandidaten küren müssen, kaum glühende Unterstützer hat. Auch der NRW-CDU-Vorsitzende Hendrik Wüst (48) hält sich für mindestens ebenbürtig.

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Foto BILD

Kontrahenten: CDU-NRW-Chef Hendrik Wüst, CDU-Bundeschef Friedrich Merz und CSU-Chef Markus Söder im Mai in Berlin

Merz wiederum kann darauf setzen, dass Söder und Wüst sich mit ihren Ambitionen gegenseitig neutralisieren.

Das war schon der Vorteil seiner Vorgängerin Angela Merkel: Sie hatte es mit einer Reihe von Polit-Alphatieren zu tun, darunter Roland Koch, Christian Wulff, Edmund Stoiber. Weil aber ALLE ihren Job wollten, blieb Merkel immer unangefochten Nummer Eins …

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