Norderstedt: Erntedankfest – Bäuerin warnt vor „irreversiblen ...

Norderstedt

Erntedankfest: Bäuerin warnt vor „irreversiblen Schäden“

01.10.2023, 16:31 | Lesedauer: 4 Minuten

Erntedankfest - Figure 1
Foto Hamburger Abendblatt

Heike Linde-Lembke

Kathrin Rehders vom Vorstand des Ortsbauernverbandes Norderstedt bei ihrer Rede vor dem Aufziehen der Erntekrone im Norderstedter Rathaus.

Foto: Heike Linde-Lembke

Landwirte feierten auf dem Rathausmarkt – obwohl sie sich im Klimawandel mit dramatischen Folgen konfrontiert sehen.

Norderstedt.  Beim Aufziehen der Erntekrone am Sonntag zum Erntedankfest in der Passage des Norderstedter Rathauses hatte es jemand besonders eilig. Und zog die kunstvoll geflochtene und festlich geschmückte Ährenkrone unters Glasdach, als der Chor „N-Voices“ unter der Leitung von Thomas Plath gerade schwungvoll den Disco-Dauerbrenner „Dancing Queen“ anstimmte.

Ratlos guckten sich die mehr als 100 Bürgerinnen und Bürger in der Passage an, die zu diesem feierlichen Akt denn doch eine andere Musik erwartet hatten. Und in der Tat sollten die Bläser der Garstedter Feuerwehr-Bigband den traditionell üblichen Choral „Nun danket alle Gott“ spielen. Der Mann am Seil der Erntekrone aber war schneller. „Wir konnten nur weitersingen, solche Pannen können eben passieren“, nahm Chorsängerin Sabine Wehder den schnellen Strippenzieher in Schutz.

Stadtpräsidentin Norderstedt: „Landwirte decken unseren Tisch reich“

Zuvor war – nach dem Erntedank-Gottesdienst in der Paul-Gerhardt-Kirche am Alten Buckhörner Moor – der Erntedank-Umzug mit seinen mit Blumen, Obst und Gemüse geschmückten Wagen, gezogen von historischen und neuen Treckern, von der Kirche zum Rathaus gefahren.

„Unsere Landwirte ermöglichen es, dass unsere Tische reich gedeckt sind“, sagte Stadtpräsidentin Petra Müller-Schönemann in ihrer Dankesrede im Namen der Stadt Norderstedt. Das Engagement der Frauen und Männer in der Landwirtschaft sei der Grundpfeiler der Ernährungssicherheit und Lebensqualität. Die Landwirte der Norderstedter Region würden Lebensmittel in höchster Qualität produzieren, die Tradition pflegen und sich gleichzeitig für Nachhaltigkeit einsetzen.

Newsletter für Norderstedt und Umgebung

Hier den kostenlosen Newsletter bestellen: täglich kompakt informiert.

Müller-Schönemann dankte auch den ehrenamtlichen Helferinnen und Helfern der Norderstedter Tafel, die sich dafür einsetzen würden, dass diejenigen, deren Tische nicht so reich gedeckt sind, ebenfalls mit Lebensmittel versorgt werden.

Bäuerin Kathrin Rehders: „Erde ist schon wieder zu trocken“

Kathrin Rehders vom Ortsbauerverband gab in einer viel beklatschten Rede einen Einblick in die Arbeit der Landwirtinnen und Landwirte. Die studierte Agrarwissenschaftlerin führt den Rehders-Hof in Norderstedts Ortsteil Glashütte in der achten Generation und hat auch eine Bauernhof-Pädagogik für Kinder aufgebaut. „Dieses Jahr wurde geprägt durch die lange Trockenheit im Frühling und den nassen Sommer, doch die Erde ist schon wieder zu trocken“, sagte Rehders.

Das Getreide habe beispielsweise nicht die Qualität erreicht, um Brot daraus zu backen. „Kaum ein anderer Bereich des täglichen Lebens ist so abhängig von der Natur wie die Landwirtschaft“, ergänzte die Landwirtin. „Durch die Veränderung des Erd- und Ökosystems drohen irreversible Schäden für die Landwirtschaft“, sagte Kathrin Rehders.

„Wohlstand hängt von der Gesundheit des Bodens ab“

„Unsere Ernährung und unser Wohlstand sind von der Gesundheit des Bodens, der Vielfalt der Pflanzen und Tiere und dem Erhalt der natürlichen Lebensgrundlage abhängig“, mahnte Kathrin Rehders. Pastorin Carolin Paap, die den Gottesdienst in der Paul-Gerhardt-Kirche gestaltete, forderte mit einem Gleichnis dazu auf, wieder auf die Schöpfung zu hören: „Wir sollten unser Gehör wieder auf das Zirpen einer Grille schulen statt auf das Klingeln einer Münze.“

Kreis Segeberg: Wolf im Forst - Was Landwirte und Jäger sagenZart, schmackhaft, hochwertig: Bio-Rindfleisch aus dem Kreis SegebergRegen, Regen, Regen im Norden – Hat die Natur jetzt endlich genug?

Oberbürgermeisterin Elke-Christina Roeder lud nach dem Aufziehen der Erntekrone ein zum Rundgang über den Rathausmarkt, wo die Erntewagen frisches Obst und Gemüse verschenkten. „Und wenn Sie sich mehr genommen haben, als Sie brauchen, geben Sie es bitte an die Norderstedter Tafel weiter“, empfahl Roeder.

Munter ging es auf dem Rathausmarkt zu. Beispielsweise am Erntewagen von Julius (7) und Maraille, die duftende Äpfel verschenkten. Landwirt Reiner Behrmann hatte schon nach wenigen Minuten mehr als 200 Kohlköpfe verschenkt, und bei Vanessa Kummerfeld und Jannis Wiegand leerten sich die Eierkörbe im Turbotakt. Zum Schluss demontierten die Besucherinnen und Besucher noch die bunten Blumensträuße von den Erntewagen, als Erinnerung an das Erntedankfest 2023.

So., 01.10.2023, 16.31 Uhr

Mehr Artikel aus dieser Rubrik gibt's hier: Norderstedt

Mehr lesen
Ähnliche Nachrichten
Die beliebtesten Nachrichten der Woche