Elbtower Immobilien GmbH insolvent: Hamburg kann Grundstück ...

19 Jan 2024

Stand: 19.01.2024 12:31 Uhr

Seit fast drei Monaten gibt es schon einen Baustopp am Elbtower in Hamburg, weil dem Signa-Konzern das Geld ausgegangen ist. Jetzt hat auch die Elbtower Immobilien GmbH & Co. KG, die Käuferin des Grundstücks, Insolvenz angemeldet.

Das teilte die Behörde für Stadtentwicklung und Wohnen am Freitag mit. Der Zeitpunkt des Insolvenzantrags kommt überraschend. Auch Bürgermeister Peter Tschentscher (SPD) ging kürzlich noch davon aus, dass die Teilhaber der Elbtower-Gesellschaft länger versuchen, das Wolkenkratzer-Projekt selbst zu retten. Denn sie geben nun Einflussmöglichkeiten und Besitz aus der Hand.

Pein: Hamburg kann Wiederkaufsrecht geltend machen

Der Senat hatte stets betont, der Ebtower sei anders als die Elbphilharmonie ein reines Privatprojekt. Mit dem Insolvenzantrag fällt das unfertige Hochhaus an den Elbbrücken aber vermutlich an die Stadt. Stadtentwicklungssenatorin Karen Pein (SPD) sagte: "Damit kann die Stadt Hamburg nun ihr kaufvertraglich gesichertes Wiederkaufsrecht sowie die Übernahme aller Planungs- und Bauverträge geltend machen." Die Stadt werde ihre Rechte auch im Insolvenzverfahren sichern und nach Bestellung des vorläufigen Insolvenzverwalters umgehend mit diesem in Kontakt treten. Die Stadtentwicklungsbehörde geht davon aus, dass im Rahmen des Insolvenzverfahrens eine privatwirtschaftliche Lösung für die zeitnahe Wiederaufnahme der seit Oktober ruhenden Bautätigkeit gefunden wird. Das Wiederkaufsrecht der Stadt ermögliche, dass die Stadt die Kontrolle über das Projekt übernehmen könne.

Rückkauf für 117 Millionen Euro?

Bürgermeister Tschentscher hatte zuletzt gesagt. "Bei einem Rückkauf würden wir den ursprünglichen Kaufpreis in Höhe von 122 Millionen Euro ohne Zinsen und abzüglich von fünf Millionen Euro erstatten und im Gegenzug das Grundstück zurückerhalten." Die Stadt bekäme außerdem quasi geschenkt den rund 100 Meter hohen Baukörper dazu - im Wert von mindestens 300 Milionen Euro. Und zwar dann, wenn es den Teilhabern, darunter Logistik-Milliardär Klaus-Michael Kühne, auch jetzt nicht gelingt, das Gebäude weiterzubauen.  

AUDIO: Elbtower Immobilien GmbH meldet Insolvenz an (1 Min)

Mutterkonzern Signa in Schieflage geraten

Die Elbtower Immobilien GmbH & Co. KG ist eine mittelbare Tochter der ebenfalls bereits insolventen Signa Prime Selection AG des österreichischen Immobilienunternehmers René Benko. Dieser hatte in der Niedrigzinsphase billige Kredite aufgenommen, finanzstarke Investorinnen und Investoren gewonnen und so seine Signa-Gruppe stark ausgebaut. Doch die zuletzt gestiegenen Zinsen, Baukosten und Energiepreise haben sein komplexes Firmengeflecht in Schieflage gebracht.

Elbtower soll 245 Meter hoch werden

Der Elbtower soll den Abschluss der Hamburger Hafencity im Osten bilden. Den ursprünglichen Planungen zufolge soll das Hochhaus bei den Elbbrücken 245 Meter hoch und damit das dritthöchste Gebäude Deutschlands werden. Vorgesehen sind Büros, Geschäfte, Galerien, Restaurants und eine Aussichtsplattform in der 55. Etage. Die Kosten wurden bisher mit 950 Millionen Euro beziffert. Seit Ende Oktober herrscht auf der Baustelle jedoch Stillstand. Bei 100 Metern Höhe hat das beauftragte Bauunternehmen die Arbeiten eingestellt, weil Rechnungen nicht bezahlt wurden.

Dieses Thema im Programm:

Hamburg Journal | 19.01.2024 | 19:30 Uhr

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