TV-Kritik Deutschland gegen Frankreich: wohltemperierte ...

13 Sep 2023

Standen nach dem Spiel Deutschland gegen Frankreich kompakt im Dortmunder Regen unterm Zeltdach: Bastian Schweinsteiger, Rudi Völler, Alexander Bommes

Deutschland Frankreich - Figure 1
Foto STERN.de

© ARD Screenshot

Silberlocke statt Graugänse, La Ola und eine Prise Nostalgie – der Fußballabend in der ARD geriet zur wohltemperierten Wiedergutmachung. Ein Anfang, mehr nicht, aber eben auch "Balsam für die Seele".

Von Ingo Scheel

"Sehr, sehr, sehr viel besser", sei das gewesen, so konstatierte ARD-Kommentator Gerd Gottlob gegen Ende der Partie zwischen Deutschland und Frankreich. Es mag nicht "alles toll" gewesen sein, aber "ein 2:1 gegen den Vize-Weltmeister", eine durchaus respektable Leistung. Auf den Rängen des Dortmunder Signal-Iduna-Parks wechselte die Unterstützung derweil von dezentem Optimismus zu entspannter Euphorie, die Welle ging durchs Stadion, ein Indiz mal wieder dafür, dass es für einen gelungenen Fußballabend doch gar nicht so viel braucht. Nun ja, ein "2:1 gegen den Vizeweltmeister", nicht nur im Vergleich zu einem 1:4 gegen Japan doch schon fast so etwas die Eroberung eines fernen Planeten.

Kurz darauf stand Rudi Völler, der eingesprungene Bundestrainer – oder sollte man besser schon wieder Ex-Bundestrainer sagen? – bei Alexander Bommes und Bastian Schweinesteiger ein weiteres Mal im Regen, im tatsächlichen, nicht im sprichwörtlichen, und sollte das Geheimnis lüften, wie er denn nun, im Team mit Hannes Wolf und Sandro Wagner, für den Turnaround gesorgt hat. Völler hielt den Ball gewohnt flach: "Viel kannste ja eh nicht machen. Kompakter stehen, das wollten wir auf jeden Fall".

Tja, so einfach kann es sein, nur ein bisschen "kompakter stehen" und schon rollt "das Ding".

"Kompakt stehen" war die Devise bei Deutschland gegen Frankreich – sportlich wie medial

Ein Neuanfang in Dortmund sollte es werden, ein hehres Ziel also, in Anbetracht dessen man es im Ersten professionell verhalten anging. An Tag 2 nach Flick schien man sich auch auf Medienseite gerade erst wieder zu sortieren, entsprechend unaufgeregt die Berichterstattung, denn – Völler brachte es auf den Punkt – "kompakt stehen", war auch hier die Devise.

Natürlich mussten im Trainer-Roulette jene schon den ganzen Tag über durch die Timelines geisternden Namen noch einmal aufgezählt werden: Kloppo und Nagelsmann, Sammer und Kuntz, Magath, der Fußball-Rentner, Oliver Glasner, der Österreicher, Louis van Gaal, das Feierbiest. Namedropping abgehakt, neue Erkenntnisse brachte das nicht, wie denn auch, kaum 48 Stunden nach Flicks Demission. Wobei, vielleicht doch das: Basti Schweinsteigers Bauchgefühl sagt zwar Nagelsmann, sein Wunsch jedoch wäre Louis van Gaal.  A bisserl überraschend is’ des scho. Schaun mer mal.

Kaum neue Erkenntnisse auch von DFB-Präsident Bernd Neuendorf. Man müsse jetzt erstmal "Prozesse anstoßen" und "Profile formulieren", das klang dann fast schon wieder nach großem Konfi im Katarer Hotel, aber was soll der Mann auch sonst sagen. Immerhin erklärte Neuendorf das Zögern in der Causa Flick. Man habe das Ende der von Flick proklamierten Experimentierphase abwarten wollen, da ja erst ab dem Spiel gegen Japan jene Mannschaft auf dem Platz stehen sollte, die die EM im Kern bestreiten würde. Als das nicht wie erhofft funktionierte, blieb nur die, einigermaßen überfällig anmutende Kündigung.

Nach Hansi Flick

Klopp, Nagelsmann oder Glasner: Wer könnte neuer Trainer der DFB-Elf werden?

Fazit dieses ungewöhnlichen Fußballabends, der am Ende doch soviel positiver verlief, als die meisten sich das wohl vorgestellt hätten: "Die deutsche Mannschaft gewinnt Herzen zurück", das Fazit von Gerd Gottlob, da war "Spielspaß auf dem Platz", und nicht nur dort, siehe La Ola: "Die Menschen mögen Rudi Völler einfach", das Trainerteam hat der Mannschaft "neues Leben eingehaucht". 

Oder um es mit Alexander Bommes zu sagen. Hier könnte jetzt etwas begonnen haben zu wachsen: "Ein kleines Pflänzchen EM-Euphorie." Defensivmann Benjamin Henrichs brachte es im Interview nach seiner überzeugenden Leistung gleich noch ein Stück simpler auf den Punkt: "So schnell geht es im Fußball!"

rös

#Themen Deutschland Frankreich Fußball Nationalmannschaft ARD Rudi Völler
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