Der Dax-Crash muss auch Nicht-Börsianer beunruhigen
Kurssturz
Es ist eine beunruhigende Mixtur, die für die desolate Lage an den Börsen sorgt. Auch die Politik im Nahen Osten trägt dazu bei.
Aufgescheucht sind viele Anlegerinnen und Anleger. Die Talfahrt des Dax ging am Montagmorgen weiter. Foto: Arne Dedert/dpa
Die Sehnsucht der Menschen nach Frieden ist groß – doch eine Kriegs-Eskalation ist wahrscheinlich. Iran wird auf die Tötung von Ismail Hanija, Chef der Terror-Organisation Hamas, reagieren. Das steht fest. Danach ist die Frage, ob und in welcher Art Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu antworten wird.
Angst und Unsicherheit sind Gift für die Börse.
Dirk Neubauer BNN-WirtschaftsredakteurEntsprechend groß sind Angst und Unsicherheit. Beides ist Gift für die Börse. Der Nahe Osten steht für etwa ein Drittel des weltweiten Ölangebots. Falls die Öltanker die Straße von Hormus infolge des Kriegstreibens nicht mehr sicher passieren könnten, rechnet die Weltbank mit einem Ölpreis von bis zu 157 US-Dollar je Barrel. Jeder kann sich ausmalen, was das für die Weltwirtschaft und für die globalen Aktienmärkte bedeutet.
Die Börse bildet die beunruhigende Realität an den Weltmärkten abAm Montagmorgen ging es mit dem deutschen Börsenindex Dax zu Handelsbeginn um drei Prozent auf 17.127 Punkte nach unten. In Japan gab es gar ein Börsen-Beben.
Zwar hatte kaum ein Analyst zu Beginn von 2024 damit gerechnet, dass der deutsche Leitindex in diesem Jahr, wie geschehen, zeitweise 18.892 Punkte erreichen würde. Aber das ist kein Trost. Die Börse bildet die Realität an den Weltmärkten ab. Und hier ergibt sich eine gefährliche Mixtur.
Das Pulverfass Naher Osten wurde bereits angesprochen. Auch beim Ukraine-Krieg ist kein Ende des Leids in Sicht. China war einmal Wachstums-Star, plagt sich jetzt mit Staatsverschuldung, Dauer-Immobilienkrise und hoher Jugendarbeitslosigkeit herum. China, von dem sich so viele deutsche Unternehmen abhängig machten, lässt viele Branchengrößen zittern.
Nun droht der Stabilitätsanker USA auszufallenDeutschland, größte Volkswirtschaft Europas, ist aktuell ein Bremsklotz. Verlässlich waren die USA. Doch nun fürchten Börsianer, dass die größte Volkswirtschaft der Welt in eine Rezession rutschen könnte. Zu stark gestiegen ist zuletzt die Arbeitslosenquote, zu sehr gesunken sind die Zahlen fürs verarbeitende Gewerbe.
Was machen also private und institutionelle Anleger? Sie bauen Aktien in ihren Depots ab und präferieren als Alternative (Staats-)Anleihen.
Künstlich aufgeblähter KI-BoomHinzu kommt: Der Hype um die Künstliche Intelligenz, er war zu künstlich. KI-Aktien galten als Zugpferde der US-Technologiebörse Nasdaq. Investitionen von Tech-Konzernen in KI werden sich nicht so schnell für diese rechnen, wie gedacht. Auch was den Top-Entwickler von KI-Chips, Nvidia, angeht, ist Realismus eingekehrt.
Doch nicht nur Fundamentaldaten aus den Unternehmen sorgen an den Börsen für Dämpfer. Charttechniker weisen zudem darauf hin, dass der Dax die 200-Tage-Durchschnittslinie nach unten durchbrochen hat. Auch dies ist ein Beleg für einen Abwärtstrend.