DAX-Stabilisierung erwartet: Kommt der "Turnaround Tuesday"?
marktbericht
Stand: 06.08.2024 07:43 Uhr
Weltweit sind die Börsen in den vergangenen Tagen nach unten gerauscht. In Japan verbucht der Nikkei nach seinem Kurssturz heute Rekordgewinne. Auch der DAX dürfte am "Turnaround Tuesday" einen Teil seiner Kursverluste wieder wettmachen.
Kommt nach dem Kursbeben der vergangenen Tage an diesem Dienstag die Kehrtwende? Die Wahrscheinlichkeit von Kursgewinnen an den Märkten nach einem Montag mit Verlusten steigt: An den Börsen wird das Phänomen als "Turnaround Tuesday" bezeichnet. In Japan hat der Nikkei nach seinen historischen Verlusten heute einen Teil der Verluste von gestern wieder aufgeholt.
Auch am deutschen Aktienmarkt zeichnet sich eine Stabilisierung ab. Der Broker IG taxiert den DAX zum Handelsstart am Morgen 0,78 Prozent höher auf 17.475 Punkte. Im Sog der asiatischen Aktienmärkte war der DAX gestern zeitweise auf den tiefsten Stand seit Februar abgesackt. Bis zum Handelsschluss konnte der deutsche Leitindex sein Minus aber auf 1,82 Prozent eindämmen und schloss bei 17.339 Punkten.
Sorgen um US-Konjunktur sorgen für Kursrutsch
Ein unerwartet schwacher US-Arbeitsmarktbericht hatte vor dem Wochenende die Furcht vor einer Rezession in den Vereinigten Staaten und in der Folge einem deutlicheren Abkühlen der Weltwirtschaft befeuert sowie die Aktienkurse auf Talfahrt geschickt. Marktteilnehmer halten es für möglich, dass die US-Notenbank Fed den Zeitpunkt für rechtzeitige Zinssenkungen verpasst hat und diese zu spät verringern könnte. Schlechte Konjunkturnachrichten - vor einiger Zeit noch positiv gewertet, weil sie Hoffnungen auf Zinssenkungen machten - werden nun auch als schlechte Nachrichten wahrgenommen.
Der US-Standardwerteindex Dow Jones hatte sich gestern mit einem Minus von 2,6 Prozent bei 38.703 Punkten aus dem Handel verabschiedet. Der breiter gefasste S&P 500 verlor 3,0 Prozent auf 5.186 Punkte und der technologielastige Nasdaq büßte 3,4 Prozent auf 16.200 Zähler ein. Die Aktienmärkte gerieten in einen Abwärtsstrudel, da die Furcht vor einer drohenden Rezession in den USA die Anleger verunsicherte.
Nikkei mit Rekordanstieg nach historischem Einbruch
In einer überraschenden Kehrtwende haben sich die japanischen Aktienmärkte heute von ihrem historischen Einbruch am Vortag erholt. Nach dem größten Tagesverlust seit dem "Schwarzen Montag" 1987 verzeichnete der Nikkei-Index den größten Tages-Punktgewinn seiner Geschichte. Die Erholung folgte auf einen Kurseinbruch von 12,4 Prozent am Vortag, der durch globale Marktturbulenzen, Rezessionsängste in den USA und Sorgen um die Abwicklung von Yen-finanzierten Investitionen ausgelöst worden war.
In Tokio stieg der 225 Werte umfassende Nikkei-Index zwei Stunden vor Handelsende um 10,0 Prozent auf 34.615 Punkte, der breiter gefasste Topix notierte 9,3 Prozent höher bei 2.434 Punkten. Angeführt wurde die Erholung von Technologiewerten mit Kursgewinnen von mehr als 16 Prozent bei Tokyo Electron und 14,5 Prozent beim Chiptester-Hersteller Advantest. Auch der KI-Investor SoftBank Group verbuchte ein Plus von 9,3 Prozent. Der volatile Handel löste mehrfach automatische Handelsunterbrechungen aus, die zu zeitweiligen Aussetzungen bei Topix- und Nikkei-Futures führten.
In China kämpften sich die Märkte nur knapp ins Plus zurück. Die Anleger sorgten sich weiter um die schleppende Konjunkturerholung im Land. Die Börse in Shanghai gewann 0,2 Prozent auf 2.867 Stellen. Der Index der wichtigsten Unternehmen in Shanghai und Shenzhen stagnierte bei 3.341 Punkten. Am Vortag war der chinesische Aktienmarkt um mehr als ein Prozent gefallen, hatte sich damit aber im regionalen Vergleich noch relativ gut gehalten.
Dollar legt zu
Im asiatischen Devisenhandel gewann der Dollar 0,8 Prozent auf 145,30 Yen und legte 0,3 Prozent auf 7,1521 Yuan zu. Zur Schweizer Währung notierte er 0,3 Prozent höher bei 0,8551 Franken. Die jüngsten Entwicklungen an den Devisenmärkten haben zu erhöhter Volatilität geführt, da Investoren ihre Positionen neu bewerten und auf geldpolitische Signale der US-Notenbank Fed warten. "Verkaufswellen, die sich durch wilde Schwankungen an den Devisenmärkten manifestieren, sind zwar heftig und schnell, aber in der Regel sehr kurzlebig", erklärte Jamie Cox, geschäftsführender Partner bei Harris Financial Group. "Die Märkte sind eindeutig nervös angesichts der unterschiedlichen Wege, die die Zentralbanken einschlagen, was zu erheblichen Schwankungen führt."
Ölpreise steigen wieder
Am Rohstoffmarkt stieg der Ölpreis um mehr als einen Dollar und machte damit einen Teil der Vortagesverluste wieder wett. Die Sorge, dass eine Eskalation des Nahostkonflikts nach der Ermordung des Hamas-Führers Ismail Hanijeh die Ölversorgung beeinträchtigen könnte, überwog die Befürchtungen einer möglichen Rezession in den USA, dem weltweit größten Ölverbraucher. Rohöl der Nordseesorte Brent verteuerte sich um 1,3 Prozent auf 77,26 Dollar je Barrel (159 Liter). US-Öl der Sorte WTI notierte 1,6 Prozent fester bei 74,12 Dollar.
"Der Markt hat einen iranischen Vergeltungsschlag weitgehend eingepreist, so dass sich die Aufmerksamkeit nun auf dessen Ausmaß und die israelische Gegenreaktion richtet", fügte Kikukawa hinzu. Sollte der Konflikt eskalieren, würden die Ölpreise steigen. Wird er jedoch kurzfristig eingedämmt - wie es im April bei ähnlichen Eskalationsbefürchtungen der Fall war - werden sich die Gewinne in Grenzen halten.
Medien: X verlässt San Francisco
Elon Musks Online-Plattform X zieht laut Medienberichten aus dem Hauptquartier des Vorgängerdienstes Twitter in San Francisco aus. X-Chefin Linda Yaccarino habe die Aufgabe des Gebäudes in einer E-Mail an die Mitarbeiter angekündigt, schrieb unter anderem der Finanzdienst Bloomberg. Von X gab es keine Reaktion zu den Berichten.
Die Mitarbeiter sollen demnach in Büros im Silicon Valley umziehen - nach Palo Alto und San Jose. Musk hatte den Kurznachrichtendienst Twitter im Oktober 2022 für rund 44 Milliarden Dollar gekauft und später in X umbenannt. Die Plattform blieb in dem Twitter-Gebäude an der Market Street. Twitter war 2006 in San Francisco an den Start gegangen. Schon die Ankündigung, den Hauptsitz nach Austin in Texas zu verlegen, verband Musk im Juli mit einem Seitenhieb gegen San Francisco, das vor allem in konservativen politischen Kreisen im Niedergang gesehen wird.
US-Richter: Google hat Monopol bei Internet-Suche
Google hat einen wichtigen Wettbewerbsprozess in den USA verloren. Dabei geht es um die Deals, dank denen die Suchmaschine von Google in Web-Browsern als Standard voreingestellt wird. Ein Richter in der Hauptstadt Washington urteilte, der Internet-Riese habe ein Monopol und schotte es gegen Konkurrenz ab. Google will gegen die Entscheidung in Berufung gehen. Geklagt gegen Google hatten das US-Justizministerium und Dutzende Bundesstaaten. Die US-Regierung argumentierte, Google habe mit der Praxis "eine Mauer um sein Suchmaschinen-Monopol erschaffen".
Airbus steigert Tempo bei Auslieferungen von Jets
Der weltgrößte Flugzeughersteller Airbus hat im Juli die Auslieferungen von Verkehrsflugzeugen beschleunigt. Im abgelaufenen Monat gingen 77 Maschinen an die Kunden, wie der DAX-Konzern gestern nach Börsenschluss mitteilte. Im Juni hatten die Auslieferungen bei 67 Stück gelegen. Nach nun sieben Monaten steht Airbus bei 400 ausgelieferten Jets. Airbus-Chef Guillaume Faury hat im Gesamtjahr 770 Auslieferungen zum Ziel gesetzt. Üblicherweise nimmt das Tempo der Übergaben vor allem gegen Ende des Jahres zu. Der Konzern erhielt im Juli brutto 59 Bestellungen. Storniert wurden zwei Maschinen.
Musk mit neuer Klage gegen ChatGPT-Erfinder OpenAI
Tech-Milliardär Elon Musk zieht in seiner Fehde mit der ChatGPT-Entwicklerfirma OpenAI erneut vor Gericht. Die vergangene Klage ließ der Tesla-Chef im Juni fallen. Jetzt legte Musk bei den Vorwürfen nach: Er behauptet, dass OpenAI-Mitgründer Sam Altman und dessen "Komplizen" unter Vortäuschung falscher Absichten seine Beteiligung an dem Start-up erschlichen hätten. Seine Anwälte sprechen in der Klage von "Perfidie und Betrug von Shakespearschem Ausmaß". OpenAI verwies in einer Reaktion lediglich auf frühere Vorwürfe gegen Musk, wonach der Tech-Milliardär die volle Kontrolle über das Start-up angestrebt habe.
Höhere Nachfrage sorgt für Umsatzplus bei Zalando
Der Online-Handelskonzern Zalando hat dank einer robusten Nachfrage bei Sportbekleidung das Wachstum im zweiten Quartal beschleunigt. Niedrigere Lagerbestände und geringere Logistik-Kosten hätten sich zudem positiv auf die Ertragskraft ausgewirkt, teilte Europas größter Online-Modehändler am Morgen mit. Der Konzernumsatz hat um 3,4 Prozent auf 2,6 Milliarden Euro zugelegt. Dank einer um 0,8 Prozentpunkte auf 6,5 Prozent verbesserten Marge liege der bereinigte operative Gewinn bei 171,6 Millionen Euro.
Nächster Adidas-Vorstand verlässt Konzern
Seit der Amtsübernahme von Adidas-Vorstandschef Björn Gulden verabschiedet sich bereits der vierte Vorstand des Sportartikelherstellers: Der für Produktionsplanung und Beschaffung zuständige Martin Shankland werde Adidas zum Ende der Woche verlassen, teilte der Sportartikelhersteller mit. Der 52 Jahre alte Australier arbeitet seit 27 Jahren für Adidas und war 2019 in den Vorstand aufgestiegen. Sein Posten wird auf Vorstandsebene nicht nachbesetzt