Börse nach der US-Wahl: Dow und Nasdaq heben ab, Dax knickt ein
„America first“ auch an der Börse: Nach dem Wahlsieg Donald Trumps schließt der Dax in die Verlustzone. Dagegen legen Dow Jones und Nasdaq kräftig zu. Bitcoin, Tesla und Meme-Aktien wie Trump Media haussieren.
06.11.2024, 17.45 Uhr
Börse: Die wichtigsten Informationen zum Dax, Dow Jones, zu den Aktienkursen und den Ölpreisen
Foto: Westend61 / Getty ImagesDas Comeback von Donald Trump als US-Präsident hatte die Aktienmärkte in Europa zunächst angetrieben, zuletzt kühlte die Stimmung allerdings deutlich ab. Der Dax kletterte im frühen Handel zunächst um bis zu 1,6 Prozent. Im weiteren Handelsverlauf drehte der Dax jedoch ins Minus und verbuchte zuletzt Verluste von rund 1,2 Prozent – im Gegensatz zu Dow Jones und Nasdaq, die ein Kursfeuerwerk feierten. „Europa dürfte mit einem Präsidenten Trump wenig Freude haben,“ meint Analyst Christian Henke. „Vor allem das Thema Zölle schwebt wie ein Damoklesschwert über dem alten Kontinent.“
Entsprechend bergab ging es daher für Autowerte. BMW, Porsche, Mercedes-Benz und Volkswagen verloren im Dax zwischen 5 und 7 Prozent. Der europäische Autoindex notierte bis zu 2,9 Prozent schwächer. Experten fürchten, dass die von Trump anvisierte Einführung von Strafzöllen auf Autos die Krise der deutschen Autobauer verschärfen könnte. Viele Hersteller leiden bereits unter der verflogenen Kauflaune betuchter Kunden in China und der schwierigen Umstellung auf Elektroautos. Trump hatte angekündigt, Produkte aus China mit einem Strafzoll von 60 Prozent, Produkte aus Deutschland und allen anderen Teilen der Welt mit zehn bis 20 Prozent zu belegen.
Der Autobauer BMW geriet zudem nach Bekanntgabe seiner Quartalsergebnisse stark unter Druck. Die hartnäckige Marktschwäche in China, aber auch Probleme mit einem vom Continental gelieferten Bremssystem sorgten bei BMW für einen Gewinneinbruch, wie aus den am Mittwoch veröffentlichten Zahlen des Autobauers hervorging.
Deutlich besser kamen bei Investoren die Geschäftsberichte von Siemens Healthineers und Fresenius an. Aktien von Siemens Healthineers führten mit plus 7,2 Prozent klar den Dax an. Fresenius verteuerten sich um 5,7 Prozent.
In der zweiten Reihe im MDax wurde der Quartalsbericht des Software-Dienstleisters Teamviewer abgestraft. Die Papiere brachen um 13 Prozent ein. Auch die Kurse von Evonik und Puma gerieten nach den Quartalsberichten der beiden Unternehmen unter Druck.
In der dritten Reihe im SDax brachen Evotec-Aktien um 16 Prozent ein nach unerwartet schwachen Geschäftszahlen. Ein operativer Rekordgewinn des Anlagenbauers Kontron ließ den Kurs der Aktien um 12 Prozent anziehen.
Wall Street: Dow Jones springt auf Rekordhoch, Nasdaq haussiertDer klare Sieg von Donald Trump als neuer US-Präsident ist am Mittwoch von einem Rekordhoch an der Wall Street begleitet worden. Der Dow Jones Industrial kletterte zuletzt mit plus 3,2 Prozent auf 43.542 Punkte und damit auf ein Rekordhoch. Der Nasdaq 100 gewann 2,2 Prozent auf 20.662 Zähler. Seinen letzten Höchststand hatte der technologielastige Index im Juli bei knapp über 20.690 Punkten erreicht.
Weiter hoch laufende Kurse und damit auch eine Jahresendrallye seien nach dem deutlichen Sieg Trumps und einer Mehrheit der Republikaner im Senat und möglicherweise Repräsentantenhaus ein gut denkbares Szenario, sagte ein Börsianer. Damit könne Trump durchregieren und etwa Steuern senken, die Ölförderung ausweiten oder auch das Einwanderungsrecht verschärfen.
Die US-Wirtschaftspolitik werde unter Trump protektionistischer ausgerichtet sein als unter seinem Vorgänger Joe Biden, kommentierte Anlagestratege Jan Viebig von der Bank Oddo BHF. Zudem stehe Trump wirtschaftspolitisch für Deregulierung und Steuersenkungen, dies dürfte der US-Wirtschaft Impulse verleihen. US-Aktien würden von Trumps Wirtschaftspolitik begünstigt.
Der Trump-Sieg katapultierte am Mittwoch die Aktienkurse von US-Banken in die Höhe. Im Dow-Index kletterten Goldman Sachs und JPMorgan in Rekordhöhen. Goldman gewannen zuletzt mehr als 16 Prozent, bei JPMorgan belief sich das Plus auf fast 12 Prozent. Bank-Aktien profitieren von der Aussicht auf Lockerungen bei der Finanzmarktregulierung. Die Regeln waren verschärft worden, nachdem faule US-Hypothekenkredite und deren Verkauf durch US-Banken 2008 die jüngste weltweite Finanzkrise ausgelöst hatten.
Außerdem könnten angesichts einer womöglich steigenden Verschuldung die Zinsen steigen – auch dies wäre zum Nutzen von Banken, etwa im Kreditgeschäft.
Deutlich nach oben ging es für den Dollar – was wiederum die Öl- und Kupferpreise drückte. Der Dollar-Index stieg um bis zu 1,6 Prozent auf 105,13 Punkten. Analysten gehen davon aus, dass Trumps Pläne zur Zoll- und Einwanderungspolitik die Inflation in die Höhe treiben und die künftige US-Geldpolitik damit wieder restriktiver ausfallen könnte. Das Nachsehen hatte der Euro, der um 2 Prozent auf 1,0705 Dollar abrutschte. Die angedrohten Zollerhöhungen Trumps auch gegenüber Europa ließen sorgenvoll auf die kommenden Monate blicken, urteilten die Analysten der Helaba.
Unter den Einzelwerten sprangen die Aktien des Elektroautobauers Tesla um 14,5 Prozent hoch und würden damit wieder einer Marktkapitalisierung von einer Billion US-Dollar näher kommen. Tech-Milliardär und Tesla-Gründer und -Chef Elon Musk stand im Wahlkampf eng an der Seite des Republikaners Trump. Tesla dürfte laut Aktienexperte Andreas Lipkow indirekt über den politischen Einfluss Musks profitieren.
Trump Media sprangen um rund 9,8 Prozent hoch. Das von Trump gegründete Unternehmen dürfte „zukünftig als Sprachrohr des neuen US-Präsidenten positioniert werden und entsprechende Marketingaufmerksamkeit bekommen“, wie Lipkow sagte.
Der Bitcoin erreichte im Umfeld der US-Wahl ein Rekordhoch. In der Spitze stieg die Cyberdevise auf der Plattform Bitstamp um mehr als 8 Prozent auf 75.397 Dollar, zuletzt schwächte sich der Zuwachs jedoch wieder auf 74.343 Dollar ab. Händler spekulierten auf einen Wahlsieg von Trump, der als kryptofreundlich gilt. Die Digitalwährungsbranche ihrerseits hatte während des Wahlkampfes viel Geld für die Förderung ihrer Anliegen ausgegeben.
Am Rohstoffmarkt gaben die Ölpreise nach, nachdem sie am Vortag wegen eines erwarteten Förderausfalls im Golf von Mexiko infolge eines Sturms gestiegen waren. Der nach der US-Präsidentschaftswahl stärkere Dollar macht dem Öl- und Kupferpreis deutlich zu schaffen. Das Nordseeöl Brent und das US-Öl WTI verbilligen sich jeweils um bis zu 2,5 Prozent auf 74,96 und 71,44 Dollar je Fass.
Eine stärkere US-Währung macht in Dollar gehandelte Rohstoffe für Besitzer anderer Währungen teurer, was wiederum zu einer gedämpften Nachfrage führt.