Aktien: Dax und Nikkei steigen: Ist das Beben an der Börse vorbei?
Die Börsen weltweit stabiliseren sich nach dem großen Kursrutsch. Anleger kaufen wieder Aktien. Doch es bleiben Unsicherheiten
Der deutsche Aktienindex Dax hat sich am Dienstagvormittag erholt. Nach dem weltweiten Kurssturz am Montag legte der Kurs um 0,7 Prozent zu auf 17.455 Punkte. Das Börsenbarometer überwand damit wieder die für den längerfristigen Trend viel beachtete 200-Tage-Durchschnittslinie. Der MDax der mittelgroßen Unternehmen gewann 1,05 Prozent auf 24.217 Punkte. In der Spitze war der Dax am Montag um bis zu 3,6 Prozent eingebrochen, am Ende ging er 1,8 Prozent niedriger mit 17.339 Punkten aus dem Handel.
Auch an anderen Börsen in der Welt geht es aufwärts. In einer unerwarteten Kehrtwende haben sich die japanischen Aktienmärkte am Dienstag von ihrem historischen Einbruch am Vortag erholt. Nach dem größten Tagesverlust seit dem Schwarzen Montag 1987 verzeichnete der Nikkei-Index den größten Tages-Punktgewinn seiner Geschichte. Die Erholung folgte auf einen Kurseinbruch von 12,4 Prozent am Vortag, der durch globale Marktturbulenzen, Rezessionsängste in den USA und Sorgen um die Abwicklung von Yen-finanzierten Investitionen ausgelöst worden war.
Nikkei legt um 10,2 Prozent zuIn Tokio stieg der 225 Werte umfassende Nikkei-Index um 10,2 Prozent auf 34.675 Punkte, der breiter gefasste Topix notierte 9,3 Prozent höher bei 2434,21 Punkten. Angeführt wurde die Erholung von Technologiewerten mit Kursgewinnen von mehr als 16 Prozent bei Tokyo Electron und 14,5 Prozent beim Chiptester-Hersteller Advantest. Auch der KI-Investor Softbank Group verbuchte ein Plus von 9,3 Prozent. Der volatile Handel löste mehrfach automatische Handelsunterbrechungen aus, die zu zeitweiligen Aussetzungen bei Topix- und Nikkei-Futures führten.
In China kämpften sich die Märkte nur knapp ins Plus zurück. Die Anleger sorgten sich weiter um die schleppende Konjunkturerholung in der Volksrepublik. Die Börse in Schanghai gewann 0,2 Prozent auf 2866,69 Stellen. Der Index der wichtigsten Unternehmen in Schanghai und Shenzhen stagnierte bei 3341,45 Punkten. Am Vortag war der chinesische Aktienmarkt um mehr als ein Prozent gefallen, hatte sich damit aber im regionalen Vergleich noch relativ gut gehalten.
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Analysten führen dies auf die bereits bestehende Schwäche des chinesischen Marktes zurück, die ihn teilweise von den globalen Turbulenzen abkoppelt. „Die Auswirkungen sind begrenzt, da chinesische Aktien bereits am Boden liegen und relativ immun gegen die Volatilität der globalen Märkte sind“, sagte Xia Haojie, Analyst bei Guosen Futures in Shenzhen. Viele ausländische Investoren hätten China bereits verlassen, und diejenigen, die große Verluste erlitten hätten, würden wahrscheinlich nicht weiter verkaufen.
Yen-Kurs steigtIm asiatischen Devisenhandel gewann der Dollar 0,8 Prozent auf 145,30 Yen und legte 0,3 Prozent auf 7,1521 Yuan zu. Zur Schweizer Währung notierte er 0,3 Prozent höher bei 0,8551 Franken. Die jüngsten Entwicklungen an den Devisenmärkten haben zu erhöhter Volatilität geführt, da Investoren ihre Positionen neu bewerten und auf geldpolitische Signale der US-Notenbank Fed warten.
„Verkaufswellen, die sich durch wilde Schwankungen an den Devisenmärkten manifestieren, sind zwar heftig und schnell, aber in der Regel sehr kurzlebig“, erklärte Jamie Cox, geschäftsführender Partner bei Harris Financial Group. „Die Märkte sind eindeutig nervös angesichts der unterschiedlichen Wege, die die Zentralbanken einschlagen, was zu erheblichen Schwankungen führt.“
Mögliche Eskalation zwischen Iran und Israel lässt Ölpreis teurer werdenEine drohende Eskalation in Nahost könnte für weitere Unsicherheit und volatile Kurse an den Märkten weltweit sorgen. Am Rohstoffmarkt stieg der Ölpreis um mehr als einen Dollar und machte damit einen Teil der Vortagesverluste wieder wett. Die Sorge, dass eine Eskalation des Nahostkonflikts nach der Ermordung des Hamas-Führers Ismail Hanijeh die Ölversorgung beeinträchtigen könnte, überwog die Befürchtungen einer möglichen Rezession in den USA, dem weltweit größten Ölverbraucher.
Bloß keine Panik: An den Aktienmärkten stehen zwar noch ein paar unruhige Tage an. Doch dann eröffnen sich vor allem Chancen für Anleger
„Der Markt hat einen iranischen Vergeltungsschlag weitgehend eingepreist, so dass sich die Aufmerksamkeit nun auf dessen Ausmaß und die israelische Gegenreaktion richtet“, fügte Kikukawa hinzu. Sollte der Konflikt eskalieren, würden die Ölpreise steigen. Wird er jedoch kurzfristig eingedämmt – wie es im April bei ähnlichen Eskalationsbefürchtungen der Fall war - werden sich die Gewinne in Grenzen halten. Rohöl der Nordseesorte Brent verteuerte sich um 1,3 Prozent auf 77,26 Dollar je Barrel (159 Liter). US-Öl der Sorte WTI notierte 1,6 Prozent fester bei 74,12 Dollar.
Der US-Standardwerteindex Dow Jones hatte sich am Montag mit einem Minus von 2,6 Prozent bei 38.703,27 Punkten aus dem Handel verabschiedet. Der breiter gefasste S&P 500 verlor 3,0 Prozent auf 5186,33 Punkte und der technologielastige Nasdaq büßte 3,4 Prozent auf 16.200,08 Zähler ein. Die Aktienmärkte gerieten in einen Abwärtsstrudel, da die Furcht vor einer drohenden Rezession in den USA die Anleger verunsicherte.
rtr/dpa/ess
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