Russland: Zahlreiche Tote nach Angriffen in russischer Teilrepublik ...

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In zwei Städten der russischen Teilrepublik Dagestan gab es Angriffe auf Kirchen, eine Synagoge sowie einen Polizeiposten. Die Behörden stufen die Taten als Terror ein.

Dagestan - Figure 1
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Aktualisiert am 24. Juni 2024, 9:20 Uhr Quelle: ZEIT ONLINE, dpa, Reuters, AP, vvö, sbo, kj

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Polizeieinsatz nach Angriffen in Machatschkala, der Gebietshauptstadt von Dagestan © Gyanzhevi Gadzhibalayev/​TASS/​ddp

In der russischen Teilrepublik Dagestan im Kaukasus haben bewaffnete Angreifer bei Anschlägen nach Behördenangaben mehr als 15 Polizisten und mehrere Zivilisten getötet. Das teilte Gouverneur Sergej Melikow am frühen Morgen in einer Videobotschaft mit. Unter den Toten sei auch ein orthodoxer Priester.

Am Sonntagabend hatten Unbekannte in den Städten Derbent und Machatschkala zwei orthodoxe Kirchen, eine Synagoge und einen Kontrollpunkt der Polizei angegriffen. Vertreter der jüdischen Gemeinde sprachen von Angriffen auf zwei Synagogen. Dies bestätigten die Behörden bislang nicht. Die Angriffe fanden nach Behördenangaben etwa zur gleichen Zeit statt. In den Kirchen seien Feuer ausgebrochen. Die unbekannten Angreifer hätten Automatikwaffen genutzt und seien mit einem Auto geflohen.

Derbent und Machatschkala liegen am Kaspischen Meer und sind etwa 125 Kilometer voneinander entfernt. In Sergokala, einem Dorf zwischen den beiden Städten, sollen bewaffnete Angreifer laut Behörden zudem auf ein Polizeifahrzeug geschossen haben. Ein Polizist sei dabei verletzt worden.

Bei den Anschlägen habe es mehrere Verletzte gegeben, teilte das Innenministerium in Moskau russischen Nachrichtenagenturen zufolge mit. 16 Personen mussten ins Krankenhaus eingeliefert werden. 

Behörden stufen Anschläge in Dagestan als Terror ein

Bei dem getöteten Geistlichen handelte es sich um den 66-jährigen Priester der russisch-orthodoxen Kirche in Derbent. "Die Einsatzkräfte und Sicherheitsorgane haben schnell reagiert, aber leider ist es nicht ohne Opfer abgelaufen", sagte der Bürgermeister von Machatschkala, Jussup Umawow.

Das russische Ermittlungskomitee stufte die Anschläge als Terrorakte ein und startete einen Antiterroreinsatz in der Region. Mindestens sechs Angreifer seien getötet worden, berichteten russische Medien unter Berufung auf die Polizei – vier in Machatschkala und zwei in Derbent. Das russische Antiterrorkommitee sprach dagegen davon, dass fünf mutmaßliche Angreifer "liquidiert" worden seien. Die widersprüchlichen Angaben ließen sich zunächst nicht aufklären. Unklar ist zudem, wie viele Angreifer an den Anschlägen beteiligt waren. Niemand reklamierte die Taten bislang für sich.

Die Behörden erklärten die aktive Phase des Antiterroreinsatzes noch in der Nacht für beendet. Wegen der anhaltenden Terrorgefahr wurden die Ausfahrten aus Machatschkala gesperrt. Auch in den anliegenden russischen Teilrepubliken wurden die Sicherheitskräfte in Alarmbereitschaft versetzt. Die Behörden riefen eine dreitägige Trauerzeit in der Region aus.

Dagestan muslimisch geprägte Region im Kaukasus

Dagestans Gouverneur Melikow sagte in seiner Videoansprache, die Situation in der Region sei unter Kontrolle. Er versprach, dass die Ermittlungen fortgesetzt würden, bis alle Verantwortlichen gefunden seien. Auf Telegram bezeichnete er die Anschläge als Versuch, die Lage in der Region zu destabilisieren. 

Dagestan ist eine mehrheitlich von Muslimen bewohnte Region; sie zählt zu den ärmsten Regionen in Russland und grenzt an Tschetschenien. Dort hatte es im vergangenen Oktober antisemitische Ausschreitungen gegeben. Damals hatten Hunderte Menschen nach der Landung eines Passagierflugzeugs aus Tel Aviv den Flughafen von Machatschkala gestürmt. Die Menschenmenge skandierte antisemitische und islamistische Parolen und forderte, in das Flugzeug gelassen zu werden, um unter den Passagieren nach Juden zu suchen.

Im April wurden in Dagestan vier Menschen im Zusammenhang mit dem tödlichen Anschlag auf die Crocus City Hall in Moskau im März festgenommen. Sie sollen nach Angaben des russischen Geheimdienstes FSB Geld und Waffen für die Attacke geliefert haben. Bei dem Anschlag auf die Halle waren mehr als 140 Menschen getötet worden. Zu der Tat bekannte sich die Dschihadistenmiliz "Islamischer Staat" (IS).

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