Carfreitag in Dortmund: Pfeife im Auspuff, Lachgas im Auto

Dortmund. Großkontrolle der Dortmunder Polizei zum Carfreitag: Mehrere Autos werden aus dem Verkehr gezogen, Lachgas-Konsumenten vergeht das Grinsen. Eine Bilanz.

Carfreitag - Figure 1
Foto Westdeutsche Allgemeine Zeitung

Der Karfreitag ist nicht nur Christen heilig. Umgetauft zum Carfreitag, wurde er am Dortmunder Wall wiederholt zum Fest für Tuner, Raser und Autoposer. Das hat sich sogar bis Hamburg herumgesprochen, wie sich bei der Kontrolle eines Audi R7 mit Kieler Kennzeichen herausstellt. Die Norddeutschen dürften angesichts der langen Anreise jedoch enttäuscht sein: In Dortmund dominierte am Carfreitag das Blaulicht.

Kurz nach 21 Uhr, wenige Gehminuten vom Dortmunder Hauptbahnhof entfernt. Mehrere Polizei-Transporter blockierten den rechten Streifen vor dem Harenberg City-Center, die Spur wurde mithilfe von Pylonen und Blitzleuchten für die Kontrolle abgegrenzt. Die ersten Kandidaten ließen nicht lange auf sich warten. Die Insassen eines gelben Audi R8 wurden darauf hingewiesen, dass das sinnlose Drehen von Runden auf dem Dortmunder Wall strafbar ist – was offenbar ernst genommen wurde, denn das Fahrzeug tauchte kein weiteres Mal auf.

Fast über Fuß gefahren

Anders ein Mercedes AMG: er fiel durch dreifaches Vorbeirauschen auf, fuhr Verkehrsdienst-Leiter Thomas Raff dann in der Kontrollstelle auch noch fast über den Fuß. Fand der erfahrene Polizist nicht lustig: „Wenn Sie jetzt weiter hier Runden drehen, dann habe ich zwei Möglichkeiten. Ich kann Sie bis morgen Früh einsperren, oder ich nehme Ihnen das Auto ab.“ Das saß.

+++ Folgen Sie auch dem Facebook-Account der WAZ in Dortmund +++

Viele Dokumente, trotzdem unvollständig

Aufwändiger wurde es bei einem Ford Mustang Ecoboost Sonderedition mit 320 PS. Der Fahrer war eigentlich zuversichtlich, dass alle Veränderungen ausreichend dokumentiert sind und überreichte einen ganzen Stapel Papiere. Polizeioberkommissar Yannick Stüwe entgeht jedoch nichts. Nach eingehender Prüfung stellte er fest, dass Heckdiffusor, Frontlippe und Heckscheibenabdeckung nicht ordnungsgemäß abgenommen wurden. Der Fahrer bekam ein Verwarngeld von 25 Euro aufgebrummt und den Auftrag, sich zügig um eine korrekte Zulassung der Teile zu kümmern.

Carfreitag - Figure 2
Foto Westdeutsche Allgemeine Zeitung

Ein Mustang wurde von den Experten des Verkehrsdienstes auf Herz und Nieren geprüft. © FUNKE Foto Services | Ralf Rottmann

3er-BMW mit Pfeife im Auspuff

Bei einem in die Jahre gekommenen 3er-BMW war es damit nicht getan. Für Laien sieht das graue Fahrzeug völlig unauffällig aus, doch der geschulte Blick der Verkehrspolizei förderte Erschreckendes zutage. Die Handbremse griff nicht mehr, schlimmer Zustand der Karosserie, illegal veränderte Blinkanlage, ungenehmigte Scheinwerfer, falsche Federung, und dann das absolute Highlight: Im Auspuff wurde für eindrucksvolleren Sound eine Art Hundepfeife verschraubt.

„Das ist das Billigste, was ich je aus einem Auto rausgeholt hab“, sagte der Beamte, der das Metallteil aus dem Abgasrohr schraubte. Wegen seines fragwürdigen Gesamtzustandes musste der BMW sofort von der Straße, wurde abgeschleppt und zum Gutachter gebracht. Zum Ärgernis des Halters, der samt Begleitung 90 km mit der Bahn zurück nach Neuss tuckern musste.

+++ Mehr Nachrichten aus Dortmund lesen Sie hier +++

Saftige Geldstrafen für Lachgas-Irrsinn

Noch absurder wurde es dann bei der Überprüfung eines VW Golf, in dem vier junge Männer saßen, die sich vorlaut verhielten. Den Beamten war aufgefallen, dass der Beifahrer offensichtlich Lachgas konsumierte. Bei der nächsten Runde wurden sie rausgewunken, was zunächst auf Unmut stieß. Ein Polizist erklärte der Partygesellschaft geduldig: „Ihr fahrt hier vorbei, grölt, hört laute Musik, wollt Aufmerksamkeit. Die habt ihr jetzt.“ Das schien den Beifahrer so sehr zu amüsieren, dass er sich beim Entsorgen der Lachgasflaschen gleich noch einen Ballon vor den Beamten reinzog und spöttisch kommentierte: „Was denn, ist doch nicht verboten!“

Verboten ist allerdings das ungesicherte Mitführen dieses Gefahrenguts im Auto. Bedeutet: 300 Euro Strafe und einen Punkt für den Fahrer, 500 Euro und einen Punkt für den bis dahin gutgelaunten Beifahrer, der als geständiger „Verlader“ der Flaschen noch härter bestraft wurde. Das fand dann keiner mehr witzig.

 Lachgas-Kartuschen dürfen nicht lose im Auto herumrollen und können bei Unfällen explodieren. Deshalb gelten sie als Gefahrgut, das entsprechend gesichert werden muss. © Funke Medien NRW | Lisa Goedert

Positive Bilanz der Polizei

Gegen 1 Uhr nachts wurde die Kontrollstelle zurückgebaut, der Carfreitag ist aus Sicht der Einsatzkräfte äußerste ruhig verlaufen. Das sei auch ein Ergebnis der verstärkten Präsenz, seit zu Coronazeiten teilweise bis zu 2000 Fahrzeuge und ebenso viele Zuschauer sich über Wochen hinweg regelmäßig am Wall tummelten. Zudem schien sich die Szene fürs Jahr 2024 eher auf den Niederrhein konzentriert zu haben.

Mehr zum ThemaVideo aus Dortmund: Schwarzfahrer klammert sich an StadtbahnLachgas am Steuer: 19-Jähriger kracht fast in PolizeiViel mehr Unfälle auf Drogen: „Kein Respekt vor dem Leben“Raser in Dortmund: Drei erschütternde Polizei-Einsätze
Mehr lesen
Ähnliche Nachrichten
Die beliebtesten Nachrichten der Woche