Hamburg: Protest gegen Preis für Argentiniens Präsident Milei

5 Tage vor

Stand: 22.06.2024 20:34 Uhr

Argentiniens Präsident Javier Milei ist am Sonnabend zu einer Stippvisite in Deutschland eingetroffen. In Hamburg erhielt er die Medaille der Hayek-Gesellschaft. Die Ehrung sorgte für Protest.

Argentiniens Präsident Milei - Figure 1
Foto NDR.de

Verschiedene linke und auch einige argentinische Organisationen sowie Die Linke hatten zum Protest aufgerufen. Das Motto der Demo: "Kein Preis für extreme Rechte, keine Medaille für Javier Milei". Gegen Mittag versammelten sich einige Hundert Demonstrierende in der Hafenstraße im Stadtteil St. Pauli. Sie zogen weiter über die Reeperbahn zum Hotel Hafen Hamburg in der Seewartenstraße. Die Polizei sprach von bis zu 360 Teilnehmenden.

Milei erhält Preis für Verdienste um "die Idee der Freheit"

Im Hotel erhielt Milei am Nachmittag die Hayek-Medaille der wirtschaftsliberalen Hayek-Gesellschaft verliehen. Damit sollen Persönlichkeiten geehrt werden, die sich um die "Idee der Freiheit herausragende Verdienste erworben" haben, so die Hayek-Gesellschaft.

Auch Maaßen und von Storch unter den Gästen

Der argentinische Präsident Javier Milei (Mitte) bei der Preisverleihung in Hamburg.

Der für spontane und polemische Äußerungen bekannte Milei verzichtete in seiner Rede auf jeden Bezug zu Deutschland und schilderte in erster Linie sein Verständnis von Politik. Die rund 200 Zuhörenden - darunter der ehemalige Verfassungsschutzpräsident Hans-Georg Maaßen und die AfD-Bundestagsabgeordnete Beatrix von Storch - jubelten Milei zu. Immer wieder riefen sie in Sprechchören "Libertad" (Freiheit). 

Argentiniens Präsident Milei - Figure 2
Foto NDR.de

Der Vorsitzende der Hayek-Gesellschaft, Stefan Kooths, sagte in seiner Laudatio, Milei bringe "den Kapitalismus aus der Defensive". Er verglich Mileis Politik mit einer Chemotherapie. "Die Nebenwirkungen sind heftig", sagte der Kieler Wirtschaftswissenschaftler. Aber ohne eine solche Therapie wäre Argentinien am Ende. 

Absage der Preisverleihung gefordert

In einem offenen Brief hatten die Demonstrierenden die Absage der Preisverleihung gefordert. Demnach sollten sich die Verantwortlichen in Politik und Gesellschaft klar gegen die ultrarechte und extrem marktliberale Politik positionieren. Mileis Besuch fördere die Schaffung internationaler, rechtsextremer Netzwerke, so die Organisationen der Demo.

Milei ist seit etwas mehr als einem halben Jahr im Amt. Seitdem hat er in Argentinien drastische Sparmaßnahmen angesetzt, zahlreiche Ministerien gestrichen, Renten und Sozialleistungen wie Kindergeld und Lebensmittel gekürzt. Nach Angaben der Katholischen Universität Argentiniens leben knapp 56 Prozent der Menschen in Argentinien unter der Armutsgrenze und rund 18 Prozent in extremer Armut.

AUDIO: Preis für Milei in Hamburg: "Ein dezidiert liberal denkender Mensch" (4 Min)

Am Sonntag trifft Milei Scholz in Berlin

Am Sonntag will der selbsternannte "Anarcho-Kapitalist" Milei in Berlin mit Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) zusammentreffen. Das Programm des Besuchs wurde nach Angaben der Bundesregierung auf Wunsch der argentinischen Seite erheblich gekürzt: Anders als ursprünglich geplant, findet weder eine gemeinsame Pressekonferenz mit Scholz und Milei statt noch wird der argentinische Staatschef mit militärischen Ehren empfangen.

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Dieses Thema im Programm:

NDR 90,3 | NDR 90,3 Aktuell | 22.06.2024 | 18:00 Uhr

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