Erfahrungsbericht So bringt Apple die Vision Pro an die Kunden

5 Feb 2024
Erfahrungsbericht: So bringt Apple die Vision Pro an die Kunden Demo kurz vor Geschäftsschluss Zu viel Physik ist unnötig Unterhaltung und andere Apps

Der Vision-Pro-Interessent hatte Glück. Sechs Minuten zu spät zum Termin und der Apple Store sollte bereits in 24 Minuten schließen. Trotzdem machte die Abteilungsleiterin nach etwas hin und her es möglich, doch noch eine Session mit dem neuen Headset zu bekommen – auch wenn zum Schluss bereits die Putzkolonne den Boden schrubbte. Der freundliche junge Specialist, der die Tour durchführte, hatte bereits drei weitere Kunden an diesem Tag abgefertigt. Andere dürften seit Freitag, als die Vision Pro in den USA offiziell auf den Markt kam, noch deutlich mehr Sessions abgewickelt haben. Diese bekommt automatisch jeder, der eine Vision Pro kauft (man kann sie auch ablehnen, wie es Kollege Jan-Keno Jannsen tat, um seinen direkten Eindruck auf Video festhalten zu können). Alternativ kann man die Sitzungen auch nur als reiner Interessent buchen.

Apple Vision Pro - Figure 1
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Demo kurz vor Geschäftsschluss

Im Durchschnitt setzt Apple zwischen 20 und 30 Minuten an, was auch davon abhängt, wie viele Fragen der (potenzielle) Kunde hat. Die Vision Pro, so räumte es auch Apples Konzernchef Tim Cook ein, ist ein komplexes Produkt, das Erklärungsbedarf generiert. Und so geht die Sitzung auch gleich mit einem Gesichtsscan los. Diesen kennen Vorbesteller der Vision Pro bereits aus dem Apple Online Store, man führt ihn per iPhone durch. Es muss zweimal in alle Himmelsrichtungen geschaut werden, damit die Face-ID-Kamera die Gesichtsgröße ermitteln kann. Das nach rechts schauen ist dabei manchmal etwas schwer, was insbesondere bei Bartträgern der Fall ist. Apple ist bereits informiert.

Vision-Pro-Session im Apple Store, hier Grand Central.

(Bild: Mac & i)

Nach dem Scan wird das richtige Modell aus dem Lager geholt, bei dem sowohl Lichtsiegelgröße als auch Kopfband – Solo Knit Band – ausgewählt werden, die zum Scan passen. Man kann auch seine Brille mitnehmen und diese checken lassen – Apple hat dafür extra Maschinen aufgebaut. Ist die richtige Sehstärke gefunden, hat der Laden eine Reihe besonders häufig vorkommender Einlegegläser von Zeiss parat. Meine Brille wird aufgrund ihrer offenbar nicht häufig vorkommenden Konfiguration leider nicht erkannt. Das führt in der nun folgenden Anpassung der Vision Pro zunächst zu etwas Unschärfe. Meine Alternative wäre, mir in den USA ein Brillenrezept zu besorgen und die Gläser dann an eine US-Adresse schicken zu lassen. Den Prozess spare ich mir zunächst, denn (weiche) Kontaktlinsen tun es gegebenenfalls auch.

Zu viel Physik ist unnötig

Dann beginnt die Demo-Session. Nach der Kalibrierung der Augen und der Hände übt man zunächst das "Zielen" mit den Augen und das "Klicken" mit sehr simplen Fingergesten. Der Anfängerfehler ist, gleich mit vollem Körpereinsatz zu agieren. Man muss weder seinen Kopf drehen noch die Hände vor den Bauch halten, die Vision Pro schafft das selbst, wenn die Hände neben einem liegen, Hauptsache es ist freies Sichtfeld. Nach der Kalibrierung geht es in erste Apps. Ich lerne, wie ich auf Icons einfach nur schauen muss um dann mit Klickgeste (Daumen plus Zeigefinger) zu selektieren. Scrollen und Zoomen sind ebenfalls sehr einfach, nur das fehlende haptische Feedback stört etwas.

Apple Vision Pro - Figure 2
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Apple hat eigens Möbel anfertigen lassen, die die Vision Pro und den Akku aufnehmen können.

(Bild: Mac & i)

Ich lerne, welche Apps es gibt, wie man Fenster überall platziert – und sie sich nicht bewegen im Raum, egal wo man hinschaut. Ich sehe erste Spatial-Fotos und Spatial-Videos, bei denen ich den Eindruck bekomme, einen intimen Moment zu erleben, so realitätsnah sind sie. Ich bekomme die Bedienführung erklärt, wie man Fenster schließt, die Digital Crown verwendet, zwischen Echtwelt und den sogenannten Environments – etwa Nationalparks oder Strände – zu wechseln. Den klitzekleinen Lichtbleed um die Nase spüre ich schnell nicht mehr, anfangs muss ich aber das Headset feinjustieren, um wirklich alles zu sehen.

Unterhaltung und andere Apps

Der Apple-Specialist, der alles, was ich gerade so mache, auf einem drahtlos mit der Vision Pro verbundenen iPad verfolgt, leitet mich in die TV-App weiter. Dort darf ich einen Ausschnitt des Super-Mario-Films in 3D sehnen. Im Weiteren übe ich die Arbeit im Browser, bekomme erklärt, wie ich die – leider weniger hübschen – iPad-Apps im Kompatibilitätsmodus verwende und durch diese navigiere.

Sitzeecke zum Anprobieren der Vision Pro – samt eigenem Teppich.

(Bild: Apple)

Den größten Spaß hebt sich Apple zum Schluss auf: die Dino-Experience. bei dieser schwebt zunächst ein Schmetterling im Raum, der sich auf meinen Finger setzt. Dann kommt ein kleiner Dinosaurier und schließlich ein großer. Ich versuche, ihn zu berühren und habe tatsächlich für eine Sekunde das Gefühl, es gebe haptisches Feedback. Wenn da nur das etwas verschwommene Bild aufgrund der fehlenden Gläser nicht wäre. Denn alles, betont der Apple-Mitarbeiter, sei gestochen scharf. Das sehe ich dann noch ansatzweise bei der Verwendung des Browsers Safari. Man kann die Vision-Pro-Session also nur empfehlen, wenn man Gelegenheit dazu hat. Sie können über Apples (amerikanische) Website vorbestellt werden.

Apple Vision Pro - Figure 3
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(bsc)

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