AfD: Universität Bayreuth prüft Plagiatsverdacht gegen Alice Weidel

15 Dez 2023
Alice Weidel

Die Universität Bayreuth geht einem "Plagiatsverdacht" gegen die Doktorarbeit von AfD-Chefin Alice Weidel nach. Dies teilte die Hochschule der Nachrichtenagentur dpa mit und bestätigte damit einen Bericht der Süddeutschen Zeitung (SZ). Demnach gab es eine Vorprüfung der Universität, die Doktorarbeit liegt nun bei der Kommission für wissenschaftliche Integrität der Hochschule. Diese entscheide, ob es zu einem Untersuchungsverfahren komme. Mit einer Entscheidung rechnet die Universität nicht vor Ende Januar. 

Weidels Doktorarbeit befasst sich mit dem Rentensystem in China. Für das Werk erhielt sie die Bestnote summa cum laude.

"Viele kleine Plagiatsfragmente"

Der SZ zufolge basiert die Untersuchung auf Vorwürfen zweier Plagiatesucher, die nach Angaben der Zeitung aus Angst vor möglichen Gefahren anonym bleiben wollen. Sie werfen Weidel demnach vor, in ihrer Doktorarbeit aus dem Jahr 2011 fremde Quellen übernommen und dies nicht oder nicht ausreichend gekennzeichnet zu haben. Beide haben nach Angaben der Zeitung ein Gutachten zu Weidels Arbeit erstellt und dieses bei der Universität Bayreuth eingereicht.

"Wir sehen in der Dissertation von Frau Weidel zwar keine großflächigen Plagiate, aber viele kleine Plagiatsfragmente", zitiert die SZ den federführenden Autor des Gutachtens. "Hier besteht ein Plagiatsverdacht."

Der Zeitung zufolge, der das Gutachten der Plagiatsexperten nach eigenen Angaben vorliegt, werden die Vorwürfe auf 36 Seiten dargestellt. Demnach sind 32 Plagiatsfragmente und 18 falsch gekennzeichnete Zitate aufgelistet. Es handele sich durchweg um einzelne Textpassagen, um ein paar zusammenhängende Sätze oder Satzfragmente, die Weidel wörtlich oder sinngemäß übernommen haben soll, ohne dies ausreichend deutlich zu machen.

Weidel sieht sich als Opfer politisch motivierter Kampagne

Weidel selbst weist die "abwegigen Vorwürfe" von sich. In einer auf der Plattform X veröffentlichten Videostellungnahme sprach sie von einer Kampagne, die vor dem Hintergrund von "Rekordwerten" der AfD in Umfragen gegen sie "losgetreten" worden sei. Ihre Arbeit sei bereits von "Dutzenden" Prüfern untersucht worden. "Die politische Motivation ist offensichtlich", sagte Weidel.

Inzwischen habe sie "um eine unabhängige Stellungnahme eines Wissenschaftlers gebeten", sagte die AfD-Chefin. Dessen Einschätzung sei, "dass die Vorwürfe als abwegig zurückgewiesen und die Plagiatsvorwürfe als haltlos erachtet werden". Einem Bericht des Spiegels zufolge handelt es sich dabei um den Finanzwissenschaftler Stefan Homburg. 

Dieser sprach auf X von einer "Schmutzkampagne sondergleichen". Den Vorwürfen nach soll sie nach seiner Aussage von ihm abgeschrieben haben, was er dementierte. So habe sie etwa einen Begriff verwendet, der, anders als von den Plagiatesuchern dargestellt, nicht von ihm geprägt worden – und somit zitierpflichtig –, sondern ein geläufiger Fachausdruck sei. "Komplett abgeschriebene Passagen" seien in ihrer Doktorarbeit nicht gefunden worden. Auch Homburg unterstellte den Plagiatesuchern ein politisches Motiv vor dem Hintergrund dessen, dass "die Opposition in den Umfragen stark zugelegt hat".

Homburg war bis 2021 Direktor des Instituts für Öffentliche Finanzen der Leibniz Universität Hannover und war in der Corona-Pandemie bundesweit mit Kritik an der Pandemiepolitik bekannt geworden. So spricht er noch heute beispielsweise von "Impffaschismus". Weidel hat in ihrer Stellungnahme offengelassen, an wen sie sich gewandt habe. 

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