Weniger Werbeerlöse: Kräftiger Gegenwind für RTL

RTL

Fernsehen ist immer noch ein Milliardengeschäft, sodass die RTL Group dem Hauptaktionär Bertelsmann zuletzt immer noch drei Viertel des Konzerngewinns einbrachte. Doch das sogenannte „lineare Fernsehen“ mit festem Programm verliert Zuschauer, vor allem unter jüngeren Menschen. Gleichzeitig gehen die Werbeeinnahmen kräftig zurück. Allein RTL Deutschland hat im ersten Halbjahr 12 Prozent der Einnahmen aus Werbung eingebüßt. Verglichen mit 2019, dem letzten Jahr vor Beginn der Pandemie, sind es sogar 25 Prozent weniger Werbeeinnahmen. So heftig ist der Gegenwind, dass die RTL Group die Prognose für dieses Jahr revidiert: Umsatz und Gewinn werden schlechter ausfallen als bisher avisiert.

Keine gute Zeit für einen Wechsel an der Spitze, findet Thomas Rabe, der sich vor einem Jahr selbst zum Chef von RTL Deutschland gemacht hatte, um direkteren Zugriff zu haben in schwierigen Zeiten. „Für längstens ein Jahr“ werde er selbst die Führung übernehmen, hatte Rabe angekündigt. Mittlerweile sieht er die Lage anders: „Ich bleibe Vorsitzender der Geschäftsführung von RTL Deutschland, bis auf Weiteres, ohne klare Frist“, sagte er im Gespräch mit der F.A.Z.

Die Führungsriege von RTL Deutschland sei jetzt „eine funktionale Organisation, in der ein Rad in das andere greifen muss“, beschreibt Rabe die aktuelle Lage: „Und das funktioniert gut.“ Er selbst sehe sich dabei mittlerweile in der Rolle eines Unterstützers und Begleiters, wie eine Art Chairman. „Wenn ich mir die Herausforderungen anschaue, vor denen RTL Deutschland steht, bin ich der Meinung, dass diese Führungsstruktur bis auf Weiteres fortgeführt werden soll, und das ist auch die Meinung des Aufsichtsrats der RTL Group.“ Es gebe den Wunsch und die Notwendigkeit nach Kontinuität in der Führung, nach zahlreichen Wechseln in Spitzenpositionen von RTL wie auch von Gruner + Jahr in den vergangenen Jahren. „Allerdings ist auch klar, dass das keine Struktur für die Ewigkeit ist“, betont Rabe gegenüber der F.A.Z.

Künftig müsse an der Spitze von RTL eine Person stehen, die „RTL lebt und RTL verkörpert“, jemand mit strategischen und kommunikativen Fähigkeiten. Er habe durchaus schon mehrere Personen aus dem eigenen Haus im Auge, die als künftige Sprecherin oder Sprecher der Geschäftsführung infrage kämen. Bevor es so weit ist, will Thomas Rabe aber einiges abgearbeitet haben. „Ausgesprochen schwierige Werbemärkte, Streaming, Gruner + Jahr – das sind die großen Aufgaben, vor denen wir stehen. Da haben wir noch eine Menge zu tun. Viel hängt von externen Faktoren ab, aber ich möchte in allen Bereichen deutlich mehr Klarheit schaffen über die künftige Entwicklung.“

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