Unwetterfolgen in Hessen: ICE-Strecke von Kassel-Wilhelmshöhe ...
Feuerwehrleute und Hilfskräfte waren nach dem schweren Unwetter am Donnerstag im Dauereinsatz. Fast 1.700 Mal mussten sie in Hessen ausrücken. Im Regional- und Fernverkehr der Bahn kam es auch am Tag danach zu erheblichen Problemen.
VideobeitragVideo 06:00 Min. | 22.06.23, 19:30 Uhr |hessenschau
Schweres Unwetter über Nordhessen
Bei dem schweren Unwetter in Hessen sind Feuerwehren und Hilfsorganisationen zu insgesamt 1.686 Einsätzen ausgerückt. Die meisten gab es in der Stadt und im Landkreis Kassel, wie das hessische Innenministerium am Freitagnachmittag mitteilte. Dort kam es seit Donnerstag zu insgesamt 792 Unwettereinsätzen.
Die Feuerwehren waren landesweit am Donnerstag und in der Nacht auf Freitag vor allem aufgrund umgestürzter Bäume sowie abgedeckter Dächer im Einsatz. In Nordhessen liefen den Angaben zufolge wegen Starkregens auch zahlreiche Keller voll.
Störungen im BahnverkehrDie Auswirkungen des Unwetters mit orkanartigen Böen, Regen und Hagel waren am Freitag immer noch deutlich zu spüren, vor allem in Nordhessen. Es gab erhebliche Beeinträchtigungen im Bahnverkehr, die teilweise auch im Laufe des Tages noch nicht behoben waren.
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hessenschau extraDer hr sendet heute Abend um 20.15 Uhr ein hessenschau extra: "Starkregen, Hagel, Orkane: Hessen im Unwetter". Moderation: Claudia Schick. hessenschau.de überträgt die Sendung im Livestream.
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Die ICE-Strecke von Kassel-Wilhelmshöhe nach Göttingen sei wieder frei, teilte eine Bahnsprecherin am Freitagmittag mit. Sie war nach dem Unwetter komplett gesperrt gewesen. Es könne aber weiterhin Verspätungen geben.
Die Strecke vom Kasseler Hauptbahnhof in Richtung Göttingen sei dagegen bis Staufenberg-Speele (Niedersachsen) weiterhin gesperrt. Die Strecke Fulda-Bebra sei nur eingleisig befahrbar.
Auch auf anderen Bahnstrecken in Hessen gab es am Freitagnachmittag noch Probleme: ICE-Züge zwischen Kiel/Hamburg und Stuttgart/Basel wurden zwischen Kassel-Wilhelmshöhe und Frankfurt umgeleitet. Der Halt in Fulda entfiel.
NVV: Hangrutsch, gesperrte Strecken und VerspätungenZudem berichtete der Nordhessische Verkehrsverbund NVV von größeren Auswirkungen auf den Öffentlichen Personennahverkehr. Im Fuldatal könne es zu Verspätungen und Zugausfällen kommen, teilte ein Sprecher am Freitagmittag mit. Dort liefen noch Entstörungsarbeiten an der Bahnstrecke zwischen Melsungen und Körle. Die Bahnstrecke zwischen Korbach und Brilon sei am Vormittag wegen eines Baums im Gleis gesperrt worden.
Bei den RegioTramlinien zwischen Kassel und Hofgeismar, Kassel und Wolfhagen sowie Kassel und Melsungen könne es noch zu Fahrplanabweichungen kommen. Der Busverkehr im NVV-Gebiet verlaufe weitgehend planmäßig. Im Schwalm-Eder-Kreis habe es allerdings einen Hangrutsch zwischen Homberg und Malsfeld gegeben.
Bis zum Abschluss der Aufräumarbeiten an der betroffenen Straße könne es zu Einschränkungen im Busverkehr kommen, so der Sprecher.
AudiobeitragAudio 01:02 Min. | 23.06.23 |Saskia Klingelschmitt
Unwetterfolgen in Hessen
Im Rhein-Main-Verkehrsverbund RMV kam es auf mehreren S-Bahn- und Regionalbahn-Linien zu Ausfällen und Verspätungen. Reisende wurden gebeten, sich vor der Fahrt über ihre Verbindungen zu informieren.
Warnsystem rund um Kassel ausgelöstAm Freitag beruhigte sich die Wetterlage. Das Unwetter war von Donnerstagnachmittag an über Hessen gezogen und hatte insbesondere Stadt und Kreis Kassel getroffen. Gegen 16.30 Uhr wurde es an diesem schwül-heißen Sommertag plötzlich dunkel, orkanartige Böen, Regen und Hagel peitschten über Straßen, Grünanlagen und Häuser.
Das erst im Dezember bundesweit getestete Warnsystem Cell Broadcast löste Alarm auf den Handys vieler Menschen aus.
In Nordhessen prasselten erhebliche Regenmengen vom Himmel. Nach Messungen des Deutschen Wetterdienstes war die Niederschlagsmenge in Wolfhagen (Kassel) am höchsten. Dort fielen 62 Liter Regen pro Quadratmeter, ebenso in Battenberg (Waldeck-Frankenberg). In Wesertal (Kassel) waren es 58 Liter pro Quadratmeter.
Passagiere übernachten in Zügen"Das Unwetter hatte eine große Wucht und dementsprechend sind auch die Folgen", sagte Kassels Oberbürgermeister Christian Geselle (parteilos) am Donnerstagabend.
Binnen Minuten wurden Äste von Bäumen abgeknickt und sogar Bäume entwurzelt. Dächer wurden abgedeckt, Scheiben gingen zu Bruch, Keller liefen voll. Autos konnten wegen überfluteter Straßen nicht weiterfahren, Busse und Straßenbahnen stellten vorübergehend den Verkehr ein - auch Regional- und Fernbahnstrecken wurden gesperrt.
Am ICE-Bahnhof Kassel-Wilhelmshöhe regnete es durch das Dach auf Gleise und Bahnsteige. Für gestrandete Reisende stellte die Bahn in Kassel Aufenthaltszüge zur Verfügung. Draußen vor dem Bahnhof stand manchen das Wasser bis zu den Knien. Auch am Hauptbahnhof in Frankfurt wurden nach Angaben einer Bahnsprecherin Züge zur Übernachtung für gestrandete Passagiere bereitgestellt.
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Unwetter-Bilder: Verwüstungen rund um Kassel1/15 Das schwere Unwetter über Nordhessen hat in Kassel teils Bäume entwurzelt - wie hier in der Hegelsbergstraße im Norden der Stadt. Bild © Roley Ronge
Hessens Ministerpräsident Boris Rhein und Innenminister Peter Beuth (beide CDU) dankten am Freitag den tausenden Einsatzkräften, die sich um die Beseitigung der Unwetterschäden kümmerten.
"Wir sind heute einfach nur froh, dass bei den Unwettern offenbar kein Mensch in Hessen lebensgefährlich zu Schaden gekommen ist", so Rhein und Beuth.
Mehrere Schulen und Sportanlagen in Kassel bleiben geschlossenEinige Schulen in Kassel bleiben wegen der Unwetterschäden noch bis auf Weiteres geschlossen, teilte die Stadt am Freitagnachmittag mit. Es handele sich dabei um die Friedrich-Wöhler-Schule, die Reuterschule und die Henschelschule. Betroffen sei auch die Kindertagesstätte Fasanenhof.
Als Verantwortlicher für den Katastrophenschutz hatte Oberbürgermeister Geselle am Donnerstag angeordnet, dass sämtliche Schulen am Freitag in Kassel geschlossen blieben.
Auch das Freibad Harleshausen und der Außenbereich des Auebads bleiben vorerst zu, wie die Stadt ankündigte. Alle städtischen Sportanlagen stünden unter Wasser und seien daher am gesamten Wochenende nicht nutzbar.
Mehr als 161 Feuerwehreinsätze in Waldeck-FrankenbergBis Freitagmorgen verzeichnete die Leitstelle des Landkreises Waldeck-Frankenberg 161 Feuerwehreinsätze. Die gemeldeten Einsätze umfassten laut Leitstelle hauptsächlich umgestürzte Bäume, Erdrutsche, Schäden durch Hagelschlag, heruntergefallene Dachziegeln und vollgelaufene Keller. Auch am Freitag seien viele weitere Einsätze dazugekommen.
Besonders heftig traf das Unwetter im Landkreis Waldeck-Frankenberg die Orte Waldeck und Sachsenhausen, wo vor allem Dachschäden zu verzeichnen waren.
Erdrutsch im Schwalm-Eder-KreisIm nordhessischen Schwalm-Eder-Kreis berichtete die Polizei am Freitagmorgen von umgestürzten Bäumen, herumliegenden Ästen, Überschwemmungen durch schlagartig einsetzende Regenfälle sowie von herumfliegenden Gegenständen.
Es sei zu kurzfristigen Behinderungen im Straßenverkehr, aber auch zu länger anhaltenden Straßensperrungen gekommen, hieß es in einer Mitteilung. Zwischen Lengemannsau und Homberg kam es demnach zu einem Erdrutsch, der zu einer länger andauernden Straßensperrung führte. Im Bereich Melsungen wurden mindestens drei Fahrzeuge durch herabfallende Äste beziehungsweise umgeknickte Bäume beschädigt.
Annullierungen am Frankfurter FlughafenIm Rhein-Main-Gebiet wurde die Bahnstrecke Frankfurt-Mainz-Wiesbaden vorübergehend gesperrt. Am Frankfurter Flughafen gab es Annullierungen, laut Internetseite des Airports aber hauptsächlich bei den Ankünften.
Die Hessische Luftaufsicht teilte mit, dass am Flughafen in Folge des Unwetters insgesamt 27 Flugzeuge ausnahmsweise nach 23 Uhr starten oder landen durften. Normalerweise gilt dort ein Nachtflugverbot.
Tornado-Verdacht in Hattersheim und WaldeckIn Hattersheim (Main-Taunus) gab es knapp 100 Einsätze der Feuerwehr. Durch das Unwetter waren am Donnerstagabend zahlreiche Bäume auf Häuser und Autos gestürzt, wie die Feuerwehr mitteilte. Der Deutsche Wetterdienst prüft anhand von Radarbildern, ob sich dort möglicherweise ein Tornado gebildet hatte - ebenso im nordhessischen Waldeck.
Auch Polizei und Feuerwehr in Frankfurt, Wiesbaden, Gießen und Offenbach berichteten von zahlreichen Unwettereinsätzen. Es seien wegen des Windes Bäume umgestürzt und Äste abgebrochen. Außerdem seien Keller und Unterführungen vollgelaufen.
Versicherung: 25 Millionen Euro an SchädenDie Wiesbadener R+V Versicherung ging am Freitag in einer ersten Schätzung von rund 25 Millionen Euro an Schäden aus, die das Sturmtief in Deutschland angerichtet hat. Dabei handele es sich zumeist um kleinere Schäden an Häusern und Fahrzeugen.
Die meisten Meldungen seien aus Nordhessen, dem südlichen Niedersachsen und Teilen von Nordrhein-Westfalen gekommen.
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Sendung: hr-fernsehen, hessenschau, 22.06.2023, 19.30 Uhr
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