Tarifstreit: Bahn klagt gegen Lokführergewerkschaft GDL
Die Deutsche Bahn geht im Tarifstreit mit der Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer (GDL) mit einer Feststellungsklage gegen die Lokführergewerkschaft vor. Ziel des Vorhabens ist, vor Gericht prüfen zu lassen, ob die GDL überhaupt tariffähig ist, also die Legitimität zum Abschluss von Tarifverträgen besitzt. Nach Vorwürfen des Konzerns, mit denen er seine Klage beim Hessischen Landesarbeitsgericht begründet, ist das nicht der Fall.
Grund
dafür sei ein angeblicher Interessenkonflikt, der mit der Gründung der
Leiharbeiter-Genossenschaft Fair Train durch die GDL einhergehe. Dafür
sollen etwa "personelle und organisatorische Verflechtungen" sprechen,
sagte der Bahn-Personalvorstand Martin Seiler. Zudem trete die GDL durch
die Gründung von Fair Train "gleichzeitig als Arbeitgeber und als
Gewerkschaft auf".
Die Gewerkschaft und Fair Train hätten quasi mit sich selbst einen Tarifvertrag geschlossen, weil die handelnden Personen bei beiden Organisationen größtenteils dieselben seien. "Zudem hat die GDL bei der Vorstellung ihrer Leiharbeiter-Genossenschaft unmissverständlich klargemacht, dass sich die Fair Train ausschließlich gegen die DB richtet, weil nur von dort Lokführer abgeworben werden sollen", kritisierte die Bahn.
Bei der Vorstellung der im Juni 2023
gegründeten Fair Train sagte der GDL-Chef Claus Weselsky, man wolle der
Bahn mit der neuen Leiharbeitsfirma Personal abjagen. Die erwartete
"heftigste Gegenwehr" des Konzers sei mit einkalkuliert. Im vergangenen
September erhielt die Fair Train eine Erlaubnis zur
Arbeitnehmerüberlassung und sucht seitdem nach Personal. Dazu trat die
Genossenschaft in Tarifverhandlungen mit der GDL und schloss im Oktober
einen Tarifvertrag.
Weil die GDL Fragen der Bahn dazu nicht
bei den laufenden Verhandlungen um einen neuen Tarifvertrag beantwortet
habe, solle die Frage nun vor Gericht geklärt werden, sagte Seiler. "Wir
müssen rechtssicher wissen, ob wir einen handlungsfähigen Tarifpartner
haben."
"Wird
die Auffassung der DB vorm Gericht bestätigt, dann kann die GDL keine
wirksamen Tarifverträge mehr schließen", hieß es vom Konzern, "weder mit
der DB noch mit anderen Eisenbahnverkehrsunternehmen." Die GDL dürfe
dann auch nicht mehr streiken, "weil das legitime Streikziel, nämlich
der Abschluss eines Tarifvertrags, nicht umsetzbar wäre".
Die
GDL fordert seit Monaten eine Inflationsausgleichsprämie von 3.000 Euro,
555 Euro mehr Gehalt im Monat sowie eine Arbeitszeitverkürzung für
Schichtarbeiter von 38 auf 35 Stunden bei vollem Lohnausgleich.
Letzteres, argumentiert die Bahn, sei vor dem Hintergrund der Verflechtung mit Fair Train ebenfalls problematisch: Die Nachfrage bei Leiharbeitsfirmen wie der Fair Train dürfe dadurch steigen. In dem Tarifstreit haben die Lokführer bisher zweimal ihre Arbeit niedergelegt und mit weiteren Streiks gedroht. Die Gespräche mit der Bahn hatte die GDL Ende November für gescheitert erklärt. Die nächsten Streiks hat sie für Januar angekündigt.