Zweiter Boeing-Whistleblower tot: Wer war Josh Dean?

15 Tage vor
Boeing-Whistleblower tot

Berlin. Boeing ist aktuell von Pannen und Skandalen geplagt, auch Ex-Mitarbeiter üben Kritik. Nun ist der zweite Whistleblower gestorben.

Der US-amerikanische Flugzeugbauer Boeing war zuletzt nicht nur wegen zahlreicher Pannen in den Schlagzeilen. Im März sorgte der Tod des Whistleblowers John Barnett für Aufsehen. Nun ist mit Joshua „Josh“ Dean ein weiterer Whistleblower, der sich über Produktionsmängel bei Boeing geäußert hatte, tot.

Dean war Qualitätsprüfer beim Boeing-Zulieferer Spirit AeroSystems. Seine Enthüllungen bezogen sich maßgeblich auf Produktionsmängel bei der Boeing 737. Das schreibt die „Seattle Times“, die zuerst über den Tod des 45-Jährigen berichtet hatte. Dem Bericht zufolge hatte Dean bereits im Oktober 2022 falsche Bohrungen im hinteren Druckschott festgestellt, der den Luftdruck im Flugzeug reguliert.

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Boeing-Whistleblower gefeuert: War die Kündigung rechtmäßig?

Deans Vorgesetzte hätten nicht auf die Meldungen des Qualitätsprüfers geachtet, so die Vorwürfe weiter. Weil er aufgrund seiner Sorge über den Druckschott einen anderen Konstruktionsfehler übersehen habe, sei Dean im April 2023 gefeuert worden. Auch der amerikanischen Flugaufsichtsbehörde FAA soll Dean seine Beobachtungen gemeldet haben. Diese soll zu dem Schluss gekommen sein, dass seine Anschuldigungen gegenüber dem Ex-Arbeitgeber begründet seien.

Nach seiner Entlassung soll Dean Beschwerde gegen seine Kündigung eingereicht haben. Dieses Verfahren sei zum Zeitpunkt seines Todes noch nicht abgeschlossen gewesen. Laut seiner Tante Carol Parsons, wurde Dean vor etwa zwei Wochen ins Krankenhaus eingeliefert, weil er Probleme mit dem Atmen hatte. Er sei intubiert worden und habe eine Lungenentzündung und dann eine schwere bakterielle Infektion entwickelt.

Nach dem plötzlichem Tod des Whistleblowers bleibt Boeing unter Druck

Doch auch nach Deans Tod gibt es einen weiteren Whistleblower, der Boeing schwere Vorwürfe macht. Nach Aussagen von Sam Salehpour, einem Ingenieur, der an der Boeing-Maschine 787 Dreamliner gearbeitet hat, soll bei der Flugzeugmontage geschlampt worden sein. Flugzeuge könnten sogar auseinanderbrechen, so Salehpour. Boeing gerät derweil immer mehr unter Druck, neben den Whistleblower-Enthüllungen gibt es auch immer wieder neue Pannen. Zuletzt musste ein Boeing-Flugzeug kurz nach Start umkehren, weil sich eine Notrutsche gelöst hatte.

Ein FAA-Gremium stellte bereits gravierende Mängel in der internen Qualitätssicherung von Boeing fest. Auch um die Zahlen des Flugzeugherstellers steht es nicht gut. Laut der Deutschen Presse-Agentur meldete Boeing im ersten Quartal 2024 einen Verlust von 343 Millionen Dollar (321 Millionen Euro). Der scheidende Boeing-Chef David Calhoun erklärte den Verlust durch, „die Maßnahmen, die wir ergriffen haben, um die 737-Produktion zu verlangsamen, damit Qualitätsverbesserungen vorangetrieben werden“.

mit dpa

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