Autozulieferer aus Friedrichshafen: ZF streicht in Deutschland bis zu ...

26 Jul 2024
ZF

Bei ZF Friedrichshafen stehen harte Einschnitte in Deutschland bevor. Der Autozulieferer vom Bodensee teilte am Freitag mit, hierzulande „schlankere Strukturen“ schaffen zu wollen. Konkret bedeutet das: Bis 2028 fallen an den deutschen ZF-Standorten zwischen 11.000 und 14.000 Stellen weg. Aktuell beschäftigt das Unternehmen hierzulande rund 54.000 Menschen.

Konkrete Aussagen, wie heftig der Abbau ausfallen würde, hatte ZF-Chef Holger Klein (54) bis dato vermieden. Im Raum stand aber schon länger die Zahl von 12.000 Stellen, die im Feuer stehen. Nun könnte also sogar noch schlimmer kommen.

„Unsere unternehmerische Verantwortung ist, ZF zukunftsfähig auszurichten und die Standorte in Deutschland so weiterzuentwickeln, dass sie nachhaltig wettbewerbsfähig und solide aufgestellt sind“, sagte Klein am Freitag. „Uns ist bewusst, dass wir dazu auch schwierige, aber notwendige Entscheidungen treffen müssen.“

Man wolle „bestmögliche Lösungen“ für alle Beteiligten treffen. ZF hofft, einen Großteil der Stellen sozialverträglich, etwa über Altersteilzeitregelungen abbauen zu können. Das allein wird aber nicht reichen. Auch die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter müssten verstehen, dass die Situation „sehr ernst“ ist, hatte Klein jüngst im Interview mit dem manager magazin  gesagt. ZF ist nach mehreren Übernahmen mit mehr als 10 Milliarden Euro verschuldet, im operativen Geschäft leidet das Unternehmen unter schwachen Renditen.

Mit dem Stellenabbau könnten auch weitere Werksschließungen in Deutschland einhergehen. Bereits beschlossen ist das Aus für die ZF-Werke in Damme, Gelsenkirchen und Eitorf. Zunächst will der Zulieferer seine Fabriken hierzulande zu „größeren Standortverbünden“ zusammenführen und in den Werken Doppelfunktionen abbauen. Sollte das nicht ausreichen, sei aber auch eine Schließung möglich. Aktuell gibt es in Deutschland rund 55 ZF-Standorte.

Unklare Elektro-Perspektive

Von den Einschnitten wird besonders die Division Elektrifizierte Antriebstechnologien betroffen sein. Man sei stark in Vorleistung gegangen und werde auch weiter in die Elektromobilität investieren, erklärte Klein. „Der Elektromobilität gehört die Zukunft.“ Deutlich mehr Investitionen stellt ZF aber für seine derzeit profitableren Säulen bereit: Die Nutzfahrzeug- und Industrietechnik, die Division Chassis Solutions und die Aftermarket-Sparte.

Die Pkw-Einheit, intern „Division E“ genannt, ist trotz ihrer 11,5 Milliarden Umsatz im vergangenen Jahr ZFs größtes Sorgenkind. Mit seinen Elektrokomponenten verdient der Zulieferer kein Geld. Deshalb werde man in jener Division „die Abläufe, Prozesse und Strukturen mit besonderem Fokus überprüfen und verbessern“. Fraglich, ob ZF allein aus eigener Kraft die nötigen Fortschritte hinbekommt, Klein fordert deshalb auch „Offenheit für Kooperation und starke Partnerschaften.“

Möglich also, dass der CEO den Konzern auch über Verkäufe von Teilen der Division E weiter verschlankt. Das hatte er schon an anderer Stelle getan, das Geschäft mit Achsmontagen verkaufte Klein beispielsweise für 500 Millionen Euro zur Hälfte an Foxconn. Auch für die Airbag- und Gurtsparte sucht Klein einen Käufer. Alternativ ist auch ein Börsengang denkbar . Wo sich keine Perspektive ergibt, scheut Klein aber auch nicht die ganz harten Maßnahmen: Arbeiten am autonomen Shuttle, lange ein ZF-Prestigeprojekt, ließ er Ende des vergangenen Jahres stoppen .

Der ZF-Betriebsrat reagierte am Freitag geschockt auf die Ankündigung. Diese „schüre Ängste“, sagte Gesamtbetriebsratschef Achim Dietrich (55). Mit solchen Maßnahmen würden nicht die Ursachen der Krise bekämpft, „sondern von Manager-Versagen abgelenkt“. Dietrich kündigte „erbitterten Widerstand“ gegen den Kurs der ZF-Spitze an, „wir werden um jeden Arbeitsplatz kämpfen“.

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