Im Alter von 80 Jahren Früherer FDP-Chef Wolfgang Gerhardt gestorben

Der frühere FDP-Chef Wolfgang Gerhardt ist tot. Der Liberale, der jahrzehntelang für seine Partei auf Landes- und Bundesebene prägend war, starb im Alter vom 80 Jahren in Wiesbaden.

Wolfgang Gerhardt, 2018 als Vorsitzender des Vorstandes der Friedrich-Naumann-Stiftung für die Freiheit

Wolfgang Gerhardt Bild © picture-alliance/dpa (Archiv)

Der frühere FDP-Vorsitzende Wolfgang Gerhardt ist tot. Der 80-Jährige sei am Freitagmorgen in Wiesbaden gestorben, teilte FDP-Bundesvorsitzender Christian Lindner im Auftrag der Familie mit.

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Audio 00:25 Min.|13.09.24|Christoph Winkelmann

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"Er war nie ein Machtpolitiker, sondern blieb auch in Spitzenpositionen ein belesener, feiner und großzügiger Mensch. In einer schwierigen Phase unserer Geschichte hat er die FDP zusammengehalten und wieder aufgerichtet", erklärte Lindner in einer ersten Würdigung. "Wir sind ihm zu großem Dank verpflichtet."

Von 1998 bis 2006 war der im osthessischen Ulrichstein-Helpershain (Vogelsberg) geborene FDP-Politiker Fraktionschef seiner Partei im Bundestag, von 1995 bis 2001 hatte er den Bundesvorsitz der FDP inne.

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Ende des Videobeitrags Stellvertretender Ministerpräsident unter Wallmann

Dabei machte Gerhardt zunächst politische Karriere in seiner hessischen Heimat. Von 1978 bis 1994 gehörte er dem Landtag in Wiesbaden an, im Jahr 1982 übernahm er den Landesvorsitz seiner Partei.

1987 wurde der studierte Erziehungswissenschaftler Wissenschaftsminister und stellvertretender Ministerpräsident und führte seine Partei in eine Regierung mit der CDU unter Ministerpräsident Walter Wallmann (CDU).

1994 zog der Liberale in den Bundestag ein, ab 1995 stand er sechs Jahre lang als Bundesvorsitzender an der Spitze seiner Partei. Sein Ziel, Außenminister zu werden, erreichte er jedoch nicht, weil Schwarz-Gelb bei der Bundestagswahl 2002 keine Mehrheit erhielt.

Ein Jahr zuvor hatte Gerhardt bereits den Parteivorsitz an seinen FDP-Kollegen Guido Westerwelle verloren.

Gerhardt leitete Friedrich-Naumann-Stiftung

2006 übernahm Gerhardt den Posten als Vorstandsvorsitzender der FDP-nahen Friedrich-Naumann-Stiftung. 2011 erhielt er die Wilhelm-Leuschner-Medaille, die höchste Auszeichnung des Landes Hessens.

"Wolfgang Gerhardt hat zeit seines Lebens für Eigenverantwortung und unabhängiges Urteilsvermögen geworben. Faire Bildungschancen waren ihm ein Herzensanliegen", betonte Lindner am Freitag.

Rhein würdigt Einsatz für "pluralistische Gesellschaft"

Auch in Hessen würdigten Politiker Gerhardts politische Arbeit auf Landes- und Bundesebene. Ministerpräsident Boris Rhein (CDU) bezeichnete Gerhardt als einen einen "herausragenden" Politiker, der sich "mit Leidenschaft und Hingabe" für die Belange der Gesellschaft eingesetzt habe.

"Er hat es verstanden, Brücken zu bauen und unterschiedliche Meinungen zusammenzuführen. Sein Einsatz für eine pluralistische Gesellschaft und ein besseres Deutschland wird uns fehlen", teilte Rhein mit.

Wissenschaftsminister Timon Gremmels (SPD) erinnerte an Gerhardt als "eine große Persönlichkeit, einen überzeugten Liberalen und einen großartigen Redner". Seine Stimme im Einsatz für die Demokratie werde fehlen, sagte Gremmels.