Werder-Klassenerhalt: Verdienter Erfolg, aber mit Schönheitsfehlern
Kommentar Standdatum: 21. Mai 2023. Autorinnen und Autoren: Helge Hommers
Die Bremer dürfen sich zu Recht für den Klassenerhalt feiern lassen. Doch die Rückrunden-Auftritte sollten den Werder-Machern zu denken geben, meint Redakteur Helge Hommers.
Werder hat es gepackt: Nach dem 1:1-Heimremis gegen Köln spielen die Bremer auch in der kommenden Saison erstklassig. Dafür darf sich das Team von Trainer Ole Werner zu Recht feiern lassen. Denn wie schon der Werder-Trainer selbst betonte, ist der grün-weiße Klassenerhalt aus sportlicher Sicht "noch höher zu bewerten" als der Bundesliga-Aufstieg vor einem Jahr. Trotz aller Euphorie, die seither rund ums Weser-Stadion herrschte, trotz allem Selbstverständnis, das ein Traditionsverein wie Werder in der DNA verankert hat.
Nach einem Rückstand zur Halbzeit gelang den Bremern durch Romano Schmid noch der Ausgleich. Damit ist klar, dass Werder auch kommende Saison in der Bundesliga spielen wird.
mit Audio vom 20. Mai 2023
Doch obwohl die Grün-Weißen ihr Saisonziel sogar vorzeitig erreicht haben, fällt der Jubel an der Weser über den Nicht-Abstieg eher bescheiden aus. Mehr noch: Statt Ekstase und Stolz überwiegt vor allem eines: Erleichterung. Erleichterung, den lange sicher geglaubten Nicht-Abstieg endlich eingetütet zu haben. Denn je länger die Saison dauerte, desto mehr zeigte sich, wie gut Werder daran getan hatte, sich früh ein ordentliches Punkte-Polster zuzulegen.
Als Aufsteiger haben die Bremer in dieser Saison vorzeitig den Klassenerhalt geschafft. Nach dem 1:1 gegen Köln sprach Ole Werner über die Aufgaben, die vor dem Klub liegen.
mit Video vom 21. Mai 2023
Während das Team seine Fans in der Hinrunde teils mit Hurra-Fußball verwöhnte, servierten die Bremer in der Rückserie eher grün-weiße Magerkost. Gala-Auftritten wie dem 3:2-Triumph in Dortmund oder dem 5:1-Kantersieg gegen Gladbach stehen bittere Pleiten wie die späten 1:2-Niederlagen gegen Schalke und Leipzig gegenüber. Erinnerten die Werder-Auftritte zu Saisonbeginn teils an einstige Erfolgszeiten, wirkten die Darbietungen in 2023 wie ein Rückfall in maue Abstiegskrampf-Jahre. Kurzum: Der Klassenerhalt ist verdient, weist allerdings manche Schönheitsfehler auf.
Dem dünnen Werder-Kader ging die Puste aus
Zur Wahrheit gehört jedoch auch: Konnte Werner personell lange überwiegend aus dem Vollen schöpfen, ging dem dünnen Werder-Kader zum Saisonende hin immer mehr die Puste aus. Statt also weiter am Limit der eigenen Möglichkeiten zu spielen, schleppten die Bremer sich über die Ziellinie – und lieferten eine wenig mutmachende Vorschau auf die kommende Spielzeit.
Denn dass sowohl Niclas Füllkrug als auch Marvin Ducksch weiter gemeinsam für die Bremer auf Torejagd gehen, ist schwer vorstellbar – erst recht mit Blick auf die klamme Werder-Kasse. Einen oder gar beide auch nur ansatzweise gleichwertig zu ersetzen, dürfte eine Mammutaufgabe für die Werder-Macher werden.
Hinzukommt der schon seit gefühlten Ewigkeiten dringend benötigte neue Sechser. Und auch die wackelige Defensive, die sich im Schnitt mehr als zwei Gegentore pro Partie fing, schreit nach Verstärkungen. Das berühmt-berüchtigte verflixte zweite Jahr nach dem Aufstieg, es stellt Werder somit schon jetzt vor immense Herausforderungen.
Mehr zu Werder Bremen:Niclas Füllkrug stand beim 1:1 gegen den 1. FC Köln erstmals wieder für die Bremer auf dem Platz. Der Klassenerhalt ist nun sicher – seine Zukunft allerdings nicht.
mit Video vom 21. Mai 2023
Laut Polizei haben rund 9.000 Menschen an dem Fanmarsch teilgenommen. Während der Aktion hat es immer wieder Verstöße gegen das Verbot von Pyrotechnik gegeben.
mit Video vom 20. Mai 2023
Dieses Thema im Programm: buten un binnen mit Sportblitz, 21. Mai 2023, 19:30 Uhr