Stark erstmals mit der Werder-Binde: "Sie lag auf meinem Platz"
In Abwesenheit des verletzt ausgefallenen Kapitäns Marco Friedl übernahm Niklas Stark das beim SV Werder Bremen weiterhin vakante Amt des Stellvertreters - und war "wirklich" stolz darüber.
Führte Werder gegen Köln als Kapitän aufs Feld: Niklas Stark. IMAGO/Nordphoto
Wer denn letztlich dafür verantwortlich war, wusste Niklas Stark selbst nicht so genau: "Wahrscheinlich Bobo", sagte der Verteidiger des SV Werder Bremen - und meinte damit Zeugwart Boban Aleric, der in der Mannschaftkabine offenbar für die Zuteilung der Kapitänsbinde zuständig ist. "Sie lag auf meinem Platz", berichtete Stark jedenfalls, wie er selbst darüber in Kenntnis gesetzt wurde, dass er sein Team beim 2:1-Heimsieg gegen den 1. FC Köln zumindest rein formell anführen würde.
Zuständig für die Vergabe jener Kapitänsbinde dürfte wiederum Cheftrainer Ole Werner gewesen sein, der allerdings weiterhin kein großes Thema aus der Besetzung des Bremer Co-Kapitäns macht: "Das spielt für uns wirklich keine Rolle. Wir haben einen Kreis von Führungsspielern." Zuletzt hatte bereits Leiter Profifußball Clemens Fritz angedeutet, dass man die ungeklärte Situation "vielleicht erstmal offenlassen" wolle.
"Nicht so schwerwiegend": Werners Hoffnung bei FriedlDass die Binde überhaupt zum Thema wurde, lag ja hauptsächlich daran, dass der eigentliche Kapitän Marco Friedl aufgrund von "Problemen in der Rippenmuskulatur" gar nicht zur Verfügung stand. Als der Österreicher bei der zurückliegenden 2:4-Niederlage in Heidenheim aus Leistungsgründen zur Halbzeit ausgewechselt wurde, hatte indes Christian Groß die Binde übernommen. Doch der stand diesmal nicht in der Bremer Startelf. Ob er das Kapitänsamt sonst erneut ausgefüllt hätte? Werner: "Er hat nicht von Anfang an gespielt, deshalb habe ich mich damit nicht beschäftigt."
Fraglich ist, wie lange Friedl Werder noch fehlen könnte; dafür müsse man die für Montag vorgesehenen Untersuchungen abwarten: "Es ist wieder eine Bauchmuskelgeschichte", erklärte Werner: "Wir gehen nicht davon aus, dass es so schwerwiegend ist wie die vergangenen Male. Es ist eine andere Stelle." Bereits während der Zweitliga-Saison und der diesjährigen Vorbereitung war der 25-Jährige aufgrund ähnlicher Verletzungen ausgefallen.
Stark und die Binde: "Eine Ehre - also, wirklich jetzt"Friedls Vertreter Stark wollte seine neue Rolle einerseits nicht überbewerten: "Das hätten viele machen können, ich war diesmal der Glückliche - aber das war eine Teamleistung, jeder hat seinen Teil beigetragen." Andererseits wurde jedoch auch seine enorme Wertschätzung für das Amt bei Werder deutlich. "Natürlich ist es eine Ehre und etwas ganz Besonderes, die Binde für diese Mannschaft und den Verein zu tragen - also, wirklich jetzt", sagte der 28-Jährige - und betonte doch: "Marco ist unser Kapitän. Wenn er zurückkommt, habe ich auch keinen Groll, das Amt wieder abzugeben."
Weniger Verständnis zeigte der Werder-Verteidiger wiederum für die "manchmal zu negative Stimmung" von außen, die angesichts des ausbaufähigen Bremer Saisonstarts (Pokalaus, drei Punkte aus vier Ligaspielen) allmählich aufzukommen drohte - und von der sich auch die Mannschaft nicht vollends frei machen kann. "Man spürt, dass man sich dann etwas schwertut, auch mal negativ ist und denkt: Komm wieder hoch, sei positiv. Das war diese Woche schon sehr zu spüren, deswegen war der Sieg jetzt auch so eine Erleichterung."
Zeit für Werder-Entwicklung: "Man muss an uns glauben"Gerade aufgrund mehrerer spät vollzogener Transfers des Klubs warb Stark weiter um mehr Zeit und Geduld für Entwicklung am Osterdeich. Erst generell: "Man muss trotzdem an uns glauben. Wir sind im zweiten Jahr nach dem Aufstieg, das muss man im Hinterkopf haben." Und dann aus persönlicher Perspektive: "Ich weiß aus eigener Erfahrung, dass es am Anfang nicht so einfach ist, in das Spiel hineinzufinden", erklärte der vor einem Jahr verpflichtete Profi - der erst mit einer Verspätung Stammspieler wurde. Nun war er erstmals Werder-Kapitän.
Tim Lüddecke