Weltuntergangsuhr steht jetzt bei 90 Sekunden vor Mitternacht

25 Jan 2023
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"Doomsday Clock":Weltuntergangsuhr auf 90 Sekunden vor Mitternacht vorgerückt

25. Januar 2023, 13:17 Uhr

Lesezeit: 2 min

Enthüllung des aktuellen Stands der Weltuntergangsuhr

Mitglieder des "Bulletin of the Atomic Scientists" enthüllen den aktuellen Stand der "Doomsday Clock".

(Foto: ANNA MONEYMAKER/Getty Images via AFP)

Noch nie standen die Zeiger der symbolischen "Doomsday Clock" näher an der globalen Katastrophe als jetzt - das hat nicht nur mit dem Ukraine-Krieg zu tun.

Von Christoph von Eichhorn

Wissenschaftler des "Bulletin of the Atomic Scientists" haben die Zeiger der symbolischen Weltuntergangsuhr von 100 Sekunden vor Mitternacht auf 90 Sekunden vor zwölf vorgerückt. Noch nie standen die Zeiger der "Doomsday Clock" damit näher an Mitternacht als Anfang 2023. Eine globale Katastrophe ist somit nach Ansicht der Forscher wahrscheinlicher als jemals zuvor.

Diese Einschätzung hat vornehmlich mit dem Krieg in der Ukraine zu tun. "Russlands kaum verhohlene Drohungen, Nuklearwaffen einzusetzen, erinnern die Welt daran, dass eine Eskalation des Konflikts - durch Unfall, Absicht oder Fehleinschätzung - ein fürchterliches Risiko darstellt", schreibt das für die Uhr zuständige Gremium der "Atomic Scientists". Die Wahrscheinlichkeit, dass der Konflikt außer Kontrolle geraten könnte, bleibe hoch. Eine weitere akute Gefahr geht von den Kämpfen um die Atomanlagen von Tschernobyl und Saporischschja aus: Dadurch werde die Freisetzung von radioaktivem Material riskiert.

Mit dem Krieg habe Moskau jahrzehntealte Vereinbarungen gebrochen, etwa jene, die Unabhängigkeit und Souveränität der Ukraine zu respektieren, so das Gremium weiter. Auf dem Spiel stehe nun die europäische Sicherheitsarchitektur, die seit dem Zweiten Weltkrieg weitgehend gehalten habe. Zudem lasse das Vorgehen Russlands internationale Normen erodieren, wie Staaten miteinander umgehen sollten.

Der Vertrauensverlust bringe auch bisherige Erfolge zur Abrüstung in Gefahr: So weist das Doomsday-Gremium darauf hin, dass einer der letzten Verträge zur nuklearen Abrüstung, "New START", 2026 ausläuft, sofern die Verhandlungen darüber nicht wieder aufgenommen werden.

Die Welt investiert weiter in fossile Brennstoffe

Nicht zuletzt habe die russische Invasion auch die internationale Bereitschaft zur Zusammenarbeit gegen den Klimawandel verringert, wie Klimawissenschaftler Sivan Kartha vom Stockholm Environment Institute erklärte. In Europa habe man 2022 neben dem Ausbau erneuerbarer Energien eine "frenetische Suche" nach neuen Erdgasquellen erlebt. Die verstärkten Investitionen in Erdgas erfolgen nach Einschätzung der "Atomic Scientists" zu einer Zeit, in der solche Investments eigentlich zurückgehen müssten. Zudem seien die Treibhausgas-Emissionen aus der Verbrennung fossiler Rohstoffe im vergangenen Jahr auf einen neuen Rekordwert geklettert, was die CO₂-Konzentration in der Atmosphäre weiter steigen lasse.

Die Wissenschaftler stellen die "Doomsday Clock" seit 1947. Sie soll anschaulich machen, wie nah die Menschheit vor der Selbstzerstörung steht. Anfangs stand die Uhr auf sieben Minuten vor zwölf, begründet mit der Gefahr eines Einsatzes von Atomwaffen. Im Jahr 1953 wurden die Zeiger aufgrund der anhaltenden Konfrontation der Supermächte USA und Sowjetunion auf zwei Minuten vor Mitternacht vorgerückt. 1991, nach Ende des Kalten Krieges, standen die Zeiger bei 17 Minuten vor Mitternacht und damit bislang am weitesten von der Katastrophe entfernt. Seit 2007 berücksichtigt das "Bulletin" auch den Klimawandel in seiner Prognose, was die Zeiger in Kombination mit anderen Gefahren erneut in Richtung Mitternacht wandern ließ. Von 2020 bis 2022 standen sie auf 100 Sekunden vor der Katastrophe, dieser bisherige Rekordwert ist nun übersprungen.

Mit Material von epd

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